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Warum Stephanie Prünte in Schwerte um die katholische Kirche kämpft
Kirchen-Skandal
Missbrauchsskandale, Vertuschungen, unzeitgemäße Sexualmoral – die katholische Kirche steht in der Kritik. Viele Mitglieder reagieren mit Austritten. Doch Stephanie Prünte (52) will kämpfen.
Seit vielen Jahren ist Stephanie Prünte (52) im Pfarrgemeinderat St. Marien, der verantwortlich für alle katholischen Pfarrgemeinden in Schwerte ist, aktiv. Im November 2021, mitten in einer Phase schwerwiegender Kritik an der katholischen Kirche, entschloss sie sich, einen großen Schritt zu machen.
Während verstärkt Gläubige der katholischen Kirchen in Deutschland den Rücken zuwenden – enttäuscht von den starren Macht-Strukturen, die von ihnen dringend geforderte Reformen verhindern – ließ sich Stephanie Prünte zur Vorsitzenden des Pfarrgemeinderates wählen.
Zeit für Veränderungen ist gekommen
Ihre Motivation zu diesem Schritt ist ein klares „Jetzt erst recht“. Denn die 52-Jährige hat das Gefühl, dass die starren Strukturen bröckeln, dass die Kritik die Kirchenmächtigen so getroffen hat, dass die Zeit für Veränderungen gekommen ist.
„Kirche ist für mich ein Raum, in dem ich meinen Glauben in Gemeinschaft leben und gestalten kann, in dem ich aber auch Kritik über darf“, sagt sie. „Für mich ist ganz wichtig, dass dort alle einen Platz finden, egal welcher Herkunft, egal welchen Geschlechts oder welcher sexueller Neigung.“
Rolle der Frauen muss gestärkt werden
Das bedeutet für Stephanie Prünte zum Beispiel ganz klar, dass die Rolle der Frauen in den Gemeinden deutlich gestärkt werden soll. „Wir reden nicht über eine Päpstin oder das Ende des Zölibates.“ Es gehe vielmehr um Rechte in der Gemeinschaft der Gläubigen.
Aber das sei eine harte Arbeit. „Wenn man sich heute in der Kirche engagiert, muss man sich schon rechtfertigen“, sagt Stephanie Prünte. Sie hat mit vielen Menschen, die die Kirchen verlassen haben, gesprochen.
Auf der untersten Ebene anfangen
„Diese Menschen glauben ja immer noch an Gott, sie sind aber nicht mehr Teil der Gemeinschaft, und das ist traurig“, sagt die 52-Jährige. Und das geht in ihren Augen auch nicht. Wer an Gott glaubt, für den müsse es auch einen Platz in der Kirche geben.
Doch wie sollen die Gläubigen wieder zurück in die Kirche geholt werden? „Indem man vorlebt, was man sich selbst unter Kirche vorstellt“, erklärt Stephanie Prünte. In ihrem Wunsch, die Kirche zu erneuern, glaubt sie, Konflikte vermeiden zu können. „Wir müssen uns nicht in eine Eskalation hineinstreiten“, sagt sie.
Aber die Erneuerung der Kirche werde nicht von oben kommen, glaubt sie. „Da müssen wir bei uns, auf der Ebene der Gemeinden anfangen.“
Holger Bergmann ist seit 1994 als freier Mitarbeiter für die Ruhr Nachrichten im Dortmunder Westen unterweg und wird immer wieder aufs neue davon überrascht, wieviele spannende Geschichten direkt in der Nachbarschaft schlummern.
