
© Heiko Mühlbauer
Warum die Polizei bei jeder Party im Bandidos-Heim in Westhofen die Besucher kontrolliert
Polizei-Einsätze
Zweimal im Jahr feiern die Bandidos in Westhofen. Immer mit großem Polizeiaufgebot. Selten finden die Beamten bei den Kontrollen etwas. Doch nicht alle Partys laufen friedlich ab.
Still und leise waren die Bandidos 2006 mit ihrem Clubheim nach Westhofen gezogen. Damals war bereits ein Internet-Versandhandel für Kleidung und Accessoires der Motorradszene in dem Gebäude an der Reichshofstraße ansässig. Seitdem leben die Bandidos mit und in Westhofen, zumeist friedlich, aber nicht immer.
„Wir sind eine Gruppe, die sich zum Motorradfahren und für Partys trifft“, hatte der Club damals verkündet. Allerdings wollte der Sprecher der Rocker seinen Namen nicht nennen. Denn der Umgang mit der Öffentlichkeit ist in der Szene umstritten.
Und auch die Polizei hat ein durchaus gespaltenes Verhältnis zu den Bandidos. Grundsätzlich sei bei den Feiern in der Vergangenheit wenig passiert, betont Unnas Polizeisprecher Thomas Röwekamp. Und wenn, dann hätten die Beteiligten das offensichtlich unter sich geregelt.
Messerstecherei nach der Schlagerparty
Wie im Oktober, als nach der Schlagerparty ein 33-Jähriger Bandido auf der Reichshofstraße gefunden wurde, den man mit neun Messerstichen - zwar nicht lebensgefährlich, aber doch erheblich - verletzt hatte. So hatte man ihm unter anderem den Trizeps mit einem Stich abgetrennt.
Die Staatsanwaltschaft stieß auf eisernes Schweigen. Weder das Opfer noch potenzielle Zeugen meldeten sich. Ähnliches passierte 2016 ebenfalls bei der Schlagerparty. Damals wurde ein Mitglied der Bandidos aus einer anderen Stadt schwer verletzt. Auch 2016 äußerten sich weder Opfer noch die Zeugen zur Sache. Der Fall wurde bei der Polizei unaufgeklärt zu den Akten gelegt.

Auch am Wochenende gab es wieder Polizeikontrollen auf der Wannebachstraße, weil die Bandidos in Westhofen eine Party feierten. © Bernd Paulitschke
Bei beiden Vorfällen geht die Polizei davon aus, dass sie auf dem Vereinsgelände stattfanden. Denn vor dem Vereinsheim führt die Polizei stets Kontrollen durch. Zumindest bei den zwei Ereignissen im Jahr, zu denen die Bandidos im großen Stil einladen. Das ist die „Noche Mexicana“ im Frühjahr und eine Schlagerparty im Herbst.
Polizei spricht von Waffenhandel und Rotlichtmilieu
„Das sind Einsätze der Kreispolizeibehörde Unna“, erklärt deren Sprecher Röwekamp. Doch sie werden mit der Spezialabteilung für Rockerkriminalität im Polizeipräsidium Dortmund und dem LKA abgestimmt.
Und dort betrachtet man die „Outlaw-Motorcycle-Gangs“ mit Sorge. „Zusammenschlüsse mit hierarchischem Aufbau, selbst geschaffenen Regeln und einer geringen Bereitschaft, mit der Polizei zu kooperieren“, seien sie, heißt es auf der Internetseite der Polizei NRW. Und weiter: „Die Gruppierungen sind insbesondere im (internationalen) Drogen- und Waffenhandel sowie im Rotlichtmilieu aktiv.“
Wie im September 2018, als in Dortmund zwei Bandidos festgenommen wurden, die ein Mitglied eines Libanesischen Clans mit Messern schwer verletzt haben sollen.
Zeigen, dass man an der Szene dranbleibt
Auch deshalb werden die Partys der Rocker von der Polizei begleitet. „Man muss zeigen, dass man an der Szene dranbleibt“, so ein Sprecher der Polizei in Dortmund. Wie groß die Polizeieinsätze auf der Reichshofstraße gefahren werden, hänge von Art und Umfang der Veranstaltung ab.
Grundsätzlich gelte: Bei der „Noche Mexicana“ im Frühjahr sei der Einsatz größer als bei der Schlagerparty, sagt Unnas Polizeisprecher Röwekamp. Denn die Schlagerparty sei eher eine Veranstaltung mit externem Publikum. Bei der „Noche Mexicana“ kämen mehr Clubmitglieder, deshalb habe man dort mehr Kräfte im Einsatz.

Beim Maifest in Westhofen sind die Bandidos schon Mal mit einer Cocktailbar dabei. © Reinhard Schmitz
Der größte Einsatz, den es je dort gab, fand 2009 statt. Damals hatten die Bandidos in Schwerte das zehnjährige Bestehen der Deutschen Abteilung des in den USA gegründeten Clubs gefeiert. Mit Gästen aus dem In- und Ausland. Damals war die gesamte Straße komplett gesperrt.
In Westhofen sind die Rocker als Nachbarn gut gelitten. 2009 hatten sie ihr Vereinsheim sogar den Schützen für einen Kompaniekönigsball zur Verfügung gestellt.
Ist mit Überzeugung Lokaljournalist. Denn wirklich wichtige Geschichten beginnen mit den Menschen vor Ort und enden auch dort. Seit 2007 leitet er die Redaktion in Schwerte.
