
Eveline Berretta, Vorsitzende der Volksbühne Ergste, und Vereins-Pressewart Wolfgang Strauß haben die Funkstille mit der Rohrmeisterei beendet. © Reinhard Schmitz
Volksbühne und Rohrmeisterei einigen sich – Happy End im Kuchenstreit
Premiere im Frühjahr
Sie fühlte sich nicht mehr gewollt. Deshalb hatte die Volksbühne Ergste Anfang des Jahres beschlossen, nicht mehr in der Rohrmeisterei aufzutreten. Jetzt gab es eine Aussprache mit Happy End.
Todernster Stoff steht eigentlich nie auf dem Spielplan der Volksbühne Ergste. Im richtigen Leben mussten die Aktiven aber ein Trauerspiel erfahren, als sie Anfang des Jahres der Rohrmeisterei den Rücken kehrten, weil sie sich in deren Halle ungeliebt fühlten.
Aufführungen fanden nur noch in der Grundschulturnhalle an der Kirchstraße statt. Doch am Ende gab es – wie in den erfolgreichen Komödien – ein Happy End.
Ab Frühjahr 2023 spielt die Volksbühne wieder in der Rohrmeisterei
„Im Frühjahr spielen wir wieder in der Rohrmeisterei, sogar die Premiere“, erklärt die Vorsitzende Eveline Berretta nach einer Aussprache mit Rohrmeisterei-Chef Tobias Bäcker. Beigelegt ist damit der Ärger um seit Jahren steigende Zusatzkosten.
Das Fass zum Überlaufen brachte das plötzliche Verbot, wie gewohnt eigenen Kuchen an die Zuschauer zu verkaufen. Jetzt einigte man sich auf einen Kompromiss, mit dem beide Seiten leben können. „Es entstehen keinerlei Kosten für die Volksbühne“, nennt Eveline Berretta die wichtigste Zusage. Weder für Hallenmiete noch für Bühnenmiete oder Reinigung müsse gezahlt werden.
Auch die Technik könne der Verein wieder selbst stellen, ohne auf Personal der Kulturhalle zurückgreifen zu müssen: „Einzig die Gastronomie übernimmt die Rohrmeisterei.“ Deren Küche versorge die Besucher abends mit Getränken, Frikadellen und Bockwürstchen sowie am Sonntag mit Kuchen. Und zwar auf eigenes Risiko, sodass der Verein vorab keine Mengen mehr kalkulieren muss.

In der ausverkauften großen Halle der Rohrmeisterei vor 300 Zuschauern spielen zu können, ist für die Aktiven der Volksbühne Ergste – hier bei der Aufführung des Lustspiels „Seitensprünge" – immer ein besonderes Erlebnis. © Bernd Paulitschke (A)
„Wir haben noch angemerkt, dass genug Bedienung da sein muss, damit die Gäste vor dem Stück Kuchen essen können“, sagt Eveline Berretta, die sich auf die Rückkehr zur Ruhrstraße freut. „Wir brauchen eine Spielstätte in Schwerte“, betont sie: „Ich bin immer gerne mit der Volksbühne in der Rohrmeisterei gewesen.“ Wenn man dort auf der Bühne stehe und auf 300 Leute schaue, dann sei das einfach nur schön, ergänzt Pressewart Wolfgang Strauß.
Rohrmeisterei-Chef Tobias Bäcker schickte eine E-Mail
Die vier Aufführungen im Frühjahr hatten allesamt nur in Ergste stattgefunden. Warum das so war, hatte Eveline Berretta den Besuchern jedes Mal vorab erläutert – auch unter den Augen von Bürgermeister Dimitrios Axourgos und dessen Stellvertreter Hans Haberschuss. Ein paar Tage später wurde sie von einer E-Mail überrascht. Tobias Bäcker habe geschrieben, dass er noch einmal mit der Volksbühne reden möchte.
Persönlich in die Rohrmeisterei zu fahren, lehnte der Vereinsvorstand in einer rasch einberufenen Besprechung ab. Stattdessen wurde eine Videokonferenz gewünscht. „Sagen Sie mal, was Sie anbieten“, leitete Eveline Berretta die Aussprache per Computerbildschirm ein, die letztlich die Kuh vom Eis holte.

Ihre Komödien – hier das Stück „Diagnose Alptraum“ – kann die Volksbühne Ergste ab dem kommenden Jahr auch wieder in Schwerte in der Rohrmeisterei aufführen. © Bernd Paulitschke (A)
„Ich kann das bestätigen“, sagt Rohrmeisterei-Chef Tobias Bäcker zu der Einigung. Nach den „sehr unglücklichen Missverständnissen“ sei alles geklärt: „Die Volksbühne ist ein langjähriger Partner und Kulturveranstalter in der Rohrmeisterei gewesen.“
Am 1. April gibt es erstmals eine Premiere außerhalb von Ergste
Seit rund 15 Jahren gibt es die Zusammenarbeit schon, die nach der kurzen Pause künftig fortgesetzt werden kann. Allerdings erst ab dem nächsten Jahr, weil wegen der Kurzfristigkeit für die Herbstaufführungen 2022 keine gemeinsamen Termine mehr frei waren. „Jubel, Trubel, Eitelkeiten“ ist deshalb ab dem 5. November nur vier Mal an der Kirchstraße zu sehen.
Doch die nächste Premiere – und das gab es noch nie außerhalb von Ergste – findet dann am 1. April in der Rohrmeisterei an der Ruhrstraße statt. „Die November-Termine 2023 sind auch schon gebucht“, sagt Eveline Berretta.
Reinhard Schmitz, in Schwerte geboren, schrieb und fotografierte schon während des Studiums für die Ruhr Nachrichten. Seit 1991 ist er als Redakteur in seiner Heimatstadt im Einsatz und begeistert, dass es dort immer noch Neues zu entdecken gibt.
