Am Vorabend (7.3.) des Weltfrauentages brachte die Konzertgesellschaft Schwerte mit „Sjaella“ ein herausragendes weibliches Vokalensemble auf die Bühne der Rohrmeisterei. Am nächsten Tag ging es für den Sechser aus Leipzig auf seiner Tour weiter nach New York.
Im ersten Programmteil zeigten die drei Sopranistinnen, eine Mezzosopran-, eine Alt- und eine Kontraalt-Stimme gesangliches Können und einfühlsame Interpretation, stellten Werke der Renaissance modernen Kompositionen gegenüber.
Naturthemen und Mythologie
Die sechs jungen Sängerinnen lenkten den Blick auf die Welt der Natur und der Mythologie, aber auch des Liebeslebens. Dabei zeigten sie sich durch tiefgreifende Selbstmoderationen dem Publikum zugewandt. Umfassend nahmen sie sich der Musik Henry Purcells an, der in seiner Semi-Oper „The Fairy Queen“ Shakespeares Sommernachtstraum vertonte. Über rhythmisch-perkussive Laute des Ensembles erhoben sich Einzelstimmen, zart und wohltönend, doch gleichzeitig den Saal ausfüllend.
Erklingt bei Purcell zunächst eine antike Rachegöttin, so hatte sich 170 Jahre zuvor Clément Janequin des Gesangs der Vögel angenommen. Die „Nachtigall“ ließen die jungen Frauen erklingen und reichten die Melodien durchs Ensemble, immer wieder Vogellaute imitierend. Trotz neuzeitlicher Flatterzungen-Effekte erinnerte „Dolce Canatvi“ der US-amerikanischen Komponistin Caroline Shaw an den sakralen Charakter alter Musik.
Henry Purcell und Shakespeare
Den als Figuren angelegten Jahreszeiten aus Purcells „Fairy Queen“ wiesen die Sängerinnen im Solo-Part von Frühling bis Winter absteigende Stimmlagen zu, bereiteten diesen sanfte, dem Charakter der Witterung entsprechende Klangteppiche. „Uh“ – wie ein Windhauch hauchte es durch das herbstliche Blätterbett. Zur Alt-Melodie gesellte sich, ein Stilmittel alter Musik, eine glockenhelle Oberstimme.
So preisen die allegorischen Figuren ihre Vorzüge dem Feenkönig Oberon. Seiner Gattin Titania gewidmet sind die Melodien einer „Charming Night“. Alle Register zogen die Damen, entfalteten ganz ohne chorische Besetzung beeindruckende Klangfülle in rascher Tonfolge. Nach amouröser Heimlichkeit wiegt schließlich der Geist des Schlafes die Elfenkönigin. Mit den Fingern über Glasränder kreisend erzeugten sie Sphärenklänge zum anschwellenden Gesang der meditativen Komposition „Stars“ des Letten Ēriks Ešenvalds.
Nordische Mythen
Volksliedern aus dem Norden Europas widmete sich „Sjaella“ im zweiten Teil. Bordunhafte Liegetöne begleiteten den Gesang eines norwegischen Hochzeitsmarsches. Mythologische nordische Figuren wie die „Huldra“ aus Norwegen zeigten sich, eine Schönheit, die jedoch von hinten hohl ist und einen Tierschwanz hat.
Einen bösartigen Riesen aus Dänemark konnte Svend Nordmand in einem an Piratenlieder erinnernden Abenteuer-Song überlisten. Wogend im Kreis schwankten die Sängerinnen, bewegte sich Mezzo-Solistin Marie Charlotte Seidel herausfordernd wie eine Seeräuber-Jenny.
Das Lied „Our wedding day“ stammt aus Irland. Mit ihrer tiefen Stimme beeindruckte Helene Erben, teils mit Nachhall gestützt; gälische Einwürfe steuerte Luisa Klose bei. Elemente erinnerten an „Scarborough Fair“, Begleitstimmen halfen der Solistin, gesanglich als Adler zu fliegen.
Nächster Stop New York
Im vergangenen Jahr arbeiteten die Sechs mit der amerikanischen Komponistin Paolo Prestini zusammen, gingen mit ihr auf Mexiko-Tournee. Am 14. März, immer noch in der Thematik des Weltfrauentages, folgen sie ihrer Einladung nach New York und geben dort gemeinsam ein Konzert im Hauptquartier der UNO. Ein Glücksfall für Schwerte, dass dieses Ensemble von Weltruf noch einmal in die Ruhrstadt gekommen ist!
Weiter geht es mit einer Sternstunde und der Pianistin Schaghajegh Nosrati am Bösendorfer Flügel. Die Bochumerin mit iranischen Wurzeln ist am Sonntag (30. April) bei der Konzertgesellschaft Schwerte zu Gast. Beginn ist um 11 Uhr. Der Eintritt kostet 20 Euro, im Vorverkauf ermäßigt. Karten gibt es unter kgs-schwerte.de