Dass an der Peter-Weiss-Gesamtschule in Unna derzeit kaum etwas wie vor der Pandemie läuft, hätte vermutlich niemand erwartet. Doch Zahlen des Landes zeigen auf, dass an der PWG schon im Schuljahr vor Corona jede zehnte Stunde ausgefallen ist.

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Spitzenreiterin aus Unna: Jede zehnte Schulstunde fällt aus

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Eine „kleine Anfrage“ des Unnaer Landtagsmitgliedes Hartmut Ganzke offenbart erhebliche Unterrichtsausfälle an den Schulen im Kreis bereits vor der Corona-Pandemie. Der SPD-Mann sieht Handlungsbedarf.

Unna

, 06.01.2022, 17:15 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die Peter-Weiss-Gesamtschule ist traurige Spitzenreiterin in einer Auswertung, die SPD-Landtagsmitglied Hartmut Ganzke nun mit Zahlen der Regierung vorgenommen hat. Etwa jede zehnte Unterrichtsstunde (10,5 Prozent) sei dort im Betrachtungszeitraum ersatzlos ausgefallen. Und das liege nicht an der Pandemie.

Die „kleine Anfrage“ der SPD-Fraktion im Landtag brachte Zahlen aus dem Schuljahr 2018/19 zutage - dem ersten Schuljahr nach dem Regierungswechsel von Rot-Grün zu Schwarz-Gelb und zugleich dem letzten Schuljahr vor dem ersten Corona-Lockdown.

Hartmut Ganzke (SPD) hält die Schulpolitik der schwarz-gelben Landesregierung für gescheitert und belegt dies mit Zahlen zum Unterrichtsausfall im Schuljahr 2018/19.

Hartmut Ganzke (SPD) hält die Schulpolitik der schwarz-gelben Landesregierung für gescheitert und belegt dies mit Zahlen zum Unterrichtsausfall im Schuljahr 2018/19. © Alexander Heine

Die Gesamtschule in der Unnaer Stadtmitte scheint erheblich von Unterrichtsausfällen betroffen zu sein. Aber auch andere Schulen in Unna und im Umland stehen schlecht genug dar, dass Ganzke Handlungsbedarf erklärt. So seien an der Werner-von-Siemens-Gesamtschule in Unna-Königsborn 6,1 Prozent der Unterrichtsstunden ohne Vertretung entfallen.

Weitere Schulen, die Ganzke in der Betrachtung seines Wahlkreises aufgefallen sind, sind die Gesamtschule am Gänsewinkel in Schwerte (6,8 Prozent) und in Holzwickede sogar ein Gymnasium, nämlich das Clara-Schumann-Gymnasium mit 6,1 Prozent.

Die Zahlen, mit denen das Schulministerium auf die Anfrage der SPD geantwortet hat, mögen im aktuellen Schuljahr 2021/22 nicht mehr taufrisch erscheinen, sind aber wohl doch die aktuellsten, mit denen man das Thema beleuchten kann. Distanzunterricht, Schulschließungen und Quarantäneverfügungen durch Corona machen die jüngeren Daten eher wertlos für die Frage, um die es den Genossen ging.

Gymnasien haben oft mehr Reserven

Bei der Auswertung sind Ganzke zwei Trends ins Auge gefallen: Zum einen scheint es so, dass die Zuverlässigkeit, mit der Schulen den geplanten Unterricht erteilen können, auch von der Schulform abhängt. Gymnasien stünden in aller Regel besser da als Gesamt-, Real- und Hauptschulen. Ganzke belegt dies mit dem Beispiel des Pestalozzi-Gymnasiums in Unna, das im Betrachtungszeitraum nur 1,9 Prozent der Stunden ersatzlos ausfallen lassen musste. Eine zweite Auffälligkeit besteht in der Lage: Schulen in eher „schwierigen“ Stadtvierteln haben demnach oft größere Unterrichtsausfälle.

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Ganzke sieht einen Zusammenhang zwischen dem Ausfall der Stunden und der grundsätzlichen Ausstattung der Schulen mit Personal. Als Reaktion fordert seine SPD nun, die Schulen personell besser auszustatten und den Beruf des Lehrers attraktiver zu machen.

Gleiche Einstiegsgehälter an allen Schulformen

Konkret schlägt sie dazu etwa die Einführung der Entgeltstufe A13 als einheitliches Einstiegsgehalt für Lehrkräfte aller Schulformen vor. „Eine Grundschullehrerin verdient zum Berufseinstieg etwa 640 Euro weniger pro Monat als ihre Kollegin am Gymnasium. Das ist ungerecht und macht andere Schulformen im Vergleich zu Gymnasien unattraktiv“, sagt Ganzke.

Die Regierungsfraktionen in Düsseldorf lehnen den Vorstoß für eine Anpassung der Gehälter bislang allerdings ab, beklagt Ganzke. Generell nutzt Ganzke die Situation für eine Kritik an der Landesregierung: Sie sei „mit dem Versprechen einer Unterrichtsgarantie kläglich gescheitert“, sagt Hartmut Ganzke. Und: „Es reicht eben nicht, den Unterrichtsausfall mit einem aufwendigen Verfahren, für das sogar zusätzliches Personal in den Schulen gebunden wird, nur zu messen. Man muss auch etwas dagegen tun.“

Von den Schulen in Unna war nach Ganzkes Einwurf noch keine Reaktion zu erhalten - wegen der Ferien sind sie nur eingeschränkt zu erreichen. Die Bezirksregierung Arnsberg zeigt auf, dass die Personalausstattung der Schulen vielleicht auch durch großzügigere Stellenpläne nicht automatisch verbessert würden: Auch unter Lehrern gebe es inzwischen einen Fachkräftemangel, der je nach Fächerkombination unterschiedlich stark ausgeprägt ist.

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