Es ging ganz schnell: ein Aufheulen des Motors, gefolgt von Lärm und einem lauten Knall. Ein 86-jähriger Schwerter ist am Dienstag (4. März) mit seinem Pkw in eine Hauswand an der Eintrachtstraße in der Schwerter Innenstadt gefahren. Der Fahrer wurde glücklicherweise nur leicht verletzt, weitere Personen waren nicht betroffen. Doch der Unfall hätte in diesem hoch frequentierten Bereich der Eintrachtstraße (Höhe Hausfelder und Rottler) auch schlimmer ausgehen können. Noch ist die Unfallursache ungeklärt, die Ermittlungen der Polizei dauern an.
84-Jährige fährt im Februar gegen Hauswand
In jüngster Vergangenheit gab es in Schwerte und Umgebung allerdings mehrere Unfälle, bei denen Seniorinnen oder Senioren am Steuer saßen. Es ist eine zumindest gefühlte Häufung, die uns dazu veranlasst hat, einen Blick auf einige Fälle zu werfen – und bei der Polizei nachzufragen.
Erst Anfang Februar war eine 84-Jährige in eine Hauswand in Ergste gefahren, nachdem sie nach der Ausfahrt aus dem Kreisverkehr Ruhrtalstraße/Lange Straße die Kontrolle über ihren Wagen verloren hatte. Die Frau verletzte sich bei dem Unfall schwer.

Auch Unfälle in Dortmund und Fröndenberg
Nur ein paar Tage später fuhr eine Seniorin mit ihrem Auto in eine Hecke an der Hagener Straße in Dortmund-Hombruch. Die Fahrerin krachte auf ihrer Fahrt in mehrere parkende Fahrzeuge, bevor sie in der Hecke zum Stehen kam. Und auch in der Nachbarstadt Fröndenberg kam es im vergangenen November zu einem Unfall, als ein 90-jähriger Autofahrer einen Pkw übersah, in dem eine Mutter mit ihrem Kleinkind saß.

Ein dramatischerer Unfall ereignete sich zudem im Februar 2024, als ein 83-Jähriger einen 7-jährigen Jungen auf dem Schulweg in Dortmund-Höchsten erfasste und dabei lebensgefährlich verletzte. Der Fahrer fuhr damals über eine rote Ampel und beging anschließend Fahrerflucht. Das Kind wurde bei dem Unfall rund 100 Meter „bei unveränderter Geschwindigkeit“ mitgeschleift. Der Fahrer wurde letztlich angeklagt. In der Anklageschrift hieß es, dass der Fahrer aufgrund „körperlicher und geistiger Gebrechen fahruntüchtig“ gewesen sei.

Aufklärung durch die Polizei
„Schon seit einigen Jahren existiert eine Absprache zwischen der Kreispolizei und der Fahrerlaubnisbehörde Unna“, erklärt die Kreispolizeibehörde Unna dazu. „Verkehrssicherheitsberaterinnen und -berater der Polizei suchen Verunfallte zu Hause auf und führen mit ihnen Aufklärungsgespräche. In diesen möchten sie die Seniorinnen und Senioren dazu bringen, sich ein Leben ohne ihr Auto vorstellen zu können – auch wenn die Fahrerlaubnis für viele ältere Menschen sehr essenziell ist, da sie für sie Freiheit sowie Unabhängigkeit bedeutet.“
Diese Gespräche hätten das Ziel, gemeinsam nach Lösungen zu suchen und ein Umdenken zu bewirken. Wenn Senioren nach einem solchen Aufklärungsgespräch keine Einsicht zeigten, würden die zuständigen Behörden tätig. Denn um eine Fahrerlaubnis zu entziehen, müsse die Fahreignung überprüft werden.
„Bei Erkrankungen werden zunächst die zuständigen Ärzte angeschrieben und über Art und Ausmaß der Erkrankung befragt. Außerdem können Fahrstunden angeordnet oder die Fahrtstrecke eingeschränkt werden. Die betroffene Person bekommt dann einen Auflagenbescheid, der mitzuführen ist.“
Regelmäßige Check-Ups beim Arzt
Laut Polizei-Pressesprecherin Nadine Richter können sich Senioren auch regelmäßigen Check-Ups beim Arzt unterziehen und einfache körperliche Übungen machen, um die Verkehrssicherheit aufrechtzuerhalten.
„Den Hausarzt auf die Fahreignung anzusprechen und sie ihn einordnen zu lassen, kann ebenfalls hilfreich sein.“ Zudem böten einige Fahrschulen spezielle Fahrstunden für Senioren an. Auch ein Fahrsicherheitstraining könne mehr Sicherheit im Umgang mit dem eigenen Fahrzeug geben, erläutert Richter.
Grundsätzlich weist die Kreispolizeibehörde Unna darauf hin, dass jeder Straßenverkehrsteilnehmer sich selbstkritisch hinterfragen sollte, ob er oder sie noch in der Lage ist, sicher am Verkehr teilnehmen zu können.