
Wie geht es ukrainischen Kindern an Schwerter Schulen? Das Thema wurde im Schulausschuss besprochen. Schulleiter Dirk Schnitzler erzählte vom Schulalltag an der ASS. Hier gibt es sogar ein Patensystem. © Martina Niehaus (A)
Ukrainische Kinder an Schwerter Schulen: Ist genug Platz da?
Schulausschuss
Geflüchtete Kinder aus der Ukraine sind inzwischen auch an Schwerter Schulen aufgenommen worden. Wie gut es im Alltag funktioniert und welche Probleme auftauchen, wurde im Ausschuss besprochen.
Wie geht es den Kindern aus der Ukraine an den Schulen in Schwerte – gibt es genügend Platz, und wie klappt es mit dem Unterricht? Fragen zu diesem Thema beantworteten Schulleiter Dirk Schnitzler (Albert-Schweitzer-Grundschule) und Schulleiterin Eva Graß-Marx (Gesamtschule Gänsewinkel) in der letzten Sitzung des Schulausschusses (11.5.).
Zunächst erklärte Schulverwaltungsamtsleiter Peter Kranhold, dass die Lage insgesamt noch „entspannt“ sei. „Die Kinder werden gut mitgenommen, sie haben Ansprechpartner.“ Bisher habe man nur positive Rückmeldungen bekommen. „Sie fühlen sich wohl“, erklärt Peter Kranhold.

An Schwerter Schulen sind inzwischen schon mehrere ukrainische Mädchen und Jungen aufgenommen worden. © Martina Niehaus (A)
Die Meldungen zum Schulunterricht seien einheitlich geregelt worden. „Alle arbeiten Hand in Hand miteinander, aus Verwaltungssicht keine besonderen Vorkommnisse.“ Doch die Kapazitäten könnten knapp werden, wenn deutlich mehr Kinder kommen.
Geflüchtete syrische Kinder helfen ukrainischen Kindern
Dirk Schnitzler ist Schulleiter der Albert-Schweitzer-Grundschule. Dort sind inzwischen vier ukrainische Kinder aufgenommen worden. Die Kinder kommen mit dem Bus zur Schule.
„Unser Bus-Transfer funktioniert auch gut, es ist in einem fremdem Land für die Kinder ja nicht so einfach, zu Schule zu kommen.“ Eine Art „Shuttle-Service“ sei eingerichtet, bei dem auch geflüchtete Kinder aus Syrien, die bereits länger in Schwerte zur Schule gehen, helfen würden.
Die Stadt hat den Schulen besonderes Lernmaterial zur Verfügung gestellt, denn besonders die Umstellung vom kyrillischen Schreibsystem auf die romanische Schrift sei eine Herausforderung. „Unsere Wünsche bezüglich der Materialien sind seitens der Stadt erfüllt worden“, sagt Dirk Schnitzler.
Sprachunterricht ist eine Herausforderung
Die deutsche Sprache selbst ist jedoch ebenfalls eine Herausforderung. So fragte Achim Riggert vom Integrationsrat nach, wie man die Kinder in dieser Hinsicht konkret unterstütze. Glücklicherweise, so Schnitzler, gebe es an vielen Schulen Kollegen, die ukrainisch oder russisch sprechen können.
An der ASS kümmern sich sogar Kinder, die mit der Sprache vertraut sind, um die Neuankömmlinge. „Die Kinder befinden sich in einer Klasse, wo mindestens ein Kind dabei ist, das russisch oder ukrainisch spricht. Es kommen nicht alle geballt in eine Klasse, damit die Kinder besser deutsch lernen. Das funktioniert bis jetzt ganz gut.“

Dirk Schnitzler, Leiter der Albert-Schweitzer-Schule. © Martina Niehaus
Für den Sprachunterricht, der viermal wöchentlich stattfinde, würden die Kinder dann aus einem anderen Fach, zum Beispiel Musik, herausgezogen. Eine weitere Lehrkraft werde zeitnah über das Land eingestellt. Mathematisch seien die ukrainischen Schüler den anderen übrigens „weit überlegen“, wie der Schulleiter nach wenigen Tagen festgestellt hat. „Die Ukraine ist das Silicon Valley Europas“, sagte er.
GSG: Erst Willkommensgruppe, dann regulärer Unterricht
An der Gesamtschule Gänsewinkel hat mal inzwischen vier Kinder aufgenommen. Das erzählte Schulleiterin Eva Graß-Marx, die die Ausschusssitzung als Besucherin verfolgte. „Die Kinder sind vorrangig im sechsten Jahrgang. Wir haben anfangs eine kleine Willkommensgruppe gebildet, begleitet von einer ukrainischen Lehrkraft.“
Nach und nach würden die Kinder dann in die Klassen überführt – „sobald wir das Leistungsniveau einschätzen können.“ Inzwischen seien die Kinder im regulären Unterricht, mit zehn Stunden Förderunterricht.

Eva Graß-Marx ist Schulleiterin der Gesamtschule Gänsewinkel. © Martina Niehaus (A)
Das Problem: Bereits vorher habe es 18 Kinder mit Förderbedarf an der GSG gegeben. Diese Gruppe ist jetzt auf 22 angewachsen. „Normalerweise sind 15 bis 18 Kinder in einer Sprachfördergruppe.“ Sie versuche aber, noch Ressourcen zu bekommen und eine weitere Kraft einzustellen.
„Im Moment sucht man im Grenzbereich noch nach einer guten Lösung“, erklärte die Schulleiterin.
Die Frage ist, was passiert, wenn noch deutlich mehr Flüchtlingskinder kommen. Wie sich die Situation an den anderen Schwerter Schulen darstellt, wird die Verwaltung jetzt abfragen. Dazu sagte erster Beigeordneter Tim Frommeyer: „Es werden aktuell noch nicht alle Kinder beschult. Aber bisher gibt es noch keine Meldungen von Schulen mit Kapazitätsgrenzen.“
Begegnungen mit interessanten Menschen und ganz nah dran sein an spannenden Geschichten: Das macht für mich Lokaljournalismus aus.
