Kuba-Reise

Schwerter Schulleiter trifft Sohn von Che Guevara: „Da ist man schon aufgeregt“

Wie spricht man mit dem Sohn einer Legende? Auch wenn Rebellenanführer Che Guevara umstritten ist, war es ein besonderer Moment, in Kuba auf dessen Sohn zu treffen.

Schwerte

, 14.06.2022 / Lesedauer: 3 min

Eine kleine Villa aus den Fünfzigern sei das Elternhaus von Camilo Guevara, „so ein schicker Bungalow“, erinnert sich Heiko Klanke. Der Schulleiter des Friedrich-Bährens-Gymnasiums hat den 60-jährigen Camilo Guevara dort, in einem Vorort von Havanna, getroffen.

Camilo ist eines von vier Kindern Che Guevaras. Der marxistische Revolutionär und Guerillaführer, der ein Anführer der Rebellenarmee der Kubanischen Revolution war, wurde 1967 von der bolivianischen Armee gefangengenommen und kurz darauf erschossen. Da war Camilo fünf Jahre alt.

Als sein Vater stirbt, ist Camilo Guevara fünf Jahre alt

Ernesto „Che“ Guevara, der mit 39 Jahren starb, ist keine unumstrittene Figur. Trotzdem ist er nicht nur auf Kuba zum Mythos geworden. „Manche verehren Che Guevara wie einen Heiligen. Man ist also schon ein bisschen aufgeregt, wenn man sich mit dem Sohn einer solchen Legende trifft“, gibt Heiko Klanke zu.

Er ist ein Mythos: Menschen mit Flaggen und einem Bild von Ernesto „Che“ Guevara bei der traditionellen Parade zum „Tag der Arbeit“ auf dem Revolutionsplatz in der kubanischen Hauptstadt Havanna. © picture alliance / Desmond Boylan/AP/dpa

Beim Treffen in seinem Elternhaus habe sich Camilo Guevara als sehr „offener, herzlicher Mensch“ gezeigt. Er sei „bescheiden, nett und freundlich“ gewesen. Der 60-Jährige arbeitet im „Centro de Estudios Che Guevara“, in dem das Andenken an seinen Vater bewahrt und historisch aufgearbeitet wird. Das Haus liegt genau auf der anderen Straßenseite.

Berühmter Vater ist ambivalente Persönlichkeit

Die Verständigung mit dem 60-Jährigen sei anfangs nicht ganz einfach gewesen. „Er hat gesagt, sein Englisch sei noch schlechter als sein Russisch“, erzählt Heiko Klanke und lacht. Doch eine Mitarbeiterin habe dann als Dolmetscherin vermittelt. „Denn mein Spanisch ist leider sehr rudimentär“, sagt der Schulleiter.

Auch der berühmte Vater sei Gesprächsthema gewesen, erinnert sich Klanke: „Che Guevara ist natürlich eine ambivalente Persönlichkeit. Camilo hat mir gesagt, er habe ihn immer als guten Vater empfunden.“

So sieht er ohne Maske aus: Camilo Guevara bei der Eröffnung einer Fotoausstellung in Wien. © picture-alliance/ dpa

Der Kontakt zu Camilo Guevara ist über Friedhelm Böcker, den Vorsitzenden der Kuba-Stiftung, entstanden. Der Grund für den Besuch, der bereits im April stattfand, liegt aber auch in der jahrelangen Schulpartnerschaft des Friedrich-Bährens-Gymnasiums mit dem „Instituto Preuniversitario José Miguel Pérez Pérez“ begründet. „Wir haben da ein gutes Netzwerk aufgebaut, und inzwischen sind viele Freundschaften entstanden“, erzählt Heiko Klanke.

Solar-Projekt soll Schule unabhängiger machen

Über Systemgrenzen hinweg lernten Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer sich kennen. Die Menschen auf Kuba seien stolz, aber vor allem auch „total herzlich“, erzählt Klanke. Man improvisiere viel und helfe sich gegenseitig. Die Solidarität sei sehr groß.

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Ein zentrales Problem an der Partnerschule ist gerade die Energiegewinnung. Die Stromerzeugung läuft auf Kuba zumeist über fossile Brennstoffe wie Öl. Dinge, die an deutschen Schulen selbstverständlich sind, also Licht und Strom rund um die Uhr, sind dort keine Selbstverständlichkeit.

Zurzeit entwickeln die Schülerinnen und Schüler des FBG im Projekt-Kurs Technik mit Klanke eine eigene Solaranlage. Gemeinsam mit Schwerter Firmen soll ein Modell entwickelt werden, das später tatsächlich auf dem Dach der Schule angebracht werden kann.

Besuch im früheren Wohnzimmer des „Commandante“: Heiko Klanke übergibt eine Mini-Solaranlage an Camilo Guevara. © privat

„Das Thema erneuerbare Energien interessiert Camilo Guevara sehr“, erzählt Klanke. Also habe er ein kleines Solarmodell, das seine Schüler im Unterricht selbst gebaut und gelötet hätten, zu seinem Besuch in Havanna mitgebracht und Guevara symbolisch übergeben. „Darüber hat er sich sehr gefreut.“

Nächste Kuba-Reise ist in Planung

Für das Solar-Projekt, das unter anderem von dem Maschinenbauunternehmen Wilo und der ITS Ingenieur-Technik Scholz GmbH unterstützt wird, werde gerade der Energiebedarf der Schule berechnet. „Wir suchen noch Unterstützer und Förderer“, sagt Heiko Klanke.

Die Mädchen und Jungen der Kuba-AG freuen sich auf jeden Fall schon wieder auf die nächste Kuba-Reise, die für diesen Herbst geplant ist – nach zwei Jahren Zwangspause wegen der Pandemie. „Momentan schauen wir, wann und wie wir die Flüge buchen können“, sagt der Schulleiter.

Und dann kann die Reise hoffentlich bald losgehen. Klanke: „Der Austausch mit Kuba ist uns sehr wichtig. Und unsere Jugendlichen lernen nebenbei noch eine wichtige Sache: Wie privilegiert wir hier sind.“

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