Der Zehnjährige, der am Donnerstagmorgen (28.9.) von einem unbekannten Mann angesprochen worden ist, steht am Nachmittag desselben Tages zusammen mit seiner Mutter Kerstin S.* (37) noch einmal an der Stelle, an der es passiert ist. „Genau hier war es“, sagt der blonde Junge mit den Sommersprossen. Und zeigt auf die Stelle, an der die Theodorstraße in den Holzener Weg einmündet. „An der Ecke hat er gestanden.“
Als der Fünftklässler auf dem Weg zur Schule, aus der Theodorstraße kommend, nach rechts in den Holzener Weg abbiegen wollte, habe der Fremde ihn gefragt: „Möchtest du einen Schokoriegel? Dann musst du mit mir in mein Auto kommen.“ Wir hatten darüber berichtet – die Polizei hat den Vorfall unserer Redaktion gegenüber bestätigt. Der Junge zeigt auf die leere Parkbucht, die erste in der verkehrsberuhigten Spielstraße. „Da stand sein Auto, ein dunkler Mercedes. Ich bin dann ganz schnell weggelaufen.“
Kerstin S. legt ihrem Sohn den Arm um seine Schultern. „Ich musste ihn später aus der Schule abholen“, erzählt die 37-Jährige, die selbst als Integrationskraft an einer Schule arbeitet. Auch sie ist noch sichtlich geschockt von dem Geschehen.

„Lauf schnell weg“
Der Zehnjährige war zur nächsten Fußgängerampel gerannt, weil dort mehrere Menschen standen. „Nach dem ersten Artikel vergangene Woche hatte ich ihm gesagt: Wenn dich mal einer anspricht, lauf weg, so schnell du kannst. Dahin, wo andere Leute sind“, sagt Kerstin S. „Ich bin froh, dass er so reagiert hat.“
In der Schule sei der Zehnjährige direkt in die Mensa gelaufen. „Ein Mitarbeiter, dem hab ich das erzählt. Er hat unseren stellvertretenden Schulleiter gerufen, und dann kam auch direkt mein Klassenlehrer.“
Die Polizei kam zur Schule und befragte den Jungen. „Die waren nett. Sie haben mir auch gesagt, dass ich alles richtig gemacht habe“, sagt er stolz. Und danach habe er zunächst weiter in der Schule bleiben wollen.
Doch dann habe er vom Fenster seines Klassenzimmers aus den Mann wieder gesehen, erzählt der Fünftklässler. „Meine Klasse ist da oben, über dem TFG-Banner“, zeigt er auf die Schule. „Und von da aus hab ich ihn gesehen. Das war so in der dritten oder vierten Stunde. Er stand am Tor und guckte auf den Schulhof.“ Vier weitere Kinder hätten den Mann gesehen. Ob es stimmt, oder ob der Junge in seiner Angst eine andere Person mit dem Unbekannten verwechselte, ist nicht bestätigt.
Fest steht, dass der Zehnjährige an diesem Donnerstag früher von der Schule abgeholt werden musste. Denn beim Mittagessen in der Mensa meinte er, den Mann wieder draußen gesehen zu haben, und begann zu weinen. „Er konnte gar nicht mehr sprechen, als ich ihn abholte“, sagt seine Mutter.

„Was hätte er mit mir gemacht?“
Der Vorfall ist nicht er erste dieser Art: Vergangenen Donnerstag, exakt eine Woche zuvor, hatte ein unbekannter Mann einen Elfjährigen nach der Schule an der Esso-Tankstelle am Holzener Weg aufgefordert, in sein Auto zu steigen. Auch hier handelte es sich um einen dunklen Mercedes. Der Mann, circa 60 Jahre alt, mit grauen Haaren, wurde von den Kindern ähnlich beschrieben.
Inzwischen hat sich der Schüler wieder ein wenig erholt. Seine Mutter ist froh, dass er über die Sache redet. Und sie hofft, dass der Zehnjährige seine Angst irgendwann überwindet. „Ich bin jetzt erst einmal froh, dass bald Ferien sind“, sagt sie.
Sie streichelt ihm über den Kopf. „Er hat mich gefragt: Mama, was hätte der Mann mit mir gemacht, wenn ich eingestiegen wäre?“ Sie weiß bis jetzt nicht genau, was sie ihrem Kind darauf antworten soll.
*Kerstin S. und ihr Sohn sollen anonym bleiben. Ihre vollen Namen sind unserer Redaktion bekannt.
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