Taschendiebe im Kreis Unna aktiv wie lange nicht In einer Stadt ist es besonders schlimm

Taschendiebe aktiv wie lange nicht: Kripo-Chef appelliert an Bürger
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Es sind besorgniserregende Fallzahlen: Im Kreis Unna sind im vergangenen Jahr wieder besonders viele Taschendiebstähle passiert. Dass die Fälle zunehmen, hat nicht nur mit dem Ende der Corona-Pandemie zu tun. Die Polizei versucht aufzuklären, auch mit ungewöhnlichen Methoden.

Fast jede dritte Tat in Unna

Von einer „sehr unerfreulichen Entwicklung“ berichtete Stefan Heimbuch, Direktionsleiter Kriminalität bei der Kreispolizeibehörde (KPB) Unna, bei der Vorstellung der aktuellen Jahresstatistik. Es gab kreisweit 482 angezeigte Taschendiebstähle im Jahr 2022. 150 dieser Straftaten, also fast jede dritte, ereignete sich in Unna, der einwohnerstärksten Kommune im Zuständigkeitsbereich der KPB.

Dass die Zahl höher liegt als in den beiden Vorjahren, erscheint logisch, da während der Pandemie beispielsweise Weihnachtsmärkte, teils sogar Wochenmärkte ausfielen. 2022 gab es also wieder mehr Gelegenheiten für Langfinger.

Doch auch im langjährigen Rückblick zeigt sich: Taschendiebe sind im Kreis Unna zuletzt besonders aktiv gewesen. So hoch wie im vergangenen Jahr waren die Zahlen sechs Jahre lang nicht. Die Statistik zeigte 2010 und besonders 2011 einen rasanten Anstieg, dann nahmen die Fälle etwas ab, um seit 2017 dann nicht mehr über die 400er-Schwelle zu steigen – bis 2022.

Professionelle Banden

Wenig überraschend liegt die Aufklärungsquote nur bei knapp vier Prozent. Wer bestohlen wird, merkt es meist erst, wenn es zu spät ist. Die Polizei berichtet von professionellen Täterstrukturen, von Dieben, die oft gemeinsam vorgehen. Gibt es Schwerpunkteinsätze dagegen, dann wechseln die Banden kurzfristig den Tatort, um in einer anderen Stadt ihr Unwesen zu treiben.

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„Menschen müssen ihr Hab und Gut schützen“

„Das A und O ist, dass die Menschen ihr Hab und Gut schützen“, sagt Kripo-Chef Stefan Heimbuch. Die Polizei kommuniziert seit Jahren, wie Bürger möglichst verhindern, dass sie Diebesopfer werden. Noch immer aber würden beispielsweise Taschen mit Wertsachen unbeaufsichtigt in Einkaufswagen gelassen.

Die Polizei versucht weiter aufzuklären und auf das Risiko hinzuweisen. Zuletzt sollten Bürger an einigen Orten praktisch über das Thema stolpern: Mit Hilfe einer Schablone sprühten Beamte Warnhinweise in Signalfarbe auf den Boden, zum Beispiel während des Unnaer Weihnachtsmarktes. Prävention also: „Wir bleiben da am Ball“, versichert Polizeisprecher Bernd Pentrop. Es soll weitere Aufklärungskampagnen geben, über Presse, Social Media und in Präsenz auf Märkten oder vor Geschäften.

Tipps zum Schutz vor Taschendieben

Die Polizei veröffentlicht verschiedene Tipps zur Prävention, umfangreich ist etwa die Internetseite www.polizei-beratung.de. Dort sind eine Vielzahl von Maschen aufgelistet, mit denen Täter Opfer ablenken wollen, vom Blumen- über den Rempel- bis zum Geldwechsel-Trick. Zum Selbstschutz vor Dieben können diese Tipps beitragen:

- Gedränge meiden, misstrauisch sein gegenüber Unbekannten, sich nicht ansprechen lassen

- Geld, Schecks, Karten und Papiere immer in verschiedenen verschlossenen Innentaschen der Kleidung möglichst dicht am Körper tragen

- Hand- und Umhängetaschen verschlossen auf der Körpervorderseite tragen oder unter den Arm klemmen

- Praktisch: Brustbeutel, Gürtelinnentasche, Geldgürtel oder am Gürtel angekettete Geldbörse

- Geldbörse nicht oben in Einkaufstasche, -korb oder Einkaufswagen legen, sondern möglichst körpernah tragen

- Handtasche in Restaurant oder Geschäft nie unbeaufsichtigt lassen, auch nicht beim Anprobieren von Schuhen oder Kleidung

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