
© Reinhard Schmitz
Wintereinbruch wie seit Jahren nicht mehr bringt kindliche Freude und elende Schufterei
Wintereinbruch in Schwerte
Ein Wintereinbruch wie seit Jahren nicht mehr packte Schwerte in der Nacht zu Sonntag. Während einige das Wetter genießen konnten, waren andere pausenlos im Einsatz.
Eine Schlittenpartie durch die Fußgängerzone. Die Gassi-Runde mit dem Hund auf Skiern auf der Schwerterheide. Die dicke Schneedecke, die über Nacht auch die Ruhrstadt eingehüllt hat, schien am Sonntagmittag (7.2.) alle nach draußen zu locken. Die Freuden des Winters ließen sich vor der Haustür genießen, ohne in die verbotenen Zonen im Hochsauerland fahren zu müssen.
Das niedlichste Bild bot sich auf dem Cavaplatz: Irgendjemand hatte der bronzenen Pannekaukenfrau, die ein Schneehäubchen auf dem Kopf trug, auch noch einen kleinen Schneemann in ihre Reibekuchen-Pfanne gestellt.
Unter der Schneedecke lauerte eine dicke Eisschicht
Weniger Spaß hatten die Hausbesitzer, die zu einer ungewohnten Form von Frühsport gezwungen wurden. Um die Gehwege freizuräumen, reichte vielerorts der normale Schneeschnieber nicht aus. Die Schneedecke war in ihrer untersten Schicht dermaßen vereist, dass ihr oftmals nur mit Spaten und Sandschaufel beizukommen war, um sie Scholle für Scholle abzutragen. Auch Laternenparker hatten ihre liebe Mühe, den dicken Eispanzer von ihren Autos abzukratzen.

Schlittenfahrt in der Innenstadt. © Reinhard Schmitz
Die Profis vom städtischen Bauhof waren ab 4 Uhr im Dauereinsatz. „Für die Witterungsverhältnisse ist es ganz gut gelaufen“, bilanzierte Einsatzleiter Thomas Kowalewski am frühen Nachmittag. Für ihn war die Nacht noch eher zu Ende gewesen, weil er schon um 3.30 Uhr die Tore aufschließen musste. Dann rückten alle fünf Streufahrzeuge aus: die drei großen und die beiden kleinen. Um 6 Uhr kamen noch die Handstreuer zur Unterstützung dazu, die beispielsweise Treppen, schmale Verbindungswege und Bushaltestellen von Glätte befreien.
Räumfahrzeuge nahmen die Berge rückwärts
Auch den städtischen Lkws machte die tückische Eisschicht unter dem Schnee zu schaffen – vor allem an Steigungsstrecken. Die Fahrer wussten sich aber zu helfen: Sie nahmen diese Abschnitte rückwärts, mit dem Streuteller voran, um sich selbst das Salz vor die Reifen zu streuen. Knifflig war es auch bisweilen, mit dem breiten Räumschild durch zugeparkte enge Straßen wie die Graf-Adolf-Straße zu lenken.
Anwohner könnten darauf achten, genug Platz freizulassen, da die Schneebeseitigung ja auch in ihrem Interesse ist, wünschte sich Thomas Kowalewski.

Die Mitarbeiter vom städtischen Bauhof waren pausenlos im Einsatz. © Reinhard Schmitz
Nach dem festgelegten Streuplan nahmen sich die Bauhof-Mitarbeiter zunächst die rot markierten Straßen vor. Das sind die wichtigsten Verbindungen wie beispielsweise die Hörder-, Schützen- oder Béthunestraße. „Das ist die erste Priorität“, berichtete Thomas Kowalewski: „Wenn die frei sind, kommen die Nebenstraßen an die Reihe.“
Mit einmaligem Streuen und Schneeschieben war es bei dem anhaltenden Schneefall aber nicht getan: „Die roten Straßen sind wir schon dreimal am Tag gefahren, bis sie einigermaßen frei waren.“ Das heißt, wenn die erste Tour nach zweieinhalb bis drei Stunden erledigt war, konnte man dieselbe Strecke erneut abfahren.
Am Montagmorgen geht es wieder los
Noch bis 18 Uhr waren die Räumfahrzeuge im Einsatz. Dann wurde der Winterdienst eingestellt, damit die Fahrer ihre Ruhezeiten einhalten können. Denn: „Am Montagmorgen geht’s um 4 Uhr wieder los – zum Berufsverkehr.“ Viele Autos werden dann gebraucht, damit sie mit ihren Reifen das Salz zermahlen und verteilen. So wird die größte Langzeitwirkung erzielt. Für die Sofortwirkung mischt der Bauhof Flüssigsalz bei.
Um jederzeit einsatzfähig zu sein, hatte die Feuerwehr bei einem Reserve-Löschfahrzeug schon zuvor Schneeketten aufgezogen. In Vorbereitung auf die Witterung würden auch sofort zwei Fahrzeuge ausrücken – falls eines nicht durchkommen sollte. „Und die Rettungswagen haben Schneeketten dabei, die sie im Zweifel sofort aufziehen können“, sagte Moritz Steffan aus der Wache an der Lohbachstraße. Dort war es aber ruhig. Bis auf einen Motorradunfall, der sich gegen 6 Uhr morgens auf der A1 ereignete. Der in der Schnee-Nacht gestürzte Fahrer musste ins Krankenhaus gebracht werden.
Reinhard Schmitz, in Schwerte geboren, schrieb und fotografierte schon während des Studiums für die Ruhr Nachrichten. Seit 1991 ist er als Redakteur in seiner Heimatstadt im Einsatz und begeistert, dass es dort immer noch Neues zu entdecken gibt.
