Vor 50 Jahren erhielt Schwerte sein eigenes Hallenbad Ursprünglich am Freischütz geplant

Jubiläum: Vor 50 Jahren erhielt Schwerte ein Hallenbad
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Aller guten Dinge sind drei. Die zwei Fehlstarts, mit denen das Stadtbad an der Béthunestraße am 29. November 1974 eröffnet wurde, sollten sich als gutes Omen erweisen. Erst beim dritten Mal hörten die Sportler des Schwimmvereins und der DLRG auf das Kommando des damaligen Bürgermeisters Werner Steinem (SPD) und sprangen zur Premiere in das frisch gefüllte Becken, das jetzt seinen 50. Geburtstag feiern kann. Eine langlebige Investition war dem Stadtrat mit dem Aufwand von rund 4 Millionen Mark gelungen.

Preisgünstiges Bauunternehmen

Ausnahmsweise mit Straßenschuhen an den Beckenrand treten, sah man die rund 140 Gäste aus Politik, Verwaltung und Sponsoren, die eine Einladung zu dem Festakt bekommen hatten. Umrahmt von Klängen der Royal Irish Rangers Musikkapelle, wurde dem Bürgermeister der symbolische Schlüssel von einem Vertreter der Baufirma Pellikaan aus Erkelenz überreicht. Das als besonders preisgünstig bekannte Unternehmen war von einem Ratsmitglied vorgeschlagen worden, nachdem schon fünf Konkurrenten ihre Angebote abgegeben hatten. Von diesen waren vor der Eröffnung übrigens schon zwei in Konkurs gegangen.

Mit Straßenschuhen an den Beckenrand treten - das durften einmalig nur die offiziellen Vertreter bei der Einweihungsfeier des Hallenbads vor 50 Jahren.
Mit Straßenschuhen an den Beckenrand treten - das durften einmalig nur die offiziellen Vertreter bei der Einweihungsfeier des Hallenbads vor 50 Jahren. © Oskar Neubauer (A)

Die Schwerter Politiker gingen auf Nummer sicher. Bevor sie am 29. Oktober 1973 den Vertrag mit Pellikaan absegneten, hatten sie sich zwei von der Firma gebaute Hallenbäder in Duisburg und Rheinkamp ganz genau angeschaut. Gut Ding wollte Weile haben. Denn seit 1957 hatte die Stadt die Idee eines eigenen Hallenbads in ihrem Finanz- und Aufgabenplan vor sich hergeschoben - ursprünglich vorgesehen übrigens am Waldrestaurant Freischütz. 1966 war als Standort dann die Brachfläche an der damaligen Verbandstraße (heute: Béthunestraße) per Bebauungsplan festgelegt worden. Danach zog sich die Diskussion über Raumprogramme und Planung noch über Jahre hin, derweil die Schüler des Friedrich-Bährens-Gymnasiums zum Schwimmunterricht mit Bussen ins Hallenbad Dortmund-Hombruch gekarrt werden mussten.

Bauzeit nur 42 Wochen

Doch am 25. Januar 1974 wurde es sichtbar ernst auf der Baustelle. Die Bagger begannen, die gigantischen Gruben für Lehrschwimmbecken, Springerbecken und Planschbecken auszuheben. Schon fünf Wochen später wurde der erste Beton gegossen, am 22. Juni wehte der Richtkranz über dem Dach, das nach einem damaligen Vergleich ausgereicht hätte für 32 normale Wohnungen. Nach nur 42 Wochen Bauzeit konnte schließlich am 15. November 1974 das Wasser in die Becken eingelassen werden. „Bauarbeiter schneller als die Ratsvertreter“, titelten die Ruhr Nachrichten.

Der damalige Langzeit-Bürgermeister Werner Steinem (l.) nahm den symbolischen Hallenbad-Schlüssel von einem Vertreter der Baufirma Pellikaan entgegen.
Der damalige Langzeit-Bürgermeister Werner Steinem (l.) nahm den symbolischen Hallenbad-Schlüssel von einem Vertreter der Baufirma Pellikaan entgegen. © Oskar Neubauer (A)

Mit einem Tag der offenen Tür begann am 2. Dezember 1974 der offizielle Bäderbetrieb. Bestaunt werden konnte dabei auch das lichtdurchflutete Hallenbad-Café im Eingangsbereich. Nicht nur die Schulen, auch die Wassersport treibenden Vereine hatten endlich ihre Heimat in der Ruhrstadt gefunden. Und unter dem Bad entstand auf fast 500 Quadratmetern das Jugendzentrum „Wasserkeller“, das Zeit seines Bestehens immer wieder für Schlagzeilen sorgen sollte.

Ursprünglich hatte die Stadt einen Hubboden für den Schwimmunterricht in das Hallenbad einbauen lassen, der aber schon nach kurzer Zeit wieder entfernt wurde.
Ursprünglich hatte die Stadt einen Hubboden für den Schwimmunterricht in das Hallenbad einbauen lassen, der aber schon nach kurzer Zeit wieder entfernt wurde. © Oskar Neubauer (A)

Der damalige Stadtarchitekt Erich Stein dankte den Vertretern der ausführenden Firma ganz besonders, „weil sie bemüht waren, der Stadt nicht Einzelheiten und Extras zu verkaufen, sondern ein gebrauchsfertiges Bad zum Verkaufspreis zu erstellen“. Es sei ihr gelungen, ein Bad zu planen und zu errichten, in dem der Pflege- und Unterhaltungsaufwand auf ein Minimum reduziert worden sei. Nur der 150.000 Mark teure Hubboden wurde schon nach anderthalb Jahren wieder ausgebaut, da er nach Auffassung des Bauausschusses zu hohe Betriebskosten erforderte und zudem überflüssig sei. Er sei nur einmal in der Woche für den Schwimmunterricht der DLRG benutzt worden.

Bereits vorher hatten sich die Bad-Mitarbeiter dafür eingesetzt, einen zentnerschweren Tresor aus ihrem engen Aufenthaltsraum loszuwerden. Das im Rathaus ausgemusterte Erbstück für das Wechselgeld blockierte so viel Platz, dass die 14 Beschäftigten sich nicht an einen Tisch setzen konnten, um mit Mettbrötchen und „kalter Ente“ (Sekt und Weißwein mit Zitrone) das einjährige Bestehen des Hallenbads zu feiern. Die Bilanz: 155.569 zahlende Besucher (besonders beliebt war das Planschen bei Unterwasser-Beleuchtung) passierten die Kassen und noch einmal so viele Kinder beim Schulschwimmen - alles unfallfrei.

Seit 2011 wird das Stadtbad von den Stadtwerken Schwerte bewirtschaftet.
Seit 2011 wird das Stadtbad von den Stadtwerken Schwerte bewirtschaftet. © Reinhard Schmitz

Damit es so bleibt, haben die Stadtwerke Schwerte, die das Bad seit 2011 bewirtschaften, in diesem Jahr sogar ein Anti-Ertrinkungssystem installieren lassen. Per Smartwatch warnt es das Aufsichtspersonal, wenn es zu gefährlichen Situationen in und am Becken kommt. „Das Stadtbad liegt uns am Herzen, denn hier lernen die meisten Schwerter Kinder Schwimmen. Genau wie Energie, Wasser und Glasfaser gehört es zu den zentralen Bausteinen der Daseinsvorsorge“, erklärt Stadtwerke-Geschäftsführer Sebastian Kirchmann. Und Bürgermeister Dimitrios Axourgos (SPD) stellt in seiner Gratulation fest, dass das Stadtbad sich im gesellschaftlichen und sportlichen Leben etabliert habe.

Judo im früheren Jugendzentrum

Neben dem Schwimmunterricht werden die Becken für Training, Wettkämpfe und Schulungen der Schwimm- und Tauchvereine genutzt. Das frühere Hallenbad-Café ist zum Sitz des Stadtsportverbands, der Vertretung der Schwerter Sportvereine, geworden. In die Räume des von der Stadt geschlossenen Jugendzentrums Wasserkeller sind die Aktiven des Bujutsu- und Judo-Klubs eingezogen.

Poolparty am 9. Februar

Die Geburtstagsfeier für das Stadtbad verlegen die Stadtwerke in die ruhigere Zeit nach dem trubeligen Advent. Für den 9. Februar (Sonntag) laden sie zu einer großen Poolparty ein.