Stadt Schwerte plant neue Siedlungen und eine Sportanlage – vier Vereine sollen umziehen

© Bernd Paulitschke

Stadt Schwerte plant neue Siedlungen und eine Sportanlage – vier Vereine sollen umziehen

rnSchützenhof und FAB-Gelände

Gleich zwei Sportplätze sollen mit Wohnhäusern und einem Supermarkt überbaut werden. Dafür will die Stadt ein neues Sportzentrum an der Peripherie bauen.

Schwerte

, 13.11.2018, 04:30 Uhr / Lesedauer: 3 min

Mit so viel Interesse hatte Bürgermeister Dimitrios Axourgos nicht gerechnet. Um allen Interessenten im Bürgersaal des Rathauses einen Sitzplatz zu verschaffen, mussten noch Stühle herangeschafft werden.

Was die Zuhörer erwartete, war dann in der Tat ein großer stadtplanerischer Entwurf.

200 neue Wohneinheiten

Dort, wo sich heute noch die Brachfläche des ehemaligen Spaßbades befindet, und auf dem Gelände, auf dem der Sportplatz des VfL, das Taubenheim und die Halle der Sportschützen sind, sollen ein riesiger Lidl-Markt, eine Kindertagesstätte und 200 neue Wohnungen oder Einfamilienhäuser gebaut werden.

Bislang sind die Pläne nur ein Entwurf: So könnte das Gelände von Spaßbad und Schützenhof künftig aussehen. In Rot der Lidl mit der unten angebauten Kita, unten Mehrfamilienhäuser und rechts dann Reihen und Einfamilienhäuser.

Bislang sind die Pläne nur ein Entwurf: So könnte das Gelände von Spaßbad und Schützenhof künftig aussehen. In Rot der Lidl mit der unten angebauten Kita, unten Mehrfamilienhäuser und rechts dann Reihen und Einfamilienhäuser. © Bernd Paulitschke

Bei der Kindertagesstätte handelt es sich um die städtische Einrichtung Tausendfüßler, die an der Konrad-Zuse-Straße nach dem Abriss des Rathauses 2 mittlerweile in einem Gewerbegebiet mit Tankstelle und Waschstraße liegt. In ersten Verhandlungen habe Lidl zugestimmt, die Kita zusammen mit dem Discounter zu bauen. Der Lidl würde mit seinen 14.112 Quadratmetern Verkaufsfläche einer der größten Discounter in Schwerte werden.

Bei der Wohnbebauung soll es sich um eine Mischung der bisher von der GWG für dieses Gelände vorgeschlagenen mehrgeschossigen Mietshäuser, Eigentumswohnungen und Einfamilienhäuser handeln.

Neuer Sportplatz am Wandhofener Bruch

Im Gegenzug plant die Stadt eine neue Sportanlage im zukünftigen Gewerbegebiet am Wandhofener Bruch, das einst als Erweiterungsfläche für Hoesch vorgesehen war. Die neue Sportanlage könne dann neben dem VfL, dem Taubenverein und den Sportschützen auch dem TuS Wandhofen und den Beachvolleyballern des VV Schwerte eine Heimat bieten.

So könnte die neue Sportanlage in Wandhofen an der Eisenbahnlinie aussehen. Neben dem Hauptplatz, werden ein Kleinfeld (r.) vier Beachvolleyballfelder, ein Vereinsheim (grau) und eine Halle für Taubenzüchter und Sportschützen (rot) angelegt.

So könnte die neue Sportanlage in Wandhofen an der Eisenbahnlinie aussehen. Neben dem Hauptplatz, werden ein Kleinfeld (r.) vier Beachvolleyballfelder, ein Vereinsheim (grau) und eine Halle für Taubenzüchter und Sportschützen (rot) angelegt. © Bernd Paulitschke

Der jetzige sehr ramponierte Ascheplatz des TuS Wandhofen in der Nähe der Ruhr würde dann ebenfalls für die Wohnbebauung vermarktet.

VfL-Schwerte-Vorstand dafür

„Wir haben in den vergangenen zwei Monaten viele Gespräche geführt“, erklärte der Bürgermeister Axourgos. Und die meisten Vereine konnte man offensichtlich für den Plan gewinnen. So stellte sich VfL-Vorsitzender Günther Thurau in der Versammlung demonstrativ hinter das Projekt. Und auch Heinz-Friedrich Bodenstein vom TuS-Wandhofen war zufrieden mit der angestrebten Lösung. Lediglich der Vorsitzende der Sportschützen, Klaus Bielefeld, lehnte die Pläne rigoros ab.

„Dies ist nur der Auftakt, um die Planung vorzustellen. Im weiteren Verlauf werden noch weitere Veranstaltungen dieser Art folgen“, sagte Axourgos. Und auch David Weber von der Stadtplanung betonte: „Dies ist noch kein fertiges Konzept.“

Fast neun Hektar Land überplant

Immerhin überplant die Stadt auf diese Art fast neun Hektar Land. Denn die Fläche von Allwetterbad und Stadion am Schützenhof beträgt alleine 4,6 Hektar. Die neue Sportanlage ist etwa 3 Hektar groß und der Sportplatz in Wandhofen immerhin noch 1,2 Hektar.

Bei den Finanzen setzt die Stadt auf den Verkauf der beiden Sportplätze und des FAB-Geländes, um die Investitionen für die neuen Sportanlage zumindest größtenteils zu refinanzieren.

Problem Altlasten auf dem Schützenhof

Doch es gibt durchaus auch Probleme, die gelöst werden müssen. So befindet sich unter dem Sportplatz am Schützenhof eine alte Hausmülldeponie. „Um Wohnbebauung und einen Kindergarten dort anzulegen, muss saniert werden“, so Weber. Und auch über den Hochwasserschutz muss man sich zumindest neue Gedanken machen.

Das gleiche gilt für die Gewerbeflächen, die man für die Sportanlage opfern will. Das Grundstück dafür in Wandhofen gehört übrigens der kreiseigenen Wirtschaftsförderungsgesellschaft und nicht der Stadt selber.

Nachbarn vom Eschenweg enttäuscht

Und nicht zuletzt muss man sich mit den Anwohnern am Eschenweg auseinandersetzen. Die waren am Montagabend wenig erfreut über den Discounter als neuen Nachbarn. Denn bislang trennt sie von Sportplatz und bisheriger Bebauung ein kleines Wäldchen. Das fand sich zumindest in den ersten neuen Plänen nicht wieder.

Ratsparteien begrüßten Vorstoß und Diskussion

Überraschend war hingegen die breite Zustimmung, die vonseiten der Ratspolitik signalisiert wurde. Fast alle Parteien begrüßten zumindest den Vorstoß der Verwaltung, der bereits im Ältestenrat mit den Vorsitzenden diskutiert worden war. Lob gab es auch für die frühe Informationsveranstaltung, der Stadtverwaltung, sogar von den Grünen, die bislang eher gegen eine Bebauung des FAB-Geländes waren.

Doch bis die Pläne umgesetzt sein können, wird noch viel Wasser die Ruhr und den Mühlenstrang hinab fließen. Denn derart große Räder zu drehen, dauert auch bei politischer Zustimmung seine Zeit. Alleine, um Planungsrecht dort zu schaffen, werde es wohl zwei Jahre dauern, meint Stadtplaner Weber. Und bis dahin können sich auch die Kritiker des Plans einbringen. Am Dienstagabend im Bürgersaal waren sie aber deutlich in der Minderheit.