
© Reinhard Schmitz
Mysteriöse Deckel auf der Hagener Straße: Sollen sie Parker vertreiben?
Parken in Schwerte
Halteverbot gilt auf dem unteren Abschnitt der Hagener Straße zwischen Spielhalle am Markt und St.-Viktor-Apotheke. Dort hat die Stadt Kunststoffdeckel anbringen lassen. Was hat es damit auf sich?
Auf einmal waren sie da: Dunkelgraue Deckelchen reihen sich auf der Fahrbahn der Hagener Straße. Auf dem zur Einbahnstraße erklärten Abschnitt zwischen der Spielhalle am Markt und der St.-Viktor-Apotheke begleiten sie in nahezu regelmäßigen Abständen den Bürgersteig.
Etwa einen halben Schritt vom Bordstein entfernt zieht sich ihre Linie deutlich sichtbar über den Asphalt. „Was ist dort angebracht worden?“, fragen sich viele Autofahrer, die benachbarte Geschäfte besuchen.
Verdacht: Sind darunter Bodenhülsen für neue Absperrpoller?
In diesem Bereich hat die Stadt ein Halteverbot erlassen und seit dem Bürgermeisterwechsel im Rathaus verstärkte Kontrollen durch das Ordnungsamt angekündigt. Sogar mit dem Einsatz eines Abschleppdienstes wurde von der Überwachungsbehörde gedroht.
Manche glaubten deshalb schon, dass sich unter den neuen Deckelchen Bodenhülsen befinden könnten. Sollten in diese Vertiefungen Poller gesteckt werden, um die Fahrbahn so stark zu verengen, dass Parken unmöglich wird, ohne den Durchgangsverkehr lahmzulegen?

Eigentlich soll dort niemand parken – aber immer wieder ist das Teilstück der Hagener Straße zwischen der Spielhalle am Markt und der St.-Viktor-Apotheke mit abgestellten Fahrzeugen zugestellt. © Reinhard Schmitz
„Nein“, sagt Ingo Rous, Pressesprecher der Stadt Schwerte. Darauf deutet eigentlich schon die Marken-Inschrift „Bosch“ auf den runden Kunststoff-Teilen hin. Der Autozulieferer ist weniger dafür bekannt, Absperrsysteme und andere Straßenmöbel zu produzieren. Mehr für elektronische Komponenten für den Straßenverkehr.
„Bei den entdeckten ,Deckelchen´ im Boden der Hagener Straße handelt es sich um Sensoren, die im Rahmen von Digitalisierungsmaßnahmen dort eingelassen worden sind, um ihre Funktion zu testen“, klärt der Stadtsprecher auf. Sie könnten beispielsweise die Lenkung der Verkehrsströme unterstützen.
Sensoren sollen bald freie Behindertenparkplätze anzeigen
Die Maßnahme steht im Zusammenhang mit dem sogenannten „Internet of Things“ (engl. „Internet der Dinge“), das eine Vernetzung zwischen Menschen und elektronischen Systemen anstrebt. Laut Internet-Enzyklopädie Wikipedia geht es darum, bedeutsame Informationen aus der realen Welt automatisch zu erfassen und in einem Netzwerk verfügbar zu machen.
Die Stadt sehe diese Sensortechnik als eine große Chance für die Verkehrssteuerung, sagt Sprecher Ingo Rous. Insbesondere könnte man sie als Bürgerservice nutzen – beispielsweise, um freie Parkplätze online im Internet zu zeigen: „Hier möchten wir kurzfristig mit der Ausstattung der Behindertenparkplätze im Innenstadtbereich starten.“
Ob die Sensoren auch die Politessen darauf aufmerksam machen könnten, wenn an der Hagener Straße verbotswidrig Autos geparkt sind? Dazu dienten sie den Angaben zufolge nicht. Außerdem heißt es aus dem Rathaus: „Die Testphase ist abgeschlossen, sodass die Sensoren wieder entfernt werden können.“
Reinhard Schmitz, in Schwerte geboren, schrieb und fotografierte schon während des Studiums für die Ruhr Nachrichten. Seit 1991 ist er als Redakteur in seiner Heimatstadt im Einsatz und begeistert, dass es dort immer noch Neues zu entdecken gibt.
