Michael Kämmerling verkauft sein Trainingszentrum Nach 40 Jahren in „gute Hände“ abgegeben

Michael Kämmerling verkauft sein Trainingszentrum nach 40 Jahren
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Vor 40 Jahren eröffnete Michael Kämmerling (62) mit seinem Fitnessstudio die erste „Muckibude“ in Schwerte. „Mann“ trug die Haare auch mal gesträhnt, machte Sport in extra-weiten Trainingsleibchen, das Sonnenstudio stand hoch im Kurs, genauso wie gestählte Körper. Der gelernte Kaufmann wagte 1983 den Schritt in die Selbstständigkeit – mit einem Fitnessstudio an der Oberen Meischede.

Zu Beginn Frauentage

Die Räume, eine ehemalige Lagerhalle, wurden weitgehend in Eigenarbeit umgebaut und renoviert. Die Klientel, damals zunächst überwiegend männlich, wollte nur eins: Muskeln aufbauen. „Damals hatte Kraftsport noch so ein Schmuddel-Image“, erinnert sich der heute 62-Jährige. Die wenigen Frauen, die trainierten, kamen zunächst an speziellen Frauentagen.

Sport Peters
Eine Aufnahme aus den 80ern von einer Promo-Veranstaltung vor Sport Peters © Kämmerling

Michael Kämmerling selbst hatte seine Liebe zum Kraftsport schon Jahre zuvor entdeckt. Seit er 16 war, stemmte er Hanteln, machte Klimmzüge, Liegestütze und Kniebeugen. Zum Trainieren musste er nach Hagen fahren, zunächst mit dem Fahrrad, später mit dem Auto.

Schnell zeigte sich: Michael Kämmerling war nicht der einzige Fitness-Begeisterte in Schwerte. Denn schon nach eineinhalb Jahren hatte sein Fitnesscenter 200 Mitglieder. Damit war die ausgebaute Lagerhalle zu klein. Er ging auf die Suche nach neuen Räumen und fand sie an der Hörder Straße.

Partys und Modenschauen

Hier standen ihm zwei Etagen zur Verfügung. Die Frauentage waren Geschichte. Denn ins Fitnessstudio ging man längst nicht mehr nur zum Trainieren. Es fanden Partys oder Modenschauen statt. Hier traf man sich einfach nach der Arbeit, das Training wurde zum gesellschaftlichen Ereignis.

Das Geschäft lief gut und auch das Ladenlokal an der Hörder Straße hatte schnell seine Grenzen erreicht. Schon drei Jahre später zog Michael Kämmerling mit seinem Familienbetrieb in die Bergische Straße um. Seine Frau Anna und später sein Bruder Thomas waren ebenfalls im Unternehmen tätig.

Der Fokus des Fitnesscenters änderte sich bereits in diesen Anfangsjahren. Neben Kraftaufbau ging es jetzt auch immer mehr um Gesundheitssport. Ein Segment, das Michael Kämmerling für sich als Marktlücke erkannt hatte. Denn damit erreichte er nicht nur mehr weibliche Kundschaft, sondern vor allem nicht mehr nur ganz junge Sport-Begeisterte.

Mehr als 1.600 Mitglieder

In der Spitzenzeit hatte das Fitnessstudio mehr als 1.600 Mitglieder. Mit dem Fokus Gesundheitssport wurde die Kundschaft älter, aber auch zahlungskräftiger. Während die großen Fitnessketten immer mehr auf den Preis und großen Umsatz setzten, verlegte sich Kämmerling auf Reha, aufwendigere Trainingsbetreuung und maschinengestütztes Training. Seit neustem gibt es auch Kurse für Kinder.

Schon 1994 hatte Michael Kämmerling die Idee, seine Erfahrung als Unternehmer weiterzugeben. Er gründete zunächst alleine die KWS, eine Unternehmensberatung im Sport und Gesundheitsbereich. 2000 stieg sein Bruder Thomas mit ein, 2013 sein Sohn Marco. „Wir sind die größte Unternehmensberatung in Deutschland im Bereich Physiotherapie“, sagt er heute nicht ohne Stolz.

Die Unternehmensberatung ist aber indirekt auch ein Grund, warum er zum Jahreswechsel sein Sportmedizinisches Trainingszentrum Kämmerling, so der offizielle Name, verkauft hat. Denn Sohn Marco wollte nicht einsteigen und auch Vater Michael arbeitete hier schon lange nicht mehr selbst. Die neuen Inhaber seiner Firma kannte er bereits durch die Tätigkeit als Unternehmensberater.

Käufer ist auch Kunde

Gekauft hat das Trainingszentrum Kämmerling eine Investorengruppe, die in der Fitness- und Gesundheitsbranche langjährige Erfahrung hat und schon etliche ähnliche Unternehmen betreut. Michael Kämmerling berät diese Gruppe seit zwei Jahren im Bereich Physiotherapie. Hier sei sein Lebenswerk in guten Händen, sagt er.

Und die neuen Investoren haben wohl auch einiges vor. Die Öffnungszeiten wurden jedenfalls schon deutlich ausgedehnt. Neue Geräte sind auch schon anvisiert. Und so ganz ohne einen Kämmerling muss das Gesundheitscenter auch nicht auskommen: Anna Kämmerling arbeitet weiter im Laden. Und Michael schaut öfters zum Trainieren vorbei. Denn dafür hat er jetzt mehr Zeit.

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