Eigentlich habe ich ja auch einen Mehrwegbecher für meinen Kaffee und schmiere mir Brote für die Mittagspause. Was ich an einem Tag trotzdem an Müll anhäufen könnte, wollte ich nun wissen.
Eine Viertelstunde, das ist die durchschnittliche Gebrauchsdauer eines Coffee-To-Go-Bechers, schreibt die Verbraucherzentrale NRW in einer Broschüre zum Umgang mit Plastikmüll, die bald auch in der Beratungsstelle in Schwerte ausliegen soll.
Nach den 15 Minuten wandert der Kaffeebecher dann in den Müll, oder schlimmer: in die direkte Umgebung. Das ist nicht nur ärgerlich fürs Auge, sondern verschmutzt auch die Umwelt.
Damit mir das nicht passiert, habe ich meinen Müll heute gesammelt und in eine durchsichtige Tüte gesteckt. Ich wollte wissen: Was häuft sich an einem Tag in Schwerte für mich eigentlich alles so an Plastikfolien, Einwegservietten und Co an? Und wie kann ich das bestenfalls vermeiden?
Haarseifen statt Plastikverpackung im Bad
Der Tag beginnt, ich stehe in der Dusche und quetsche die letzten Reste Shampoo aus der Verpackung. Die besteht aus Plastik, klar, aus was sonst? Jutta Eickelpasch von der Verbraucherzentrale NRW schlägt mir Haarseifen vor. Kommen die mit Wasser in Berührung, kann man das Shampoo ganz leicht in den Händen aufschäumen.
„Die Haarseifen sind noch weit weg vom Verbraucher, werden aber immer mehr zum Trend“, sagt Eickelpasch. Zu kaufen gäbe es die auch in immer mehr Drogerieläden.
Umweltbewusstes Einkaufen könne jeder Verbraucher für sich ja mal ausprobieren, das müsse auch nicht direkt ein vollkommener Austausch von Gewohnheiten sein: „Keiner muss vom einen auf den anderen Tag alles anders machen“, so die Beraterin.
Recycling-Codes machen ein Produkt noch nicht umweltfreundlich
Zurück zum Morgen: Mein Weg zur Redaktion führt über den Bahnhof. Ich pendele mit der Bahn, fahre jeden Tag eine Stunde hin und eine zurück. Da bleibt nach dem Aufstehen wenig Zeit zum Kaffeekochen. Also greife ich heute zum Einwegbecher. Auf dem Deckel prangt ein Recycling-Code. Ist mein Pappbecher mit Plastikdeckel jetzt also umweltfreundlich?
Das kommt darauf an, meint Jutta Eickelpasch: „Unterwegs kommt der Kaffeebecher häufig in die normale Restmülltonne, also später in die Müllverbrennungsanlage.“ So wird der Becher also nicht recycelt.
Alternativen bieten Mehrwegbecher. Die werden zwar regelmäßig getestet, etwa von der Stiftung Warentest, der Aspekt der Nachhaltigkeit sei generell aber bei allen gegeben. „Das Hauptaugenmerk sollte auf dem Mehrweg liegen“, so die Verbraucherberaterin.
Das Mittagessen wird dann gleich dreifach eingepackt
In der Mittagspause laufe ich über den Schwerter Wochenmarkt. Ich möchte mir etwas zu essen suchen. Da ich sonst auch nicht wirklich der Marktgänger bin, steuere ich eine Imbissbude an der Kampgasse an. Schließlich will ich ja auch wissen, was sich an einem Tag alles so an Verpackungsmüll ansammelt.
Meine Salattasche wird dick in Alufolie eingepackt. Darunter schützt sie ein Einwegpapier. Zum Tragen bekomme ich eine Plastiktüte. Und noch eine Serviette hineingelegt.
Zurück auf dem Marktplatz frage ich mich, ob das auch anders geht? Ohne Verpackungen, die möchte ich schließlich auch nicht essen. Auch hier bekommen die Kunden ihr Obst in Tüten gereicht, der Metzger packt die Wurst in Plastikfolie ein, den Käse gibt es - trotz Naturrinde - in beschichtetem Papier.
„Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“
„Ich muss mich beim Einkaufen in gewisser Weise selber erziehen und daran denken, den Mehrwegstoffbeutel mitzunehmen“, sagt Jutta Eickelpasch. Und: „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Auch für die Verkäufer.“
Sie verrät, dass Verbraucher ein Recht darauf haben, etwa an der Wursttheke ihre Waren in mitgebrachte Verpackungen abgefüllt zu bekommen. Man müsse nur wissen, wie. Denn Hygienevorschriften würden die Mitbring-Taktik erschweren:
„Es kann ein Tablett auf die Theke gestellt werden. Das Fleisch kommt dann auf das Tablett, das können Verbraucher auch einfordern.“ So würden im schlimmsten Fall keine Keime, die an mitgebrachten Dosen haften könnten, hinter die Theke gelangen.

Mein Test kompakt in einem Müllsack am Ende des Tages. © Lino Wendhof
Bittere Tagesbilanz in Plastik gehüllt
Am Ende des Tages ziehe ich Bilanz: Der Kaffeebecher, diverse Tüten und Verpackungen, die ich nicht noch einmal nutzen werde, liegen zerknüllt in einem Müllsack. Schlecht fühle ich mich nicht: Das war nur ein eintägiger Probelauf. Ab morgen werde ich wieder mit Mehrwegbecher und Butterbrotdose losfahren. Ganz ohne Verpackung geht es in Schwerte übrigens auch, nur schwieriger:
„Die Verbraucher haben im Geschäft die Wahl. Dafür muss es nicht unbedingt einen Unverpacktladen in Schwerte geben“, schließt Eickelpasch. Man könne schließlich auch damit beginnen, im Supermarkt nur die nicht bereits in Plastikfolie eingeschweißten Tomaten einzukaufen, das würde schon ein Anfang sein.