Viele Medikamente sind weiterhin nicht lieferbar und es kommen immer wieder neue hinzu, bei denen es Probleme gibt. Angesichts der derzeitigen Erkältungswelle ist das für viele Apotheken sowie deren Kundinnen und Kunden eine Katastrophe. Wie sieht die Lage in Schwerte aus?
„Wir haben gar nichts mehr“, erzählt Marta Marek von der Marienapotheke, die besonders von den Lieferengpässen betroffen sei. Carsten Schumacher, Inhaber der Neuen Apotheke und der Adler-Apotheke, berichtet indes, dass die Situation drastisch war, sich aber inzwischen ein wenig entspannt habe.
Das kann die Inhaberin der St. Viktor-Apotheke, Heike Nickolay, nicht bestätigen. Allerdings laufe es mit manchen Medikamenten, wie Ibuprofen-Säften oder Zäpfchen, derzeit besser als noch vor ein paar Wochen. „Das kann nächste Woche aber auch wieder ganz anders aussehen“, erklärt die Apothekerin.
Kinder sind besonders betroffen
Diese unterschiedlichen Sichtweisen könnten auf die unterschiedlichen Standorte der Apotheken zurückzuführen sein. Die Marienapotheke beispielsweise befindet sich direkt unter der Gemeinschaftspraxis der Kinderärzte Dr. Wiggermann und Dr. Kaluza. Laut Marta Marek ist dort vor allem die Situation rund um Kinderarzneimittel unterirdisch – und das betrifft somit beinahe alle Kundinnen und Kunden. Die Apotheke erhalte teilweise nur eine Lieferung von zehn Säften pro Woche, was im Normalfall einem 3-Minuten-Vorrat entspreche, so Marta Marek.
Doch eins haben die drei Apotheken gemeinsam: Andauernd sitzt eine Kollegin oder ein Kollege am Computer und überprüft, ob irgendwo ein Medikament zu bekommen ist. Wenn etwas zufällig vorrätig ist, bestellen sie direkt eine große Menge davon. Carsten Schumacher berichtet, dass es auch einen Austausch zwischen seinen vier Apotheken gebe: Wenn jemand in Dortmund ein Medikament benötige, was es gerade nur in Schwerte gibt, bringe er es selbst dorthin.

Suche nach Lösungen
Viele Kunden müssen aufgrund der Lieferengpässe auf alternative Medikamente zurückgreifen. Auch das ist jedoch mit viel Arbeit verbunden. „Wir stellen alles auf den Kopf, um keinen Patienten unversorgt aus der Apotheke gehen zu lassen“, sagt Marta Marek. Alternative Medikamente müssen mit den behandelnden Ärztinnen und Ärzten abgesprochen werden. Außerdem müssen sie auf die persönlichen Bedürfnisse angepasst sein – vor allem bei Unverträglichkeiten.
Die Marienapotheke hat zwischenzeitlich sogar selbst Zäpfchen gegossen sowie Paracetamol- und Ibuprofensäfte hergestellt. Doch das sei auch keine dauerhafte Lösung, so Marta Marek. Carsten Schumacher entschied sich indes gegen eine eigene Produktion. „Ich weiß ganz genau, wie schlecht das schmeckt“, sagt er und schmunzelt.
Kunden reagieren verständnisvoll
Die Inhaber der Apotheken berichten trotz aller Schwierigkeiten übereinstimmend, dass die Patientinnen und Patienten in der Regel verständnisvoll reagieren, wenn das gewünschte Arzneimittel nicht vorrätig ist. Denn die meisten wissen um die aktuelle Situation. Viele haben auch aus den vergangenen Monaten gelernt und reservieren Medikamente, wenn sie schon im Vorhinein wissen, dass sie sie brauchen werden.
Im Notdienst hat die Inhaberin der Marienapotheke allerdings auch schon extreme Reaktionen erlebt. Eine Familie sei aus Soest nach Schwerte gekommen, um Medikamente für ihr Kind zu bekommen. „Die haben fast geheult vor Freude“, erzählt Marta Marek. Doch auch Tränen der Verzweiflung kommen vor, wenn sie mal nicht helfen kann. „Das tut einem selber in der Seele weh.“

Wunsch nach Unterstützung
Doch der erhöhte Arbeitsaufwand in den Apotheken werde nicht überall gewürdigt, so Heike Nickolay. Stattdessen müsse seit Anfang Februar ein erhöhter Kassenrabatt gezahlt werden. „Das ist zusätzlicher Frust“, sagt sie. Auch die 50 Cent Aufwandsentschädigung, die die Apotheken erhalten sollen, wenn wegen eines Lieferengpasses Arztrücksprache gehalten werden muss, sind laut Marta Marek ein „schlechter Witz“. „Das ist eine Beleidigung für das, was wir jeden Tag leisten“, sagt sie.
Das Geld sei ohnehin die Ursache des Problems, so Carsten Schumacher. Wegen des Kriegs in der Ukraine, der erneuten Corona-Problematik in China und weiteren Faktoren werden die Medikamente und vor allem Kinderarzneimittel wie Säfte in Deutschland zu wenig vergütet. Der Inhaber der Neuen Apotheke ist der Meinung, dass die Hersteller bewusst einen Riegel vorgeschoben haben.
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