Seit 25 Jahren führen Andreas und Martina Woelm ihr „Schmuckkästchen“
Der Friseur von Wandhofen
Vor 25 Jahren eröffnete Andreas Woelm seinen Salon an der Strangstraße in Wandhofen. Die kuriosesten Erinnerungen an sein Handwerk hütet er in einer besonderen Schublade.

Seit 25 Jahren betreiben Andreas und Martina (r.) Woelm ihr Haarstudio A+M an der Strangstraße 29 in Wandhofen. Fast genauso lange werden sie schon unterstützt von Marion Riemer (l.). © Foto: Reinhard Schmitz
Der Kamm mit Wasserwaage wanderte nach kurzer Zeit in die Kuriositäten-Schublade. Genauso wie die schwungvoll geformte Haarsense, die einst als Non-Plus-Ultra angepriesen wurde. „Man hat immer wieder versucht, die Schere zu ersetzen“, erzählt Andreas Woelm, der seit 25 Jahren mit Ehefrau Martina das Haarstudio A+M an der Strangstraße 29 betreibt. Doch das Rad lasse sich eben nicht neu erfinden. Deshalb schwört er weiter auf seine Schere, die aber nicht viel mit ihren Namensvettern in der Küche gemein hat: „Die teuerste kostet weit über 1000 Euro.“
Dafür muss die Schere langlebig sein, während die Wunderwerkzeuge kamen und gingen. Genauso wie die Moden. Als Woelm am 2. März 1993 den Sprung in die Selbstständigkeit wagte, stand bei den weiblichen Kunden die Dauerwelle noch ganz hoch im Kurs. Dagegen ließen sich die Damen ihre ersten grauen Strähnchen an den Schläfen nur in aller Heimlichkeit wegfärben: „Mit Kaminasche oder Zigarettenasche.“
Wochen in Schwarz-Rot-Gold
Heute sind die Wünsche genau umgekehrt. Spätestens seit dem Sommermärchen, der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland 2006. „Was wir in den Wochen schwarz-rot-gold gefärbt haben“, erinnert sich Martina Woelm – so viele wollten sich mit ihren Köpfen als Fan bekennen. Es war die ungewöhnlichste Zeit, die sie in ihrem Berufsleben erlebt hat, das sie mit einer Ausbildung in einem Hennener Salon startete.
Der wurde zum Glücksort auch in Sachen Liebe. Denn ein paar Plätze weiter schnitt und föhnte dort ein netter, gut aussehender Kollege aus Hörde, der 1991 nach der Lehre bei „Mr. Frank“ zum jüngsten Friseurmeister Dortmunds gekürt worden war: ihr späterer Ehemann Andreas Woelm.
„Nachdem wir dort fast ein Jahr zusammengearbeitet hatten, haben wir beschlossen, uns selbstständig zu machen“, erzählt der 49-Jährige. Mehrere Ladenlokale in Iserlohn wurden besichtigt, aber die Wahl fiel schließlich – aufgrund einer Zeitungsannonce – auf den alteingesessenen Salon in Wandhofen: „Wir hatten unser Schmuckkästchen gefunden.“ Es wurde zunächst in Grautönen renoviert, später noch einmal umgebaut für das heutige Blau.
Er gehört zur Dorffamilie
Die Kundschaft aus Hennen folgte dem Scheren-Paar ihres Vertrauens. Nach und nach kamen auch die Wandhofener dazu. Das volle Terminbuch machte Woelm glücklich. Denn es zeigte ihm: Er gehörte dazu zur Dorffamilie. „Als kleiner Junge wollte ich immer Landtierarzt werden, weil ich das so toll fand: Jeder kannte jeden“, verrät er: „Heute bin ich Dorffriseur, und das gefällt mir – ehrlich gesagt – noch viel besser.“ Auch wenn sich da vielleicht nicht jede Mode-Idee so umsetzen lässt, wie sie bei den Seminaren in London, Berlin oder Düsseldorf gezeigt wird. Um sich über die angesagten Trends zu informieren, blättert Woelm sowieso lieber in der „Bravo“. Dann weiß er sofort Bescheid, wenn ein junger Kunde sich in den Sessel wirft und bittet: „Ich möchte die Frisur von Justin Bieber.“
An sein Haar darf nur seine Frau
Und was macht ein Dorffriseur ohne Kollegen in der Nachbarschaft, wenn seine Haarpracht selbst mal wieder zu üppig geworden ist? Nun, dazu gibt es die Friseurin seiner Liebe. „An meine Haare kommt nur Wasser und meine Frau“, betont er. Umgekehrt gilt das übrigens genauso.
Das 25-jährige Bestehen feiert das Haarstudio A+M, Strangstraße 29, am Sonntag, 4. März. Von 14 bis 17 Uhr sind die Kunden zu Kaffee und Kuchen in den Salon eingeladen.