Er hat nicht nur die Stadtinformation aufgebaut: Nach 18 ereignisreichen Jahren als städtischer Touristik-Beauftragter ist Uwe Fuhrmann (64) in den Ruhestand gegangen. Den Vorsitz des Heimatvereins Schwerte behält er weiterhin. © Reinhard Schmitz
Erster Tourismus-Chef
Uwe Fuhrmann geht: Der „bunte Hund der Stadt“ wird Lego-Baumeister
Er schuf den Nachtwächter, den Laternenweg, das Puppentheater: Uwe Fuhrmann war der erste Touristik-Beauftragte der Stadt. Jetzt ist er in den Ruhestand gegangen und widmet sich Legosteinen.
Wann ist Schwerte abgebrannt? Wie hoch ist der schiefe Turm von St. Viktor? Warum hockt die beleuchtete Eule neben dem Eingang der Adler-Apotheke? Wenn es um Fragen der Stadthistorie ging, wusste jeder in der Redaktion einen Rat: Einfach dreimal die Sieben im Rathaus anwählen. Unter dieser Durchwahl meldete sich ein absoluter Kenner der Stadt und ihrer Historie, der städtische Touristik-Beauftragte Uwe Fuhrmann. Doch das wird jetzt auch Geschichte. Der 64-Jährige ist am Freitag (26.2.) in den Ruhestand gegangen. Der „bunte Hund der Stadt“ - wie er sich selbst augenzwinkernd bezeichnet - hatte die nötigen 45 Beitragsjahre für die Rente erreicht.
Seit 2003 hat Uwe Fuhrmann die Touristik-Information aufgebaut
Die Schränke und Regale in der Touristik-Information, die seit der Schließung des Ruhrtalmuseums in den Wuckenhof ausquartiert war, hatte Uwe Fuhrmann schon in den vergangenen Wochen ausgemistet. An der Wand hingen zuletzt nur noch ein überdimensionales Stadtwappen und ein gerahmtes Werbeplakat der Ausstellung „Pop Dreams“, bei der er einmal seine schönsten Schallplattenhüllen im Museum versammelt hatte. Davor, auf dem hölzernen Theken-Winkel, thronte ein ebenfalls rentenreifer dicker Röhren-Monitor, umgeben von bunten Stadtplänen, Infomaterial zum Ruhrtal-Radweg und Broschüren über Westfalen.
Aus Rothenburg op der Tauber brachte Uwe Fuhrmann die Idee der Nachtwächter-Führungen nach Schwerte mit und schlüpfte zehn Jahre lang regelmäßig selbst in die Kutte. © Bodo Brauer (A)
Alles hat Uwe Fuhrmann für seine Kunden, meistens Gäste der Stadt, selbst zusammengetragen. Es gab so gut wie nichts, als am 2. Juli 2003 die Touristik-Information im Alten Rathaus eröffnet wurde. Die Anlaufstelle war eine Idee des damaligen Bürgermeisters Heinrich Böckelühr: „Er wusste von den Überlegungen zur Anlage des Ruhrtalradwegs.“ Und der würde - wie sich nach der Eröffnung im Jahre 2006 bestätigten sollte - viele Besucher in die Stadt spülen.
Die ersten Vorträge hielt er noch mit einem Diakasten
Wer sollte die Gäste besser und fachkundiger begrüßen können, als ein bekennender Schwerter, der seine Stadt seit der Geburt im Herzen trägt? Uwe Fuhrmann überzeugte den Bürgermeister mit einem Konzept, das er selbst für die neu eingerichtete Stelle ausgearbeitet hatte. Der gelernte Buchhändler hatte schon Anfang der 1990er-Jahre als Stadt- und Kirchenführer überzeugt und seit dem Start der Neubürger-Empfänge regelmäßig über die Stadtgeschichte berichtet: „Anfangs noch mit Diakästen.“ 2001 kam das erste seiner - bis heute auf stolze 13 Titel angewachsenen - Bücher über die Stadt heraus. Ein Jahr später übernahm er den Vorsitz des Heimatvereins und führte die noch heute beliebten Nachtwächterführungen (jetzt mit Ferdinand Ziese) ein.
Uwe Fuhrmann (l.) war selbst schon einige Etappen des Ruhrtalradwegs gefahren und gab gern Informationen über die Strecke und natürlich für einen Besuch in seiner Stadt Schwerte. © Reinhard Schmitz (A)
Fachkompetenz brachte der neue städtische Mitarbeiter also zuhauf mit. „Doch was nutzt eine Anlaufstelle, wenn man nichts hat, was man den Leuten in die Hand drücken kann?“, sagt Uwe Fuhrmann. Es habe auch keinen Etat für die Stelle gegeben, so dass er stets Sponsoren wie Stadtwerke, Sparkasse oder Gemeinnützige Wohnungsbau-Genossenschaft finden musste. Auf diese Weise entstanden Faltblätter für den Altstadt-Rundgang, für die Stadt-Rallye oder die Freizeitkarte mit den Ruhr Nachrichten. Außerdem wurden Kontakte geknüpft, um auch ausführliches Material über die Nachbarschaft auslegen zu können. Wer wollte, konnte sich bald auch mit Schwerte-Tasse, -T-Shirt, -Kuli und anderen Souvenirs an einen erlebnisreichen Besuch in der Stadt erinnern.
Viele junge Journalisten-Kollegen hatten viel Spaß dabei, wenn Uwe Fuhrmann sie fachkundig in die Historie ihrer Ausbildungsstation Schwerte einführte - wie hier Iris Müller. © Reinhard Schmitz
Von so einem Angebot konnte Uwe Fuhrmann nur träumen, als ihn sein Chef Heinrich Böckelühr im Jahre 2003 zum 20. Westfälischen Hansetag nach Telgte schickte, um die Wiedereintritts-Urkunde der Stadt in den Westfälischen Hansebund zu unterschreiben. Das Ergebnis: Der Hansetag 2006 kam als Groß-Event nach Schwerte - und wollte natürlich vorbereitet werden.
Einer der Höhepunkte war die Fußball-Weltmeisterschaft in Dortmund
Das Hansetreffen war nur eines von vielen Großprojekten, an die sich Uwe Fuhrmann gern erinnert. Bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Dortmund 2006 präsentierte sich die Ruhrstadt unter dem Motto „Schwerte - ganz nah dran“ mit eigenem Büro im Bahnhof. „Wenn’s hoch kommt, war ich mal einen Abend in der Woche zu Hause“, sagt der Chef-Touristiker nach einem Blick in seinen Taschenkalender aus jener Zeit. Ins selbe Jahr fielen die Eröffnung des Ruhrtal-Radwegs und die Gründung seines Original Ruhrtaler Moritaten-Trios „Heimatscholle“ (vorwiegend festkochend), das seine ersten Auftritte noch als Duo über die Bühne brachte.
Als Quizmaster und Entertainer stand Uwe Fuhrmann bei 14 Heimatabenden auf der Bühne der Rohrmeisterei. © Reinhard Schmitz (A)
Die Aufzählung des Engagements ließe sich beliebig fortsetzen: Der Laternenpfad in der Altstadt, der heimische Sagen leuchtend erlebbar macht. Die 14 Heimatabende, die mit Show und Quiz den Saal der Rohrmeisterei füllten. Der Stand auf der Autobahn A40 beim Kulturhauptstadt-Jahr 2010, das rockige Kneipen-Kulturfestival in den Schwerter Lokalen, die Ortsschilder mit der Aufschrift „Hansestadt an der Ruhr“, die Wiederbelebung des Brand- und Bettags, die Markierung der früheren Galgen-Standorte, das Schwerter Puppentheater...
Heimatkunde für Gäste der Stadt: An den alten Galgen von Schwerte erinnert der Findling, den Uwe Fuhrmann mit Steinmetzmeisterin Gisela Oberschelp an der Ecke Holzener Weg/Westhellweg aufgestellt hat. © Reinhard Schmitz (A)
Vieles davon konnte in Zusammenarbeit mit dem Heimatverein umgesetzt werden, dessen Vorsitz Uwe Fuhrmann behält. Ansonsten freut er sich darauf, mehr Zeit für ein weiteres Hobby zu haben. Seit Kindertagen baut er gern mit Legosteinen. Als „Adult Fan of Lego“ hat er sich schon am Hüsingtor, dem Alten Rathaus und vielen Burgen versucht: „Das macht nach wie vor Riesenspaß.“
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