Schwerter Sporthalle wird für Flüchtlinge fit gemacht

Umbauaktion läuft

Ab Montag, 10. August, soll die Turnhalle am Stadtpark als Notunterkunft für 150 Flüchtlinge genutzt werden. Um diese Aufgabe stemmen zu können, müssen jetzt die nötigen Vorkehrungen getroffen werden und viele mit anpacken. Wir zeigen Ihnen, was gerade in der Turnhalle passiert, und werfen einen Blick hinter die Kulissen.

von Michael Nickel, Michael Doetsch, Reinhard Schmitz

SCHWERTE

, 06.08.2015, 16:39 Uhr / Lesedauer: 3 min
Handwerker des städtischen Bauhofs wollen den Boden der Sporthalle am Stadtpark mit OSB-Platten abgedecken, damit dort 150 Flüchtlinge untergebracht werden können.

Handwerker des städtischen Bauhofs wollen den Boden der Sporthalle am Stadtpark mit OSB-Platten abgedecken, damit dort 150 Flüchtlinge untergebracht werden können.

Die Bereitschaft ist da, ganz klar. Allein das Personal fehlt: Knapp 200 ehrenamtliche Helfer hat der Arbeitskreis Asyl - das sind viele, aber vermutlich nicht genug, um die 150 Flüchtlinge unterstützen zu können, die am Montag, 10. August, in Schwerte ankommen werden. „Das können wir als Ehrenamtliche nicht leisten, das muss jemand hauptamtlich übernehmen“, sagt Arbeitskreis-Sprecher Hans-Bernd Marks. „Das Ganze muss zentral gesteuert werden.“

Wunsch nach Rundem Tisch

Daher wünscht Marks sich einen Runden Tisch, gemeinsam mit der Stadt und Verbänden wie der Diakonie, Caritas und AWO. Die Stadt müsse die Koordination der Aufgaben übernehmen, die dann an alle Beteiligten verteilt werden. „Wir haben eine ganze Reihe an Ideen“, so Marks. Die Verwaltung habe er bereits angeschrieben, um das weitere Vorgehen zu planen.

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Schwerter Sporthalle wird für 150 Flüchtlinge fit gemacht

Ab Montag, 10. August, wird die Turnhalle am Stadtpark zur Notunterkunft für 150 Flüchtlinge umfunktioniert. Um diese Aufgabe stemmen zu können, müssen jetzt die nötigen Vorkehrungen getroffen werden. Wir zeigen Ihnen, was gerade in der Turnhalle passiert.
06.08.2015
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Mit der Plastikfolie wird der Hallenboden geschützt, bevor Handwerker des Bauhofs darauf OSB-Platten verlegen.© Foto: Reinhard Schmitz
Die Turnhalle am Stadtpark wird ab Montag, 10. August, zur Flüchtlingsunterkunft.© Foto: Manuela Schwerte
Handwerker des städtischen Bauhofs wollen den Boden der Sporthalle am Stadtpark mit OSB-Platten abgedecken, damit dort 150 Flüchtlinge untergebracht werden können.© Foto: Reinhard Schmitz
Ein große Palette OSB-Platten wurde bereits auf dem Schulhof vor der Sporthalle am Stadtpark abgelegt. Mit ihnen wollen Handwerker des Bauhofs den Fußboden abdecken.© Foto: Reinhard Schmitz
Die Sporthalle am Stadtpark verfügt über Gemeinschaftsduschen, getrennt für Jungen und Mädchen.© Foto: Reinhard Schmitz
Weil ihnen die Sporthalle des Stadtparks bis auf Weiteres nicht mehr zur Verfügung steht, räumten Mitglieder der Tischtennis-Vereinigung ihre persönlichen Sachen und Pokale aus ihrem Abstellraum.© Foto: Reinhard Schmitz
Weil ihnen die Sporthalle des Stadtparks bis auf Weiteres nicht mehr zur Verfügung steht, räumten Mitglieder der Tischtennis-Vereinigung ihre persönlichen Sachen und Pokale aus ihrem Abstellraum. Der zweite Geschäftsführer Klaus-Peter Dürholt beschriftete die Umzugskartons.© Foto: Reinhard Schmitz
Mitglieder des Tischtennisvereins räumten gestern ihre persönlichen Sachen aus dem Nebenraum der Sporthalle, den sie zum Abstellen der Tischtennisplatten aber behalten dürfen.© Foto: Reinhard Schmitz
In den Lagerräumen der Turnhalle bleiben die Sportgeräte.© Foto: Reinhard Schmitz
Mit mehr als 900 Quadratmetern OSB-Platten deckten Mitarbeiter des Bauhofs den Fußboden der Sporthalle am Stadtpark ab. Der Radlader half, sie stapelweise vom Schulhof zum Eingang zu hieven.© Foto: Reinhard Schmitz
Mit mehr als 900 Quadratmetern OSB-Platten deckten Mitarbeiter des Bauhofs den Fußboden der Sporthalle am Stadtpark ab.© Foto: Reinhard Schmitz
Mit mehr als 900 Quadratmetern OSB-Platten deckten Mitarbeiter des Bauhofs am Freitag den Fußboden der Sporthalle am Stadtpark ab.© Foto: Reinhard Schmitz
Mit mehr als 900 Quadratmetern OSB-Platten deckten Mitarbeiter des Bauhofs gestern den Fußboden der Sporthalle am Stadtpark ab.© Foto: Reinhard Schmitz
Mit mehr als 900 Quadratmetern OSB-Platten deckten Mitarbeiter des Bauhofs gestern den Fußboden der Sporthalle am Stadtpark ab.© Foto: Reinhard Schmitz
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Hilfsbereitschaft der Schwerter ist groß

Was auf die Stadt und vor allem auf die Flüchtlinge zukommt, steht derzeit aber noch in den Sternen: „Das kann ich noch nicht absehen“, sagt Marks im Gespräch mit unserer Redaktion. Fest steht jedenfalls, dass die Hilfsbereitschaft der Ruhrstadt-Bewohner weiterhin groß ist. „Es haben schon Leute angerufen, die Betten zur Verfügung stellen wollen. Einer hat sogar seine Wohnung angeboten.“

Doch ehe nicht klar ist, welche Institution welche Aufgaben übernimmt, könne er auch nicht sagen, wohin die Spenden gehen sollen. „Ich weiß zudem noch nicht, wie viel Platz den Flüchtlingen in der Halle zur Verfügung stehen wird, wenn es darum geht, Fahrräder oder Betten zu spenden“, so Marks. 

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Verein muss umplanen

Von den Sportvereinen ist in erster Linie die Tischtennisvereinigung (TTVg) Schwerte als Hauptnutzer der Sporthalle am Stadtpark betroffen. Am Donnerstagabend traf sich die TTVg-Führung zu einer außerordentlichen Vorstandssitzung, um zu besprechen, wie es weitergehen kann. 

Der Trainingsbetrieb ruht bis auf Weiteres. Zudem gilt es, möglichst schnell zu klären, ob und wie der Spielbetrieb angepasst werden kann. In drei Wochen beginnt die neue Saison. „Wir werden mit dem Westdeutschen Tischtennisverband sprechen und prüfen lassen, ob ein Tausch des Heimrechts möglich ist“, sagt Vereinsvorsitzender Oliver von Colson.

Lagerung des Vereinsmaterials muss noch geklärt werden

Ein anderes Problem der TTVg ist das Material, das sie in der Halle lagert. Mit etwa 20 000 Euro beziffert von Colson den Wert der Platten, Netze und anderem Zubehör. „Ich glaube kaum, dass wir diese Sachen in der Halle lassen können, auch das müssen wir noch in Erfahrung bringen“, so der Vorsitzende.

Bei der Stadt gibt es wegen der kurzfristig entstandenen neuen Situation noch keinen „Plan B“ für die TTVg. Volker Eilts vom städtischen Sportamt macht klar, dass ein Ausweichen in andere Hallen schwierig ist. „Wir haben kaum freie Kapazitäten“, sagt Eilts. Für Meisterschaftsspiele könne er sich ein Ausweichen in die Jahnturnhalle vorstellen, auch wenn diese deutlich kleiner ist als die Halle am Stadtpark. Zudem müsse eine Lösung für Basketball- und Handballspiele gefunden werden, die ebenfalls in der Halle am Stadtpark ausgetragen werden sollten.

Umbau der Halle beginnt

Eine Riesenpalette mit OSB-Platten wurde am Donnerstag schon auf dem Schulhof hinter der Turnhalle am Stadtpark abgeladen. Donnerstag früh um 6 Uhr wollen Handwerker des städtischen Bauhofs damit beginnen, mit ihnen den Turnhallenboden abzudecken, der zuvor mit Plastikplanen geschützt wird. Bis Samstagmittag – so die Planung – sollen diese Arbeiten abgeschlossen werden. Anschließend folgt die Aufstellung der Stellwände, die den Flüchtlingen in der Großunterkunft zumindest ein Stück weit Privatsphäre gewährleisten sollen.

Als letztes ist dann für Montagmorgen die Lieferung von 150 Betten vorgesehen, die voraussichtlich aus Katastrophenbeständen des Technischen Hilfswerk beschafft werden können. Dass am Donnerstag gleichzeitig Monteure den Kessel des Warmwasserbereiters austauschten, hatte nicht direkt mit den Flüchtlingen zu tun. Das Gerät war undicht geworden und musste ersetzt werden, damit es nicht den Keller unter Wasser setzt. 

Arbeitsthema Nummer eins

Die Flüchtlingsaufnahme ist das Arbeitsthema Nummer eins im Schwerter Rathaus. „Wir arbeiten an allen Ecken und Enden“, sagt Kämmerer Peter Schubert, der den Stab für außergewöhnliche Ereignisse leitet. In dem eigens einberufenen Krisen-Gremium, das derzeit täglich zusammenkommt, versammeln sich die städtischen Fachdienstleiter, der Bereich Ordnung, die Feuerwehr, das Jugendamt, die Schulverwaltung, das Gebäudemanagement und die Polizei. Außerdem natürlich das Sozialamt, in dessen Händen die Federführung des Hilfsprojekts liegt.

Mehr personelle Unterstützung nötig

Weitaus mehr personelle Unterstützung ist aber nötig, wenn am Montagabend die 150 Flüchtlinge aus ihren Bussen steigen. Denn noch ist nicht klar, ob die Neuankömmlinge überhaupt schon einmal namentlich registriert worden sind. Falls ja, so ist es immer noch nötig, die Listen abzugleichen. „Wir versuchen, noch Mitarbeiter für Montagabend zu rekrutieren“, erklärt Chef-Koordinator Schubert. Außerdem müssen Ärzte organisiert werden, die die Menschen gesundlich untersuchen. 

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