Wechsel an der Unternehmensspitze Neues Geschäftsführer-Duo bei Schwerter Profile

Wechsel an Unternehmensspitze: Neues Geschäftsführer-Duo bei Schwerter Profile
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Hoesch und Hoeschianer gibt es in Schwerte längst nicht mehr. Unter „Schwerter Profile GmbH“ konnte sich der Stahlhersteller vor dem drohenden Aus retten und blickt nach der Insolvenz nun seit einiger Zeit wieder optimistisch in die Zukunft.

In Persona sind es die beiden Geschäftsführer Reinhold Klein (60) und Hauke Tiedemann (51), die sich zur Aufgabe gemacht haben, das Unternehmen wieder auf solide Beine zu stellen. Letzterer ist seit dem 1. November der neue technische Geschäftsführer an der Eisenindustriestraße, nachdem der langjährige Geschäftsführer Jürgen Mensinger am 20. Oktober offiziell aus dem Unternehmen ausgeschieden ist.

Zu den Gründen wollten sich Klein und Tiedemann am Freitag (24.11.) nicht näher äußern. Reinhold Klein aber, kaufmännischer Geschäftsführer bei Schwerter Profile, hat mit Jürgen Mensinger seit dem 1. Januar 2022 noch zusammengearbeitet. Nun also soll ein neues Duo für die wirtschaftliche Stabilität des Schwerter Unternehmens sorgen, das Ende 2019 in die Insolvenz gegangen war und daraufhin etliche Beschäftigte entlassen musste, um überhaupt fortgeführt werden zu können.

„Gewinn muss höher sein“

Vier Jahre später ist die Situation eine andere: „Wir sind profitabel“, sagte Klein am Freitag. 114 Millionen Euro Umsatz hätte man 2022 gemacht, das ergäbe ein Plus von 1,1 Millionen Euro. 2023 läge man nach jetzigen Berechnungen bei rund 100 Millionen Euro Umsatz, der Gewinn sei ebenfalls „leicht positiv“. Das ist vor dem Hintergrund der jüngeren Geschichte des Unternehmens zufriedenstellend, aber eben nicht das Maß aller Dinge.

„Das realistische Ergebnis liegt bei 3 bis 5 Millionen Euro Gewinn“, so Klein. „Der Gewinn muss höher sein, um künftig Investitionen abbilden zu können.“ Denn – so ehrlich müsse man sein: Mit Blick auf die aktuelle Gewinnmarge ließen sich keine Investitionen tätigen.

Das riesige Industriegelände an der Eisenindustriestraße.
Das riesige Industriegelände an der Eisenindustriestraße. © RN-Archiv

Wieder 250 Mitarbeiter?

Er glaube an die Zukunft des Unternehmens, zeigte sich der kaufmännische Geschäftsführer am Freitag optimistisch. „Wenn alles gut läuft, kommen wir bestimmt wieder auf 250 Mitarbeiter. Wir wollen ein potenter Arbeitgeber sein für Schwerte und die Region.“ Aktuell zählt der Stahlhersteller 198 Festangestellte plus Auszubildende – 18 Azubis habe man zuletzt eingestellt – plus temporäre Mitarbeiter je nach Bedarf.

An die Zeiten, in denen Hoesch Schwerter Profile in der Ruhrstadt Hunderte Arbeitsplätze sicherte, werde man nach der Insolvenz nicht mehr anknüpfen können, aber sich nach und nach mausern in Richtung Wettbewerbsfähigkeit sei ein Ziel, das man fest vor Augen habe. „Wir haben einen Investitionsplan für die nächsten Jahre“, so Tiedemann. „Wir müssen so viel Geld verdienen, dass wir zum Beispiel neue Anlagen anschaffen können.“

Fachpersonal gesucht

Die beiden Geschäftsführer, das sagen sie unisono, hätten ein großes Interesse daran, das Unternehmen aktiv nach vorne zu bringen. Will heißen: eine sichere Zukunftsstrategie entwickeln, finanzielle Ressourcen schaffen, Know-how ins Unternehmen holen.

Der Einsatz von Leiharbeitern sei zuletzt nicht von Erfolg gekrönt gewesen. Nun will man primär wieder auf eigene Mitarbeiter und qualifiziertes Fachpersonal setzen, aktuell kämpfe das Unternehmen mit der Altersstruktur in den eigenen Reihen. Etwa 15 Angestellte sucht die Schwerter Profile GmbH momentan, etwa für die Zurichterei des Walzwerkes.

2021 hatte damals noch Jürgen Mensinger angekündigt, sukzessive vom Haustarifvertrag zum Manteltarifvertrag der Branche zurückzukehren. Das sei mit Blick auf Vergütung und Arbeitszeit auch geschehen, der einzige Unterschied zum Manteltarifvertrag sei, dass es bei Schwerter Profile noch keine Sonderzahlungen gebe. „Aber wir haben vor allem im Bereich der Altersversorgung Schritte auf die Arbeitnehmerschaft zugemacht“, so Klein.

Der Traditionsname Hoesch ist längst von den Schildern an der Eisenindustriestraße verschwunden.
Der Traditionsname Hoesch ist längst von den Schildern an der Eisenindustriestraße verschwunden. © Reinhard Schmitz (A)

Die Mitarbeiterzahl erhöhen, interne Prozesse verbessern und somit die Effizienz steigern – das sind die Hauptaufgaben, die Klein und Tiedemann in den nächsten Jahren vor Augen haben. Denn noch sind die beiden neuen Besitzer, die das Walzwerk gekauft haben – die Kion Group AG mit Hauptsitz in Frankfurt und Jungheinrich aus Hamburg – die Hauptabnehmer der Stahlerzeugnisse.

„Wir wollen das Vertriebsnetz ausweiten“, so Tiedemann. „Auch nach Asien und Amerika“, wobei der amerikanische Markt und der in China zuletzt stark gewachsen seien.

Freundschaftliches Verhältnis zu Montanstahl

Mit dem sogenannten Presswerk an der Eisenindustriestraße, das als Montanstahl GmbH ebenfalls von neuen Besitzern weitergeführt wird, gibt es im Übrigen eine gemeinsame Werksfeuerwehr, ansonsten aber keine weitere Zusammenarbeit. „Wir liefern Montanstahl unser Gas und pflegen ansonsten ein freundschaftliches Verhältnis“, so Reinhold Klein.

Sein Kompagnon, der neue technische Geschäftsführer Hauke Tiedemann, hat, bevor er zum 1. November in die Ruhrstadt kam, bei der BKS GmbH in Velbert gearbeitet, einem Unternehmen, das für die Herstellung von Schlössern bekannt ist. „Schwerter Profile ist eine neue Herausforderung, ich mag solche bodenständigen Sachen, wenn man in einem guten Team viele gute Dinge bewirken kann.“ Bleibt nun abzuwarten, wie sich das Unternehmen in den nächsten Jahren entwickelt.

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