Das so liebevoll ausgestattete Mini-Theater im Keller seines Wohnhauses ist Gunther Gerkes größtes Hobby. Seit über einem Jahr hat Corona dort die Lichter ausgeknipst.

© Reinhard Schmitz (A)

Nicht mal Proben möglich: Tritt die Operettenbühne jemals wieder auf?

rnCorona in Schwerte

Im Theater rieselt nur der Staub. Einen Auftritt nach dem anderen musste die Schwerter Operettenbühne im Vorjahr wegen der Corona-Krise absagen. Proben sind nicht möglich. Wie geht´s weiter?

Ergste

, 18.04.2021, 17:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Der Staub kennt keine Ausgangssperre. Unaufhörlich verschafft er sich Zugang zu dem kleinsten Theater der Welt, das sich Gunther Gerke in den Keller seines Ergster Bungalows gebaut hat.

„Gar nichts, gar nichts“, ist dort das ganze Jahr 2020 auf der so liebevoll ausgestatteten Bühne gelaufen, die sein größtes Hobby ist. „Es sieht aus wie im Dornröschenschlaf“, sagt der Direktor der Schwerter Operettenbühne. Er gehe im Moment auch gar nicht mehr hinunter: „Es ist nur traurig.“

Die Requisitenkammer schreit nach einer Kostümversteigerung

Träume von der Glitzer-Traumwelt können die Corona-Tristesse zumindest für eine kurze Zeit vergessen lassen. Am Rechner hat Gunther Gerke eine fiktive Werbepostkarte für das Mini-Theater mit all seinem Plüsch und Goldschnörkel gestaltet, die in jedem Ansichtskartenständer der 70er-Jahre eine gute Figur machen würde.

Irgendwann müssen auch mal wieder in der Realität die Scheinwerfer angehen. „Ich hätte Lust, eine Kostümversteigerung aus alten Produktionen zu machen“, berichtet Gunther Gerke. Manches davon lässt sich nie mehr aufführen. Der Requisiten-Fundus ist im Laufe der Jahrzehnte einfach zu umfangreich geworden.

Als kleine „Corona-Bastelei" gestaltete Gunther Gerke eine eindrucksvolle Postkarte für das kleinste Theater der Welt, das er sich als außergewöhnliches Hobby im Keller seines Wohnhauses in Ergste gebaut hat.

Als kleine „Corona-Bastelei" gestaltete Gunther Gerke eine eindrucksvolle Postkarte für das kleinste Theater der Welt, das er sich als außergewöhnliches Hobby im Keller seines Wohnhauses in Ergste gebaut hat. © Gunther Gerke

Um sich an den letzten großen öffentlichen Auftritt seiner Schwerter Operettenbühne zu erinnern, muss der Direktor schon ein wenig nachdenken. Im Februar 2020 habe er Urlaub in Thailand gemacht: „Als wir wiederkamen, ging schon nichts mehr.“

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Davor lag das umjubelte Weihnachtskonzert in der ausverkauften großen Halle der Rohrmeisterei. Und danach? Ja, da gab es doch noch was. Das Autotheater am 12. Juni auf dem Rohrmeisterei-Plateau und die Mitwirkung bei der „Runde um´n Block“ von Jörg Rost im Sommer 2020.

Statt gemeinsamer Proben gibt´s nur noch WhatsApp-Kontakt

„Doch im Moment liegt alles brach“, sagt Gunther Gerke. Vorläufig sei die Operettenbühne in den Ruhestand versetzt: „Mein weiß doch gar nicht, wie es weitergeht.“ Gemeinsame Proben, nach denen die Truppe früher regelmäßig einmal in der Woche zum Essen nach Menzebach gegangen ist, sind schon seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr möglich.

Selbst die Idee eines Live-Streams, bei dem jeder Mitwirkende allein an einem Tisch gesessen und einzeln auf die Bühne gegangen wäre, wurde wegen Bedenken von Ensemble-Mitgliedern verworfen.

Der Auftritt der Schwerter Operettenbühne war immer der Höhepunkt und Abschluss des Pannekaukenfestes auf dem rappelvollen Marktplatz.

Der Auftritt der Schwerter Operettenbühne war immer der Höhepunkt und Abschluss des Pannekaukenfestes auf dem rappelvollen Marktplatz. © Reinhard Schmitz (A)

Die Truppe hält trotzdem zusammen. „Alle sind privat befreundet gewesen“, erklärt Gunther Gerke. Derzeit halte man eben Kontakt über den Messenger-Dienst WhatsApp auf dem Handy.

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Nach der Anfrage des Elsebads, das traditionelle Konzert im Sommer auf der Bühne zu spielen, erfuhr der Direktor bei einem Rundruf: „Da waren alle wieder da.“ Auch für das Pannekaukenfest im Herbst habe es schon eine Anfrage gegeben. Ob man sich darauf freuen kann? „Ich befürchte, dass es nicht wieder erlaubt sein wird“, sagt Gunter Gerke: „Jetzt Pläne zu schmieden für etwas, was nicht stattfinden kann, ist ja auch doof.“

Trotzdem hat Gunther Gerke die Auftrittspause genossen

Mit ein wenig Wehmut blättert der Theaterdirektor im Terminkalender 2020, der prall gefüllt war – vom Auftritt im Geisecker Gemeindehaus bis zur Weihnachtsrevue: „Und dann riefen die nacheinander an und sagten alle ab.“ Er sei froh, noch einen Brötchen-Job zu haben.

Denn hauptberuflich ist er in der Behinderten-Betreuung tätig, kümmert sich um eine Tagesgruppe für behinderte Senioren: „Deswegen nage ich nicht am Hungertuch.“

Ausverkauft war die Weihnachtsgala der Schwerter Operettenbühne in der großen Halle der Rohrmeisterei.

Ausverkauft war die Weihnachtsgala der Schwerter Operettenbühne in der großen Halle der Rohrmeisterei. © Bernd Paulitschke

Genau gesehen, hat Gunther Gerke die Auftrittspause sogar genossen, wie er sagt: „Ich konnte schlecht nein sagen.“ Ständig war er früher unterwegs mit Auftritten zu Geburtstagen, Hochzeiten, Schichtfesten. Im vergangenen Sommer habe er zum ersten Mal seinen Garten genießen können.

Die Konsequenz daraus: „Ich habe mir vorgenommen, nicht mehr ganz so viel zu machen.“ Doch keine Sorge für die große Fangemeinde. Die festen Termine wie im Elsebad oder beim Pannekaukenfest werde es weiterhin geben.