Schwerter Krippenweg JVA-Insassen gestalten neue Installation „Leiter zum Licht“

Schwerter Krippenweg: JVA-Insassen gestalten neue Installation "Leiter zum Licht"
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Wenn Elisabeth Stark-Reding und Christoph Prausnitz kurz vor Weihnachten in die Justizvollzugsanstalt (JVA) in Ergste kommen, treffen sie auf erwartungsfreudige Gesichter. "Die Plätze sind heiß begehrt", berichten die Künstlerin und der Designer aus Schwerte, die seit mehreren Jahren gemeinsam mit Gefangenen Installationen für den Schwerter Krippenweg gestalten. In diesem Jahr wird ein schon länger geplantes Projekt umgesetzt.

Die "Leiter zum Licht", die in diesem Jahr auf dem Plateau an der alten Mühle aufgebaut wird, sollte eigentlich bereits 2020 als "Himmelsleiter" erstellt werden. Wegen der Corona-Beschränkungen durften Stark-Reding und Prausnitz damals allerdings nicht in die JVA, sodass das Projekt zunächst auf Eis gelegt werden musste.

"Es gibt einen Weg heraus in die Freiheit"

Beim diesjährigen achten Krippenweg, der vom 27. November bis zum 6. Januar stattfindet, soll es nun aber umgesetzt werden. Dann wird die rund fünf Meter lange Leiter, die mit zwölf Engeln geschmückt sein wird, an einem Baum stehen. "Sie steht als Sinnbild für den Weg aus dem Chaos von Corona, Energiekrisen, Verteuerungen und Kriegen in der Welt, die uns ängstigen", erklärt Elisabeth Stark-Reding.

Doch für die Künstlerin hat die "Leiter zum Licht" noch eine weitere Bedeutung: "Sie ist auch eine Metapher für die Gefangenen: Es gibt einen Weg heraus in die Freiheit." Neben der Leiter wird in diesem Jahr zudem ein fünfter Demonstrant aufgestellt, der mit einem Transparent für den Weltfrieden eintritt.

Sechs bis acht Inhaftierte werden jedes Jahr von JVA-Werkstattleiter Michael West ausgewählt, um an dem Projekt teilzunehmen, das es seit 2015 gibt. "Die Jungs arbeiten wie die Weltmeister", schwärmt Stark-Reding. Ihre Aussage, dass die Gefangenen gerne mit ihr und Christoph Prausnitz zusammenarbeiten, bestätigen diese mit eindeutigem Nicken und erhobenen Daumen. Die Begeisterung teilen aber auch die Künstlerin und der Designer selbst. "Hier liegt so viel Potenzial brach", meint Stark-Reding.

Wetterbeständige Materialien

An vier Terminen werkeln die Häftlinge jeweils drei Stunden lang an den Installationen. Dabei verwenden sie nach Angaben von Stark-Reding und Prausnitz bewusst wetterbeständige Materialien – schließlich sind sie fast sechs Wochen lang Wind und Wetter ausgesetzt.

Nur beim Aufbau der "Leiter zum Licht" an der alten Mühle, wo auch wieder die Installationen aus den vergangenen Jahren ausgestellt werden, dürfen die Inhaftierten nicht dabei sein. Sie dürfen die JVA selbstverständlich nicht verlassen. Doch vielleicht wird aus der Metapher bald ein echter Weg in die Freiheit – und die Gefangenen können sich ihre Arbeit auf dem realen Krippenweg anschauen.

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