
© Reinhard Schmitz
Schwerter Kosmetikerin fühlt sich machtlos – und die „Patienten leiden richtig“
Corona-Lockdown
Friseure dürfen zum 1. März öffnen, andere körpernahe Dienstleistungen bleiben weiterhin untersagt. Darunter leiden aber nicht nur die Betreiber der Kosmetik-Studios in Schwerte.
Anna Maria Wolf betreibt ihr Kosmetik-Studio „beautyfulFaces“ an der Bahnhofstraße 32 in Schwerte. Das steht nun schon seit dreieinhalb Monaten still. „Die Situation frustriert. Man weiß nicht, wann es aufhört. Man ist machtlos, man kann gar nichts machen“, erzählt sie im Gespräch mit der Redaktion.
Corona-Hilfen bekommt sie, aber „das reicht vielleicht gerade mal, um die Miete zu bezahlen“. Lange durchhalten könne sie die Situation nicht mehr. „Ich bin schon auf fremde Hilfe angewiesen. Die Ersparnisse sind aufgebraucht. Ich muss einen Kredit aufnehmen, aber auf welcher Basis denn, wenn die Bank nicht weiß, wann es für mich weitergeht?“
Masken und Visiere – und trotzdem geschlossen
Ein bisschen Geld verdiene Anna Maria Wolf noch mit der Lieferung von Produkten. „Wenn mich Kunden anrufen, dann bringe ich ihnen die Produkte vorbei und schmeiße sie in den Briefkasten oder verschicke die Sachen mit der Post. Aber es ist nicht so, dass man davon leben könnte.“
Dass nun die Friseure wieder öffnen dürfen, finde sie schon unfair. „Ich gönne es den Friseuren wirklich von ganzem Herzen. Trotzdem finde ich es nicht in Ordnung, dass wir dann nicht auch öffnen dürfen.“ Bei ihr sei ohnehin immer nur ein Kunde im Laden. Außerdem hätte sie als Kosmetikerin von Anfang an FFP2-Masken und zusätzlich noch ein Visier tragen müssen, erzählt sie.
„Patienten leiden richtig“
Doch nicht nur die Kosmetiker leiden unter der Schließung. Auch viele ihrer Kundinnen hätten Probleme, so Anna Maria Wolf. „Besonders Akne-Patienten sind auf die Behandlung angewiesen. Die kommen normalerweise regelmäßig alle drei Wochen, damit man auch ein Erfolgserlebnis hat.“ Davon betroffen seien besonders junge Frauen, aber auch ältere Menschen mit Altersakne. „Diese Patienten leiden richtig.“

Anna Maria Wolf gönnt den Friseuren die Öffnungsperspektive „von ganzem Herzen“, sagt sie. Dennoch findet sie es nicht in Ordnung, dass diese öffnen dürfen und sie nicht. © privat
Dennoch: Anna Maria Wolf will weiter nach vorne schauen und weiter hoffen. „Ärgern bringt ja doch nichts.“
Auch Alexandra Grengel-Doennges musste ihren Betrieb in Ergste im Corona-Lockdown komplett herunterfahren. Corona-Hilfen bekäme sie für ihr kleines Studio nicht. Das nun die Friseure öffnen dürfen, sie aber nicht, finde sie ebenfalls ungerecht. „Wir achten genauso auf Hygiene, wenn nicht noch mehr. Wir haben so hohe Auflagen und dürfen nun trotzdem den vierten Monat nicht arbeiten.“
Auch sie bestätigt, dass ein Teil ihrer Kunden unter den Schließungen leide. „Besonders die Menschen mit Problemhaut, zum Beispiel Jugendliche in der Pubertät mit Akne. Aber auch Damen, die alleinstehend sind, sagen ‚Bei Ihnen fühlt man sich wohl, Sie berühren einen.‘ Diese Nähe fehlt den Menschen.“
Das habe sie schon beim ersten Lockdown von den Kundinnen gehört, der „ja gar nicht so lang war wie der Lockdown jetzt“.
Geboren und aufgewachsen an der Grenze zwischen Ruhrpott und Münsterland, hat Kommunikationswissenschaft studiert. Interessiert sich für Tiere, Kultur und vor allem für das, was die Menschen vor Ort bewegt.