
© Holger Bergmann
Neue Schwerter Firma arbeitet für die Nasa und Rolls Royce
Weltmarktführer
Seit einer Woche hat die Firma Kammrath & Weiss ihren Sitz in Schwerte. Was in der Straße In der Silberkuhle hergestellt wird, ist sehr spannend und sehr geheim.
Noch sind nicht alle Kisten ausgepackt und die Büros sind nicht komplett bezogen. Doch in einigen Räumen wird schon kräftig produziert. An großen Werk-Tischen werden ganz kleine Dinge produziert.
Die NASA, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V, Samsung, Intel, Nikon, Rolls Royce, „eigentlich alle Autohersteller, Forschungsinstitute und viele Universitäten“, berichtet Marvin Ganskow, Marketing-Chef der Firma, sind Kunden des Unternehmens.
1995 von Walter Kammrath und den Inhabenden Geschäftsführer Konrad Weiß in Dortmund gegründet, ist Kammrath & Weiss nun ins ehemalige Gebäude der Firma Brandvital gezogen. Man brauchte einfach mehr Platz, weil die Produkte des Unternehmens so gefragt sind.
Ein spezielles Fachgebiet
„Trotz großer Nachfrage, strengen wir uns an jedem Auftrag gerecht zu werden“, berichtet Marvin Ganskow. Die Produkte aus Geisecke sind so gefragt, da Kammrath & Weiss Weltmarktführer in einem recht speziellen Fachgebiet sind.
Das Unternehmen stellt Module für Rasterelektronen-Mikroskope her. Module, die mehr können als alles andere auf dem Gebiet. „Unsere unterschiedlichen Module können ziehen, biegen, drücken und das alles bei Temperaturen zwischen minus 268 und plus 1500 Grad“, so Marvin Ganskow.
Solche Module brauchen praktisch alle Technologiekonzerne, um die Leistungsfähigkeit neuer Produkte zu testen. Unter dem scharfen Blick der Elektronen-Mikroskope können neue Materialien und Werkstücke den unterschiedlichsten Belastungen ausgesetzt werden.
Metall unter Druck
Ein Stück Metall auf über tausend Grad zu erhitzen und dessen Reaktion auf eine Tonne Druck zu beobachten, gehört zu den Aufgaben, die ein Modul von Kammrath & Weiss bewältigen kann.

Das ist das Modul, das Kammrath & Weiss für ein Unternehmen entwickelt, das die Belastbarkeit von Spinnenfäden untersuchen wollte. © Holger Bergmann
Doch damit diese Versuche in ein Elektronen-Mikroskop passen, muss alles sehr klein sein. Und dann ist das tausend Grad heiße Werkstück auch mal nur zwei Zentimeter von beweglichen Teilen mit brennbaren Schmiermitteln entfernt. Dabei darf nichts passieren.
Die Module werden nicht in Serie gebaut, sondern für jeden Auftraggeber individuell hergestellt. Das Unternehmen, das herausfinden will, wie belastbar Spinnen-Fäden sind, braucht ein komplett anderes Modul als das Unternehmen, das die Langlebigkeit seiner Auto-Akkus testet.
Entwicklungs- und Forschungsarbeit
Deshalb sind die Einzelstücke, die das Haus verlassen, sehr wertvoll und entsprechend teuer für den Auftraggeber. Viel Entwicklungs- und Forschungsarbeit steckt in jedem einzelnen Modul.
Die Module werden vor Ort von einem Servicetechniker installiert und in Betrieb genommen, weltweit, damit vor Ort die entsprechenden Mitarbeiter auch an dem Gerät geschult werden können. „Einige unserer Mitarbeiter sind Meilensammler“, verrät Marvin Ganskow.
Die Mitarbeiter von Kammrath & Weiss sind deshalb auch Geheimnis-Träger. Denn aus den Modulen, die ein Unternehmen bestellt, kann man Rückschlüsse auf das Produkt ziehen, die damit entwickelt werden sollen.
„So wird in Schwerte, für die Forschung an Technologien der Zukunft, der Grundstein gelegt“ meint Marvin Ganskow.
Nachwuchsförderung wird wichtiger
Expansion ist für Kammrath & Weiss sehr schwierig, denn man muss hochspezialisierte Fachkräfte ausbilden und das dauert. Deshalb wird das Unternehmen jetzt in Schwerte aktiv in der Nachwuchsförderung.
Bei einem Besuch von Bürgermeister Dimitrios Axourgos kündigte Kammrath & Weiss an, zukünftig Mint-Klassen an Schwerter Schulen zu fördern.
Holger Bergmann ist seit 1994 als freier Mitarbeiter für die Ruhr Nachrichten im Dortmunder Westen unterweg und wird immer wieder aufs neue davon überrascht, wieviele spannende Geschichten direkt in der Nachbarschaft schlummern.
