Konzertgesellschaft Schwerte

„Radikalste Kopfbefreiung“ - Singen im Schwerter Chor hilft gegen Stress

Alltag und Job können anstrengend werden. Regina Stenzel, Irmhild Steinweg und Matthias Kurth aus Schwerte wissen, wie sich der Stress reduzieren lässt. Durch ihre Leidenschaft: das Singen.

Schwerte

, 04.09.2022 / Lesedauer: 4 min

Manche Mitglieder des gemischten Chors der Konzertgesellschaft in Schwerte seien bereits 20 Jahre lang Mitglied. Das sagt Chorvorsitzende Anette Löbbert. So lange sind Regina Stenzel, Irmhild Steinweg und Matthias Kurth noch nicht dabei, aber vielleicht können auch sie das eines Tages von sich behaupten. Die Mitglieder des Chors bereiten sich aktuell auf das große Konzert im November vor. Aber nicht nur die klassische Musik verbindet die drei.

Irmhild Steinweg will nicht länger warten

„Warum warten, bis ich noch älter bin?“, dachte sich Irmhild Steinweg. Die 65-Jährige wollte nicht bis zur Rente warten, um endlich wieder mit dem Singen anzufangen. Mit acht Jahren lernte sie bereits Klavier spielen. „Ab Montag hast du Unterricht“, habe ihr Vater damals zu ihr gesagt. „Da wurden die Kinder noch nicht gefragt, ob sie ein Instrument spielen möchten“, sagt sie. Irmhild Steinweg war aber begeistert. Mit 14 Jahren besuchte sie dann den Kirchenchor. An die Möglichkeit mal rauszukommen, erinnert sich die 65-Jährige gerne zurück. „Es gab immer etwas zu feiern.“

Beruflich ging es für sie aber in eine andere Richtung. Zwar studierte Irmhild Steinweg auch Musik, arbeitet aber hauptberuflich weiterhin als Psychotherapeutin in Dortmund. Seit sie zuletzt beim Mozart-Stück im Freischütz im Publikum saß, wollte sie wieder anfangen zu singen und ist seit Anfang des Jahres selbst Mitglied im Schwerter Chor.

Chor und Orchester – „ein seltenes Privileg“

Seit 1926 gibt es den Chor bereits. „Fast 100 Jahre“, betont Franz Leo Matzerath, künstlerischer Leiter. Bei der heutigen Probe in der Aula des Ruhrtal-Gymnasiums begleitet er am Klavier. Der Chor tritt zusammen mit der Neuen Philharmonie Westfalen auf, dem Landesorchester NRW, was für die drei etwas ganz Besonderes ist. „Das ist ein seltenes Privileg für einen Laien-Chor“, sagt Irmhild Steinweg. Aktuell habe der Chor 60 Mitglieder und ist Teil der Konzertgesellschaft Schwerte. Die Konzertgesellschaft finanziert den Chor in erster Linie durch die Abonnements, die Kartenverkäufe und die Mitgliedsbeiträge der Chor- und der fördernden Mitglieder. Lediglich von Zeit zu Zeit werden Förderungen bei unterschiedlichen Sponsoren dazu beantragt.

Franz Leo Matzerath ist künstlerischer Leiter des Chors und begleitet am Klavier. © Laura Quellenberg

In der Rohrmeisterei finden auch immer wieder Konzerte, wie „Highlights der Proms“ statt. Auf das große November-Konzert, in diesem Jahr „The Apostles“ von Edward Elgar, bereitet sich der Chor nun schon länger vor als geplant. Nicht nur die Corona-Pandemie verzögerte die Proben, das Stück sei auch sehr anspruchsvoll.

„Später mal auf der Bühne stehen und Musik machen“

Die hohen und tiefen Töne und diese auch noch zu halten sei gar nicht so einfach, erklärt Matthias Kurth zu dem Stück. Auch für ihn ist das Singen im Chor ein Hobby. Eigentlich entwickelt der 55-Jährige Softwares für Banken. „Später mal auf der Bühne stehen und Musik machen“, das sei trotzdem schon früh sein Traum gewesen. Auch Matthias Kurth ging als Kind in einen Chor und lernte Posaune spielen. Im Chor in Schwerte singt er seit 2019.

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Zu wenig junge Menschen

Den Altersdurchschnitt im Chor wissen Anette Löbbert und Franz Leo Matzerath nicht, aber er sei deutlich zu hoch. Die beiden würden sich über neue, vor allem junge, Mitglieder freuen. „Die jungen Leute wollen sich nicht binden“, sagt Anette Löbbert. Damit meint sie zum Beispiel die regelmäßigen Proben. Doch besonders junge Männer fehlen dem Chor. Sie scheinen weniger zu singen, weil es nicht angesagt sei, vermutet Franz Leo Matzerath.

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Mit 38 Jahren gehört Regina Stenzel zu den jüngsten Sängerinnen und Sängern im Chor. Sie ist seit 2015 Mitglied. Mit Musik-Lehrern als Eltern sei sie um die Klassik kaum drumherum gekommen. Genau wie die anderen zwei Mitglieder mache auch die 38-Jährige seit ihrer Kindheit Musik. Sie arbeitet heute als Bauingenieurin. „Ich wollte aber lieber eine gute Hobby-Geigerin als eine schlechte Berufs-Geigerin werden“, sagt sie und lacht.

„Die radikalste Kopfbefreiung überhaupt“

Natürlich gehe es hauptsächlich um die Musik, aber die Chor-Mitglieder sind sich einig: Der Kontakt zu den anderen Sängerinnen uns Sängern, die Freundlichkeit, das Quatschen in der Pause, all das spiele eine genauso große Rolle. „Und es ist die radikalste Kopfbefreiung überhaupt“, erwähnt Matthias Kurth. Abschalten vom Berufsstress könne er hier noch besser als beim Joggen.

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Wer Interesse habe, selbst zu singen, müsse auch keine Noten lesen können oder bereits Profi sein. Ein paar Erfahrungen im Schulchor oder ähnlichem seien aber von Vorteil, sagt Anette Löbbert. Den Beitrag in Höhe von 140 Euro zahlen die Vereinsmitglieder erst nach einem Jahr. So lange können sie „schnuppern“ und schauen, ob der Chor in Schwerte das Richtige für sie ist.

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