Schwerter Bauunternehmer ist sicher „Hohe Baupreise führen zu günstigeren Wohnungen“

Bauunternehmer ist sicher: „Hohe Baupreise führen zu günstigen Wohnungen“
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Viele Investoren treten aktuell von Hausbau-Projekten zurück. Grund dafür sind die hohen (Bau-)Kosten für Grundstücke, Materialien, Baufirmen und die Logistik. Ungefähr um 20 Prozent seien die Grundstückspreise für den Raum Schwerte im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, wie Wolfgang Behr, Bauberater und Geschäftsführer der Projektteam GmbH aus Schwerte, berichtet. Seit 58 Jahren baut der Unternehmer in Schwerte und dem westfälischen Umland. Aktuell gibt es drei Bauprojekte: an der Sonnenstraße, am Südwall und in Ergste.

Auch die Gemeinnützige Wohnungsbaugenossenschaft Schwerte plant ab Mitte des Jahres einen Wohnhauskomplex mit 150 Wohneinheiten am Rosenweg in Holzen, wie Geschäftsführer Ralf Grobe erzählt. Doch wie können die beiden Unternehmen bei den aktuellen Baukosten wirtschaftlich bauen?

Geförderte Bauprojekte

„Die Wohnungen, die entstehen sollen, zählen zum öffentlich geförderten Mietwohnungsbereich“, berichtet Wolfgang Behr. Das heißt, hier entsteht vom Land geförderter Wohnraum: Wohnungen zu bezahlbaren Mietpreisen, die teilweise als sozialer Wohnraum vermietet werden sollen. Der große Vorteil für die Baufirmen: Das Land fördert die Bauten, indem die NRW Bank Darlehenszinsen erlässt und Bausteuern entfallen.

Der Bau von Effizienzhäusern, Häuser mit einem möglichst hohen Grad an selbstständiger Energieversorgung werden vom Land NRW gefördert.
Der Bau von Effizienzhäusern, Häuser mit einem möglichst hohen Grad an selbstständiger Energieversorgung, werden vom Land NRW gefördert. © picture alliance/dpa

Voraussetzung: Es sollen Energie-Effizienzhäuser entstehen. „Diese Häuser werden standardmäßig mit Wärmepumpen und Photovoltaikanlagen ausgestattet und haben eine gute Wärmeisolierung“, erzählt Wolfgang Behr. Er beobachte, dass immer mehr Bauunternehmen auf den geförderten Mietwohnungsbereich umschwenken. „Die hohen Baukosten führen aktuell also dazu, dass immer mehr günstige und bezahlbare Wohnungen entstehen, die dazu noch möglichst energieeffizient sind“, zeigt sich Behr optimistisch.

Kostenblase droht zu platzen

Eingebrochen seien dagegen die Investitionen in den Bau von Einfamilienhäusern und den konventionellen Häuserbau, diesen Trend haben sowohl Behr als auch Ralf Grobe von der GWG beobachtet. Beide haben außerdem bei ihren geplanten Grundstücksbebauungen das Glück, dass sie ihr Bauland vor der großen Preissteigerung im letzten Jahr erworben haben.

Bei den hohen Baumaterialkosten geht Wolfgang Behr davon aus, dass sich der Markt längerfristig selbstständig regulieren wird. „Dadurch, dass so viele Investoren von ihren Bauprojekten zurücktreten, werden die Verkäufer auf ihren Waren sitzen bleiben. Es gibt keinen reellen Gegenwert für die geforderten Preise“, meint Behr. „Das ist wie bei den Benzinpreisen, bei so hohen täglichen Schwankungen muss man von Spekulationsblasen ausgehen. Da sind Leute einfach zu gierig gewesen.“

Entwicklung nichts Neues

Solche Entwicklungen sind für den Unternehmer nichts Neues. „Das endet leider meistens mit einem Crash“, berichtet der Bauunternehmer aus seiner Erfahrung. „Normalerweise haben wir in der Branche sieben fette und sieben magere Jahre. Jetzt ging es uns lange sehr gut. Nach 2009 hatten wir ein sinkendes und ab 2015 dieses niedrige Zinsniveau von einem Prozent, aktuell sind wir bei vier Prozent, ich habe aber auch schon in Zeiten gearbeitet, da mussten wir mit zwölf Prozent Darlehenszinsen klarkommen.“

Deswegen sei Wolfgang Behr auch nicht beunruhigt, wie er berichtet. Es gab über die Jahrzehnte immer wieder Situationen, in den sich die Investoren vom Markt zurückgezogen hätten. Die Weltfinanzkrise 2007/2008 sei der letzte große Crash gewesen.

Der Markt erhole sich dann, der Konjunktur folgend, wieder. Ein interessanter Nebeneffekt sei der günstige und nachhaltige Wohnraum, der vielerorts entstehe.

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