Helge Günther freut sich über eigene Solaranlage „Trotz Lieferengpässen reibungslos“

Neue Solaranlage auf dem Dach: „Trotz Lieferengpässen reibungslos“
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Strom ist so teuer wie nie. 44,64 Cent kostet die Kilowattstunde (kWh) einen Musterhaushalt im Januar im Durchschnitt. Diesen Wert gibt das Online-Portal stromauskunft.de heraus. 33,5 waren es laut des Statistischen Bundesamtes noch im ersten Halbjahr 2022. Für viele Verbraucher ist es demnach logisch, sich nach Alternativen zu den herkömmlichen Netzanbietern umzuschauen.

Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach des Eigenheims mit Speicher, die den gesamten eigenen Haushalt mit Strom versorgt, ist eine solche Alternative. Viele Eigenheimbesitzer entschließen sich spätestens seit Beginn des Krieges in der Ukraine und den damit verbundenen explodierenden Strompreisen dazu, sich eine entsprechende Anlage verbauen zu lassen, erzählt Jörg Tappeser, Inhaber von Solartechnik Tappeser GmbH und Co. KG aus Westhofen.

Solaranlage speist Elektroauto

Der Schwerter Helge Günther ist Eigenheimbesitzer und trägt den Plan, eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des Familienhauses verbauen zu lassen, bereits seit 2017 mit sich herum. Damals hatte er mitbekommen, wie bei seinen Nachbarn Solarpanels verbaut wurden. Der zweifache Familienvater versteht sich als Naturliebhaber und möchte gerne nachhaltiger leben. Ein Elektroauto für die Tochter, das sich aus der neu gewonnenen heimischen Solaranlage speist? Es ist Teil dieser Überlegungen.

„Der Witz ist ja, dass wir den Klimawandel bereits seit den 1970er-Jahren auf uns zukommen sehen“, sagt er. „Das ist, wie durch Nebel fahren. Wir können noch nicht absehen, wann wir den Karren endgültig vor die Wand fahren.“ Um so wichtiger sei es für Helge Günther, tätig zu werden. Die hohen aktuellen Strompreise seien da nur ein weiterer Anlass.

Die Anlage, die bei Günthers verbaut wurde, gilt mit 14 Solarpanels als Kleinanlage und produziert ungefähr 5600 kWh Strom pro Jahr. Genug, um den Verbrauch der Familie abzudecken. Dazu wurde ein Speicher verbaut, der bis zu 7,7 kWh fasst und den Haushalt somit auch nachts versorgen kann.

Gezahlt habe die Familie auch dank einer Regelung des Staates, nach der die Umsatzsteuer auf Solaranlagen entfällt, 21.000 Euro. Bei einer Laufzeit von ungefähr 30 Jahren pro Anlage spart ein Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 5600 kWh bei den aktuellen Strompreisen knapp 75.000 Euro ein.

Für Menschen, die den notwendigen Platz, zum Beispiel auf dem Dach des Eigenheims oder auf der Garage, und die nötigen finanziellen Mittel haben, ist der finanzielle Aspekt, neben den ökologischen Vorzügen, ein guter Grund, in eine Photovoltaikanlage zu investieren.

Wie viele ebenfalls auf diese Idee kommen, wird beim Blick auf den Kalender von Jörg Tappeser klar: Der ist für das komplette Jahr ausgebucht.

Solarpanelen hat Jörg Tappeser aktuell vorrätig auf Lager. Bei den Modulen für Photovoltaik-Anlagen kommt es allerdings immer wieder zu Lieferengpässen.
Solarpanels hat Jörg Tappeser aktuell vorrätig auf Lager. Bei den Modulen für Photovoltaik-Anlagen kommt es allerdings immer wieder zu Lieferengpässen. © Mahad Theurer

„Aktuell nehmen wir nur noch Aufträge für Anfang 2024 an“, erzählt Tappeser. Eigentlich sollte die immense Auftragslage den Unternehmer und Elektrotechniker freuen. Tatsächlich aber führt die hohe Nachfrage auf dem Markt zu einer Verknappung der zu verbauenden Module. Der Unternehmer müsse stetig jonglieren, um die notwendigen Teile für die Installationen parat zu haben, da viele Hersteller aktuell nicht liefern könnten.

„Handelskrieg“

„Ich musste schon Installations-Termine verschieben. Da gab es dann Telefonate, wo ich dachte, der Kunde steigt mir durchs Telefon. Die meisten wissen aber über die aktuelle Situation Bescheid“, erzählt er. Für Tappeser wird hier ein Problem unserer Zeit deutlich: „Die Hersteller sind häufig deutsche Firmen, die veredeln die Produkte aber meistens nur.“

Die Bauteile stammten oft aus China. „Das, was mit den chinesischen Unternehmen läuft, ist für mich ein Handelskrieg. Dort wird die Abgabe der Teile so reguliert, dass hier die Preise nach oben schießen. Wir müssen wieder unabhängiger werden und mehr vor Ort herstellen“, meint er.

Für die kommenden Aufträge hätte er noch genügend Teile im Lager, doch das würde vielleicht für die nächsten zwei Monate reichen. Für die danach anstehenden Aufträge müsste er in der Zwischenzeit auf die Lieferung von einem Hersteller spekulieren, die seinen Qualitätsansprüchen gerecht werde.

Die Photovoltaik-Anlage ließ sich problemfrei in den bestehenden Stromkreis integrieren, wie Helge Günther berichtet.
Die Photovoltaik-Anlage ließ sich problemfrei in den bestehenden Stromkreis integrieren, wie Helge Günther berichtet. © Mahad Theurer

Helge Günther ist mit der neuen Photovoltaik-Anlage schon mal zufrieden. Den Auftrag für die Installation hatte er Jörg Tappeser im Mai 2022 erteilt. Damals hieß es, dass der Techniker gegen Februar 2023 mit der Montage der Anlage beginnen könne. Nun hatte Tappeser die notwendigen Teile bereits einen Monat früher vorrätig. „Am Montag wurde mit der Arbeit begonnen. Jetzt, am Donnerstag, fließt bereits der Strom. Trotz der aktuellen Lieferengpässe ist das reibungslos verlaufen.“

Autarke Stromerzeugung

Das Anlaufen der Photovoltaik-Anlage konnte Günther via Handy-App nachvollziehen. „Heute morgen haben wir tatsächlich unseren kompletten Bedarf aus der Solaranlage und nichts mehr aus dem Netz bezogen.“ Für ihn sei das auch ein Stück weit gesteigerte Lebensqualität. Mit dem durch Solarenergie erzeugten Strom fühle er sich einfach wohler. Natürlich wolle er nicht über Menschen urteilen, die ihren Strom anderweitig bezögen, für ihn sei es aber ein logischer Schritt gewesen.

Kaum ist die Anlage verbaut, denkt Helge Günther bereits über weitere Installationen nach. „Auf dem Dach ist ja noch etwas Platz für einige Solarpanels. Außerdem kann man mit Strom auch heizen“, erklärt er. Auch Windenergie könne man mittlerweile für den heimischen Gebrauch nutzbar machen. Mal sehen, was da noch so kommt.

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