Staatsanwaltschaft nennt Details zu Schädel aus dem Gehrenbachsee Grusel-Fall aus Schwerte

Details zu Schädel aus dem Gehrenbachsee: Er ist über 100 Jahre alt
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Es war ein gruseliger Fund, den Ralf Urban und mehrere Kollegen des Schwerter Angelvereins am 14. November 2023 am Ufer des Gehrenbach-Stausees in Schwerte-Ost machten: Im Schlamm des Uferbereichs fanden sie einen Gegenstand, der einem menschlichen Schädel sehr ähnelte. Sie verständigten die Polizei – Einsatzkräfte der Kripo Unna brachten den Fund in die Dortmunder Rechtsmedizin. Nur wenige Tage später gab es Gewissheit: Bei dem grausigen Fund handelte es sich tatsächlich um einen menschlichen Schädel.

Ein Großaufgebot der Polizei suchte am Gehrenbach-Stausee damals nach weiteren Skelettteilen – wurde jedoch nicht fündig.

Fast eineinhalb Jahre später ist der Fall abgeschlossen: Der Abschlussbericht der Rechtsmedizin liege vor, wie die Staatsanwaltschaft Hagen auf Anfrage mitteilt. Es gebe keine Hinweise auf ein Gewaltverbrechen, heißt es.

Schädel-Fund: viele Fragen

Nach dem Grusel-Fund waren zunächst viele Fragen ungeklärt. Wie alt ist der Schädel? Von wem stammt er? Handelt es sich um einen Mann, eine Frau oder gar ein Kind? Steckt womöglich ein ungelöstes Verbrechen dahinter? Die Kreispolizeibehörde Unna teilte zunächst mit, dass vonseiten der Polizei alles unternommen werde, um die Person zu identifizieren. Problem nur: Der blanke Schädelknochen, an dem der Fischfraß schon weit fortgeschritten war, biete nicht mehr viele Hinweise auf das Alter der Person. Später wurde der Fall von der Staatsanwaltschaft Hagen bearbeitet.

Polizisten suchen nach weiteren Skelettteilen im Gehrenbachsee.
Im Dezember 2023 suchte ein großes Polizei-Aufgebot nach weiteren Skelettteilen, jedoch ohne Erfolg. © Johannes Staab (A)

Erkenntnis: Männliche Person

Die Staatsanwaltschaft Hagen teilte im Laufe des Jahres 2024 mit, dass eine forensisch-osteologische Begutachtung ergeben habe, dass es sich vermutlich um einen bereits Jahrzehnte alten Schädel einer erwachsenen männlichen Person handelt. Genauere Rückschlüsse seien jedoch nicht möglich gewesen, da bei der DNA-Analyse nur eine sehr geringe Menge menschlicher DNA herausgearbeitet werden konnte, aus der sich ein eindeutiges DNA-Profil einer einzelnen Person nicht ableiten ließe.

Eine Gewalteinwirkung auf den Schädel konnte zum damaligen Zeitpunkt nicht ausgeschlossen werden, da man am Hinterhaupt sowie an der rechten Schädelseite zahlreiche Einkerbungen fand, die um den Todeszeitpunkt herum hätten entstanden sein können.

„Über 100 Jahre alter Schädel“

Zur näheren Altersbestimmung des Schädels schickte man schließlich eine Knochenprobe zur Durchführung einer Radiokarbonanalyse an das Curt-Engelhorn-Zentrum für Archäometrie in Mannheim. Der Abschlussbericht der Rechtsmedizin, inklusive Radiokarbonanalyse, liege nun vor, wie Dr. Tobias Schülken, Staatsanwalt und Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Hagen, auf Anfrage der Redaktion mitteilt.

Demnach liege das Alter des Schädels mit 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit zwischen dem Jahr 1691 und 1921. „Es handelt sich also – ohne das genaue Alter bestimmen zu können – jedenfalls um einen über 100 Jahre alten Schädel. Weitere Erkenntnisse ließen sich – auch wegen des ‚lagerungsbedingt‘ schlechten Zustands des Schädels – durch keine der vorgenommenen Untersuchungen gewinnen“, ergänzt Dr. Tobias Schülken.

Keine Hinweise auf Gewaltverbrechen

Abschließend hätten sich auch keine Hinweise auf ein Gewaltverbrechen ergeben, weshalb das „hier geführte Todesermittlungsverfahren“ eingestellt werde. Der Schädel werde bestattet, so der Staatsanwalt.

Mehrere Schwerterinnen und Schwerter hatten im Zuge unserer Berichterstattung von Personen berichtet, die auf dem See im Eis eingebrochen seien. Wie es 2024 bereits vonseiten der Staatsanwaltschaft hieß, hätten die polizeilichen Ermittlungen zwar Hinweise zu einer vor über 50 Jahren auf dem See eingebrochenen Frau ergeben, diese waren jedoch mit dem Ergebnis des forensisch-osteologischen Gutachtens nicht in Einklang zu bringen.

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Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien erstmals am 2. April 2025.