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Ein Jahr danach: So geht es einer Corona-Patientin der ersten Stunde heute
Serie: Ein Jahr Corona in Schwerte
Die Corona-Pandemie hat Schwerte und ganz Deutschland fest im Griff. Wir blicken zurück und sprechen mit Leuten, die im vergangenen Jahr mit dem Virus oder dessen Folgen kämpfen mussten.
Am 11. März 2020 meldete das Kreis-Gesundheitsamt den ersten Corona-Fall in Schwerte. Ein Jahr danach blicken wir in einer Serie zurück auf eine Zeit, die viele Einschränkungen und Probleme mit sich gebracht hat. Schulschließungen, Homeoffice, verwaiste Innenstädte, Menschen mit Existenzängsten – die Corona-Pandemie hat ihre Spuren hinterlassen.
So auch bei Tanja Missner. Sie gehörte zu den ersten Corona-Patienten in Schwerte. Am Freitag, den 13. März, bekam sie das positive Ergebnis ihres Corona-Tests. Damals ging die Physiotherapeutin, die ihre Praxis Physio Point in Ergste betreibt, sehr offen mit ihrer Erkrankung um.
„Ich bin auch bloß angesteckt worden"
Ein Jahr danach geht es Tanja Missner gesundheitlich gut. „Bei mir ist zum Glück nichts zurückgeblieben und bei meiner Familie auch nicht", erzählt die Physiotherapeutin im Gespräch mit der Redaktion. Dass sie damals so offen mit ihrer Infektion umgegangen ist, bereut sie nicht.
„Ich bin auch bloß angesteckt worden. Und dadurch, dass ich sofort offen mit dem Thema umgegangen bin, konnten am Ende eventuell andere aus den Fehlern lernen, die ich vielleicht gemacht habe."
Tanja Missner hatte sich auf der Feier zu ihrem 50. Geburtstag angesteckt. Mit 65 Personen feierte sie am Samstag, den 7. März. „In der Woche danach haben wir noch gearbeitet. Einige zeigten bereits Erkältungssymptome. Mein Test am Freitag, den 13. März, war dann der erste positive. Hätten wir es früher gewusst, hätten wir die Praxis schon früher schließen können und es wäre vielleicht nicht so viel passiert", vermutet Tanja Missner.
Seit dem 30. März nur eine Infektion
Stolz ist sie aber auf eine ganz bestimmte Zahl: „Seit dem 30. März, als wir wieder öffnen konnten, war nur eine einzige Person innerhalb der Praxis positiv und es gab keine Ansteckungen innerhalb unserer Räumlichkeiten."
Man achte eben noch mehr auf Patienten und Mitarbeiter. „Alle müssen OP- oder FFP2-Masken tragen, Handyhygiene ist sehr wichtig, Desinfektionsmittel steht zur Verfügung und jeder, der an unseren Geräten trainiert, ist mit Lappen und Putzmittel bewaffnet und kann so direkt reinigen, was er genutzt hat."
Kurzfristige Absagen
Größere Auswirkungen auf das Patientenaufkommen in der Praxis habe die Corona-Pandemie nicht gehabt. Ganz am Anfang seien es etwas weniger Patienten gewesen, so Tanja Missner. Das sei mittlerweile nicht mehr so.
„Wir leiden allerdings etwas unter den kurzfristigen Absagen von Terminen. Wenn jemand anruft und sagt, er habe nur ganz leichte Erkältungssymptome, würde man unter normalen Umständen sagen: ‚Komm trotzdem'. Jetzt sollen diese Patienten auf jeden Fall zuhause bleiben."
Dasselbe gelte für Mitarbeiter mit Erkältungssymptomen. „Bevor wir da irgendein Risiko eingehen, nehme ich lieber die finanzielle Lücke in Kauf", sagt Tanja Missner.
Sport wichtig für das Immunsystem
Es gab aber auch größere Veränderungen im Physio Point während der Corona-Zeit. „Wir hatten vorher im Keller eine Trainingsfläche. Dort durften wir im ersten Lockdown kein Fitnesstraining mehr anbieten", erzählt Tanja Missner. Und so habe sie kurzerhand umgestrickt und seit dem 1. November gibt es bei Physio Point kein Fitnessstudio mehr.

Trennwände tragen zum Infektionsschutz bei. © Physiopoint
Stattdessen setzt man nun auf die medizinische Trainingstherapie. Die Geräte dafür befinden sich im Dachgeschoss. „Oben kann man viel besser durchlüften, man hat mehr Licht und die Geräte sind so angeordnet, dass der Mindestabstand eingehalten wird", erklärt Tanja Missner. Außerdem befinden sich zwischen den Geräten Trennwände und es sei immer ein Therapeut anwesend. Auch eine Liste zur Kontaktnachverfolgung wird gepflegt.
Besonders ältere Patienten seien froh, dass es die medizinische Trainingstherapie gebe, die die Patienten auf Verordnung vom Arzt beim Physio Point durchführen können. „Viele hatten im ersten Lockdown kaum Bewegung und sagen, dass sie das nicht nochmal erleben wollen. Durch das medizinische Gerätetraining können sie ihre Gesundheit erhalten", erzählt Tanja Missner.
Und die Physiotherapeutin schiebt gleich noch einen dringenden Appell hinterher: „Es ist ein Fehler, Trainingsmöglichkeiten und Sport so zu reglementieren. Denn Sport stärkt das Immunsystem und sollte unter sinnvollen Hygieneauflagen erlaubt werden."
Geboren und aufgewachsen an der Grenze zwischen Ruhrpott und Münsterland, hat Kommunikationswissenschaft studiert. Interessiert sich für Tiere, Kultur und vor allem für das, was die Menschen vor Ort bewegt.