
© Reinhard Schmitz
Schwerter Friseure wieder geöffnet: „Das geilste Gefühl, das man haben kann“
Corona-Lockerungen
Am ersten Tag nach dem langen Lockdown mussten die Schwerter Friseure einige missglückte Selbstfrisuren wieder zurechtschneiden. Wer bislang noch keinen Termin hat, braucht Geduld.
Einige „wilde Werke“ hat Mark Stellpflug am Montagmorgen schon gesehen. Seit November hatten die Friseure nicht mehr geöffnet - und längst nicht alle Kunden haben die Haare über vier Monate hinweg einfach weiter wachsen lassen.
„Bei den Herren gab es nicht so große Probleme, aber die Frauen haben sich teilweise zum Beispiel ein bisschen um die Ohren herum geschnitten“, berichtet Ersin Tekin, Mitarbeiterin des Friseursalons Elegance an der Hagener Straße. Und auch Klarissa Eikelmann hat festgestellt, dass die Damen zumindest beim Nachfärben der Haaransätze ihr eigenes Können ausprobiert hätten. „Viele sind uns aber auch treu geblieben und haben sich gesagt: Ach komm, wir sehen eh alle gleich bescheuert aus“, erzählt die Inhaberin des Salons „Klarissas FriseurTeam“ an der Ostenstraße lachend.

"Geöffnet" verkündet die Leuchtschrift im Eingangsbereich von Klarissas Friseurteam an der Ostenstraße. © Reinhard Schmitz
Mit der Tapezierschere die Koteletten geschnitten
Daniel Schülke wiederum hat am ersten Tag eher die Erfahrung gemacht, dass die Männer sich die Haare zu Hause eigenständig gekürzt haben. „Den meisten meiner Stammkunden hatte ich die Haare vor dem Lockdown noch so kurz geschnitten, dass sie so lange warten konnte. Aber wenn welche selbst etwas gemacht haben, dann waren es eher die Herren der Schöpfung“, so der Inhaber des Salons Friseur am Holzener Weg. „Ich hatte einen dabei, der sich mit der Tapezierschere die Koteletten weggebrettert hat.“
Die Freude darüber, endlich wieder arbeiten zu dürfen, ist am Montagmorgen bei allen Friseuren zu spüren. „Die Vorfreude war in den letzten Tagen schon riesengroß. Wenn man seinen Beruf liebt und dazu die Hilfsgelder nicht ankommen, ist das eine Katastrophe, wenn man den Laden so lange geschlossen lassen muss“, so Klarissa Eickelmann. „Es ist einfach herrlich für uns alle“, sagt Mark Stellpflug, der seinen Salon am Rosenweg hat. Und Ersin Tekin bringt ihr Befinden an diesem Morgen ganz salopp auf den Punkt: „Es ist das geilste Gefühl, das man haben kann!“
Einige Salons legen Sonderschichten ein
Da die Nachfrage nach schnellen Termin bei den Kunden erwartungsgemäß groß war, haben sich einige Salons dazu entschieden, in dieser Woche Sonderschichten einzulegen. „Wir machen alle zwei, drei Stunden mehr am Tag“, so Mark Stellpflug. Auch Daniel Schülke berichtet, dass er selbst in dieser Woche viele Überstunden einlege und über den regulären Feierabend hinaus im Salon stehe: „Meinen Stammkunden, die unbedingt diese Woche kommen wollten, habe ich auch einen Termin angeboten.“ Seinen Mitarbeitern habe er selbst überlassen, inwiefern sie Extraschichten machen wollen. „Da mache ich keine Vorschriften. Aber wer jetzt am Anfang gerne mehr arbeiten möchte, um seinen Stammkunden einen Termin anzubieten, kann das machen“, so Schülke.
Klarissa Eikelmann hingegen hat sich dazu entschieden, an den regulären Öffnungszeiten festzuhalten. „Nach dem Lockdown im letzten Frühjahr haben wir zusätzliche Termine angeboten, aber das hat sich für uns nicht gelohnt. Da hatten wir dann in den ersten drei Wochen super viel zu tun und danach gar nichts mehr“, so ihre Erfahrung.
Die Terminbücher sind rappelvoll
Wer sich bislang noch keinen Termin geholt hat, wird sich auch noch ein paar Tage gedulden müssen. Denn die Terminbücher sind für diese Woche schon zu 100 Prozent gefüllt. „Nächste Woche können wir vielleicht noch einen Herrenhaarschnitt dazwischenschieben, ansonsten sind wir da auch schon ausgebucht“, so Ersin Tekin. Auch bei Klarissas FriseurTeam gibt es erst in 14 Tagen wieder freie Kapazitäten.
Zwischen all der Euphorie bringt Mark Stellpflug am Montag auf den Punkt, was sich wohl alle Friseure und ihre Kunden denken: „Wir hoffen, dass wir jetzt auch offen bleiben können und nicht wegen einer Mutation wieder schließen müssen.“ Nicht, dass in ein paar Monaten wieder unfreiwillig „wilde Werke“ entstehen.