Panne bei der Online-Kita-Vergabe in Schwerte „Urlaubsplanung ist für uns unmöglich“

Panne bei der Online-Kita-Vergabe: „Urlaubsplanung ist für uns unmöglich“
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Das Online-Anmeldesystem für Kita-Plätze in Schwerte war längst überholt: Der zehn Jahre alte „Kita-Navigator“ stand bei vielen Eltern in der Kritik. Unter anderem war es nicht möglich, bei der Kita-Auswahl eine Wunsch-Kita zu priorisieren.

Das sollte sich mit dem neuen System „Betreuungsplatz Online“ ändern, wie das Jugendamt im März noch hoffnungsfroh mitgeteilt hatte. Doch dann gab es eine Panne: Ende September bekamen Schwerter Eltern eine E-Mail von der Stadt: Das neue System funktioniert noch nicht. Wir hatten darüber berichtet.

Das ärgert auch Daniela S. (Name der Redaktion bekannt). Die 34-Jährige ist berufstätig und Mutter eines kleinen Sohnes. Der Kleine wird zurzeit von einer Tagesmutter betreut. „Insofern haben wir Glück“, sagt sie. Die Eltern hatten den Eineinhalbjährigen bereits über das Kita-Navigator-System registriert. Doch das alte System ist Ende Mai ausgelaufen und steht nicht mehr zur Verfügung.

Jacken hängen in einer Kita
Bekommt das Kind einen Platz - und wenn ja, in welcher Kita? Das müssen Schwerter Eltern nicht nur für ihre Urlaubsplanung wissen. © picture alliance/dpa

Urlaubsplanung unmöglich

Eigentlich sollte „Betreuungsplatz Online“ im direkten Anschluss Anfang September an den Start gehen. Doch ein lückenloser Wechsel ist laut Jugendamt „bedauerlicherweise nicht möglich“. Einen Kita-Platz zum 1. August 2024 können Eltern daher erst ab dem 2. Januar vormerken. Die Konsequenz: Eltern erfahren erst im März – also knapp drei Monate später – ob, und in welcher Kita ihr Kind einen Platz bekommt.

„Das ist für uns natürlich mehr als ärgerlich“, erklärt Daniela S.. Ihr Mann arbeite Vollzeit, sie selbst ist in Teilzeit berufstätig. Die Urlaubsplanung für das kommende Jahr wird der Familie große Probleme bereiten. „Das hört sich erstmal nach einem Luxusproblem an, aber es betrifft ja viele Eltern und auch deren Kolleginnen und Kollegen“, sagt die Schwerterin.

Denn jede Kita hat in den Sommerferien unterschiedliche Urlaubszeiten und Eingewöhnungsphasen. Solange niemand weiß, in welche Kita das Kind kommt – wenn es überhaupt einen Platz bekommt – ist eine Urlaubsplanung praktisch unmöglich. Daniela S.: „Nicht viele Arbeitgeber oder Kollegen haben für so etwas Verständnis.“ Noch schwerer betroffen seien Eltern, die möglicherweise früh entscheiden müssen, ob sie zum August wieder berufstätig sein können oder nicht.

Situation „unbefriedigend“

Nadine Chill, Schwerte-Wandhofen, Kita-Navigator
Nadine Chill wohnt in Wandhofen. Sie hatte sich im März 2023 zum veralteten Kita-Navigator geäußert. Sie sagt: „Es gibt viele Systeme, die gut funktionieren.“ © privat

Doch was genau ist eigentlich schiefgelaufen? Die Stadt Schwerte hatte den Eltern in der Info-Mail vom September erklärt, dass sich die Plattform „seitens eines externen Dienstleisters“ noch im Aufbau befinde. Daniela S. fragt sich an dieser Stelle, warum die Online-Anmeldung in anderen Städten problemlos funktioniert. „Meine Freundin wohnt in Fröndenberg, dort haben sie das Programm ‚Kita-Place‘, das klappt inzwischen richtig prima.“ Dasselbe System wird auch in Bönen und Holzwickede genutzt.

Der Meinung ist auch Nadine Chill. Die Wandhofenerin hatte sich im Frühjahr über den Kita-Navigator beschwert. Damals hatte sie erzählt, sie habe gemeinsam mit anderen Eltern beim Jugendamt angeboten, ehrenamtlich beratend bei der neuen Organisation der Kita-Vergabe zu helfen. Doch es hätte geheißen, dafür gebe es Fachleute. Damals hatte sie gezweifelt: „Wenn das dieselben Fachleute sind wie beim Navigator, kann ich mir kaum vorstellen, dass das zukünftig besser läuft.“ Heute sagt die Geschäftsführerin einer Medienfirma: „Ich frage mich, warum man in Schwerte nicht einfach auf Systeme zugreift, die woanders problemlos funktionieren. Solche Systeme bestehen doch bereits.“

Bei der Stadt bittet man die Eltern indes um Verständnis. Stadt-Pressesprecher Ingo Rous kann den Ärger der Betroffenen nachvollziehen – die Situation sei „sehr unbefriedigend“. Einzelheiten zur Problematik des Systems könne er zu diesem Zeitpunkt nicht äußern. „Wir haben darauf leider keinen Einfluss. Wir arbeiten mit Hochdruck an einer Lösung, die alle unter den gegebenen Umständen zufriedenstellen wird“, sagt er auf Anfrage. Man werde die Öffentlichkeit „alsbald informieren“ – spätestens in der Sitzung des Jugendhilfe-Ausschusses am 16. November werde man über die Thematik berichten.

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