Schwerter über die Situation in Syrien und der Türkei „Versagen der Politik vor Ort“

Schwerter über die Situation im Erdbebengebiet: „Versagen der Politik“
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Die verheerenden Nachrichten aus dem Südosten der Türkei und dem Norden Syriens wollen nicht abreißen. Mehr als eine Woche nach dem Erdbeben werden zwar noch immer Menschen lebendig geborgen. Mittlerweile gibt es aber auch Schätzungen der UNO, die von bis zu 50.000 Todesopfern ausgehen.

Nachrichten um die Veruntreuung einer Erdbebensteuer, die dem türkischen Staat nach den verheerenden Erdbeben von 1999 Milliarden von Dollar eingebracht haben soll, heizen die Stimmung zusätzlich an. Das Geld sollte in erdbebensichere Häuser investiert werden. Dazu kamen Kämpfe der türkischen Armee mit der YPG in den kurdischen Gebieten im Norden Syriens und die generelle Abgeschnittenheit der betroffenen Gebiete im syrischen Norden.

Politik in der Verantwortung

Wir haben mit den Schwerterinnen und Schwertern darüber gesprochen, wie sie die Situation wahrnehmen und was die Einzelperson tun kann, um zu helfen.

„Das ist ein klares Versagen der Politik vor Ort“, meint Bernhard Hasenbein (73), „dass die Gelder, die eigentlich gedacht waren, um stabile Häuser zu bauen, wer weiß wo gelandet sind.“ Zu der regierenden AKP und Tayyip Erdoğan hat der Rentner auch eine Meinung. „Ich kann nicht verstehen, wie ein solcher Mensch 20 Jahre am Stück gewählt werden kann.“

Auch Sabine Köse sieht die Politik in der Verantwortung. „Wenn ich die Bilder sehe, dann macht mich das sehr traurig und betroffen, weil es ja auch absehbar war und hätte verhindert werden können. Und dass da Menschen so profitgierig sind und Gelder einnehmen, die eigentlich dafür gedacht sind, die Häuser erdbebensicher zu bauen, finde ich ganz schlimm.“

Lage in Syrien

Yazan Ibrahim kommt ursprünglich aus Syrien und lebt seit einigen Jahren in Schwerte. Er hat einen besonderen Blick für die betroffenen Gebiete in Syrien. „Von den Menschen, die in Nordsyrien betroffen sind, sind viele gestorben und werden noch sterben, weil sie dort keine Bagger oder Ähnliches haben. Die Menschen sind dort auch noch sieben bis acht Tage nach dem Erdbeben unter den Häusern begraben.“

Ein Mann und eine Frau in den Trümmern einer Stadt im türkisch-syrischen Grenzgebiet
Ein Mann und eine Frau in den Trümmern einer Stadt im türkisch-syrischen Grenzgebiet © picture alliance/dpa/SOPA Images via ZUMA Press Wire

Ein Cousin und eine Cousine von Yenal Zöhre leben in der betroffenen türkischen Provinz Hatay. Ihre Häuser wurden während des Erdbebens zerstört. „Zum Glück ist ihnen nichts passiert“, sagt die Schwerterin. Sie hätten, als das Beben passierte, Verwandte in der zentraltürkischen Stadt Konya besucht.

Um den vielen Opfern vor Ort zu helfen, gibt es mittlerweile eine Vielzahl an Möglichkeiten. „Ich denke, dass man sich sehr gut an große Spendenorganisationen wenden kann“, sagt Sabine Köse. „Viele Leute kennen ja auch persönlich Menschen, die dort leben oder dort ursprünglich herkommen. Es gibt viele Möglichkeiten, um zu helfen.“

Das sind mögliche Spendenadressen:

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