Aus der Kuhbar wird „Bomonti-Eis“ Hakan Köse geht aufs Ganze – und verzichtet auf den Markennamen

Aus der Kuhbar wird „Bomonti-Eis“: Hakan Köse erfüllt sich seinen Traum
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Schon lange hat ihn der Gedanke beschäftigt. In seiner Eisdiele am Postplatz erzählt der 48-jährige Hakan Köse von seinem großen Traum. „Ich möchte mein eigenes Unternehmen haben, und das zusammen mit meiner Familie betreiben. Vor allem möchte ich mein eigenes Eis verkaufen.“

Köse ist bereits Unternehmer – 14 Jahre lang hat er als Franchise-Nehmer für die Kuhbar Eis verkauft. An drei Standorten in Schwerte hat er die „Kuhtipps der Woche“ angeboten; er hat Jokuhrt, Schokuhlade, Kuhkie oder Tiramikuh-Eis verkauft. Die freundlich lächelnde Kuh, die knalligen rosa T-Shirts der Mitarbeiterinnen – all das gehörte immer mit dazu. „Es war eine gute Zeit“, sagt Hakan Köse.

Doch jetzt wird alles anders. Köse und das Franchise-Unternehmen haben sich zu Jahresbeginn 2024 getrennt – der Unternehmer möchte endlich auf eigenen Beinen stehen. „Anfangs war ich ein Kälbchen. Aber inzwischen ist aus mir eben auch eine große Kuh geworden“, sagt er und lacht.

„Ich wollte die Kuhbar nicht im Stich lassen“

Zwei oder vielleicht sogar drei Jahre lang habe er gegrübelt. Das weiß auch seine Tochter Bennu – die Familie und zwei Mitarbeiterinnen sind bei dem Gespräch dabei. „Er hat schon öfter davon geschwärmt“, sagt die 15-jährige Schülerin. Ehefrau Nurmelek, die in den vergangenen Jahren die Standorte mit betreut hat, kannte den Wunsch ihres Mannes nach der „richtigen“ Selbstständigkeit ebenfalls. Doch Hakan Köse hatte auch ein schlechtes Gewissen. Er sagt: „Ich wollte die Kuhbar nicht im Stich lassen, aber Geschäftsführerin Martina Ostermann war sehr nett und verständnisvoll, als ich ihr von meinem Wunsch erzählt habe.“

Hakan Köse ist zuversichtlich, dass alles gut weiterlaufen wird – und er hat allen Grund dazu. In Istanbul hat er sein Studium als Diplom-Betriebswirt abgeschlossen. Er betreibt in Schwerte seine eigene Eismanufaktur, die Läden und die Mitarbeiterinnen bleiben an den Standorten. Am Postplatz ist das Olga Krefter, und am Gänsewinkel kümmert sich Kimberly Görtler.

Der dreifache Familienvater kümmert sich selbst um den Standort Holzen. „Meine Mitarbeiterinnen sind wie meine Familie“, sagt er und lacht dann Tochter Bennu an. „Und eine Nachwuchs-Mitarbeiterin habe ich ja auch schon.“ Die 15-Jährige hat jedenfalls Lust dazu. „Ich würde meinem Papa neben der Schule gerne helfen und es mal ausprobieren“, sagt sie.

Die Eis-"Familie" (v.l.): Nurmelek, Bennu und Hakan Köse sowie die Mitarbeiterinnen Olga Krefter und Kimberly Görtler.
Die Eis-„Familie“ (v.l.): Nurmelek, Bennu und Hakan Köse sowie die Mitarbeiterinnen Olga Krefter und Kimberly Görtler. © Martina Niehaus

Großer Druck

Was genau möchte Köse zukünftig anders machen? Der 48-Jährige erklärt, dass ihn die vorgegebenen Standards des Franchise-Konzepts irgendwann gestört hätten. „Man muss immer eine bestimmte Sorte haben, zum Beispiel Kürbiskern-Eis. Das läuft aber nicht an allen drei Standorten gleich gut.“ Die Geschmäcker der Schwerterinnen und Schwerter seien an den verschiedenen Eisdielen auch immer unterschiedlich gewesen. „Jetzt kann ich mich noch besser nach meinen Kunden richten und anbieten, was sie sich wünschen.“ Am Ende bliebe dann auch weniger Eis übrig.

In seiner Eismanufaktur hatte Köse auch für andere Kuhbar-Standorte produziert. Das falle jetzt ebenfalls weg. „Der Druck war schon sehr groß. Jetzt produziere ich nur noch für meine eigenen Eisdielen. Ich freue mich schon auf die Saison und auf die Eissorten, die ich herstellen werde.“ Köses erklärte Lieblingssorte ist übrigens Mango-Eis.

Hakan Köse freut sich auf den Frühling – und aufs Mango-Eis!
Hakan Köse freut sich auf den Frühling – und aufs Mango-Eis! © Martina Niehaus

Bomonti – kein Bier, aber Eis

Ein Name für die Eisdielen steht auch schon fest: „Bomonti-Eis by Köse“ sollen sie heißen. Bomonti – das ist der Name eines Viertels in Köses Heimatstadt Istanbul. Das Viertel ist tatsächlich nach einer alten Brauerei benannt – in der Türkei ist Bomonti-Bier sehr beliebt – aber Bier-Eis wird es in Schwerte nicht geben.

„Ich war als Kind oft in dem Viertel unterwegs“, erklärt Hakan Köse die ungewöhnliche Namenswahl. „Dort gab es viele Schweizer Unternehmen, und ein Café war besonders teuer und schön. Man konnte Eis und Kuchen essen.“ Als Junge hätten er und seine Freunde sich regelrecht die Nase an der Fensterscheibe plattgedrückt, erzählt er. „Doch ich hatte nie genug Geld, um hineinzugehen. Da habe ich mir geschworen: Irgendwann machst du dein eigenes Eiscafé auf!“

Mit seinem „Bomonti-Eis“ könnte der Traum jetzt wahr werden. Die Konkurrenz zu anderen Eisdielen – schließlich plant auch die Kuhbar einen neuen Standort in der Ruhrstadt – fürchtet Hakan Köse nicht. „Wir haben schon eine gute Kundschaft, und die wird auch weiter leckeres Eis bei uns bekommen. Wettbewerb ist aber okay. Ich glaube, uns allen kann es hier in Schwerte gutgehen.“

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien bereits am 2. Februar 2024.

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