Ein unbekannter Mann hat offenbar an der Esso-Tankstelle am Holzener Weg in Schwerte versucht, einen Elfjährigen in seinem Auto mitzunehmen. Anschließend verfolgte er den Fünftklässler, der auf dem Rad unterwegs war, noch fast bis nach Hause. Die Mutter des Kindes verständigte sofort die Polizei.
„Mein Sohn besucht die Theodor-Fleitmann-Gesamtschule und wollte nach Schulschluss mit dem Fahrrad nach Hause fahren“, erzählt Lea-Maria W. (34). Gegen 14.30 Uhr war die Schule zu Ende. In Höhe der Esso-Tankstelle am Holzener Weg hielt der Fünftklässler kurz an, um seinen Fahrradhelm zu richten.
Mann fordert Jungen auf, einzusteigen
Am Straßenrand stand dort ein dunkler Mercedes. Ein älterer Mann mit grauen Haaren und dunkler Kleidung sprach den Jungen an. „Komm in mein Auto!“, sagte er zu ihm. „Mein Sohn hat gesagt, der Mann habe ihn recht forsch und streng aufgefordert, ins Auto zu steigen. Er hat nicht versucht, ihn zu locken oder so etwas, sondern ihn direkt aufgefordert einzusteigen.“
Auch andere Kinder, ein Mitschüler des Jungen und ältere Jugendliche, hätten das Geschehen beobachtet. „Guck mal, ist das dein Opa?“ habe einer zu dem Elfjährigen gesagt.
Der Junge reagierte richtig, stieg schnell auf sein Rad und fuhr weg – der Mann im dunklen Auto fuhr ihm aber hinterher. „Mein Sohn war in Panik, er fuhr durch die Unterführung und in Richtung Innenstadt und Extrablatt.“ Bis dorthin folgte der Mann dem Kind. An der Friedenstraße (am dm-Markt) überfuhr der Junge in seiner Panik eine rote Ampel und radelte nach Angaben der Mutter in die Fußgängerzone.
Fünftklässler war in Panik
Am anderen Ende der Fußgängerzone, erzählte er später seinen Eltern, habe der Unbekannte wieder auf ihn gewartet. Das kann die Mutter selbst nicht bestätigen. „Er war in Panik. Mein Mann stand am Gartentor, als er ankam. Er sagte, er habe unseren Sohn noch nie so weinen sehen“, sagt die 34-Jährige. Einen dunklen Mercedes habe der Vater aber nicht gesehen.
Polizei-Pressesprecher Bernd Pentrop von der Kreispolizei Unna bestätigt, dass eine Anzeige eingegangen ist. „Das Kind hat genau richtig reagiert. Es ist nicht eingestiegen und schnell weggefahren.“
Er rät Kindern und Jugendlichen in einer solchen Situation, wenn möglich, auch direkt über 110 die Polizei anzurufen. Auch Eltern sollten nicht zögern, die Polizei zu rufen.
Die Panik des Jungen kann Bernd Pentrop gut nachvollziehen. „Kinder sollten sich in Situationen der Bedrängnis auch offen und laut an Erwachsene wenden. Und sie bitten, die Polizei zu rufen, wenn sie es selbst gerade nicht können.“ Denn der Junge hatte nach Angaben der Mutter kein Handy dabei.
TFG ist gewarnt
Lea-Maria W. hat am Freitagmorgen das Sekretariat der Theodor-Fleitmann-Gesamtschule (TFG) über den Vorfall informiert. „Ich möchte, dass möglichst viele Eltern gewarnt sind. Ich stelle mir immer vor, was hätte passieren können, wenn mein Sohn in dieses Auto gestiegen wäre.“ Schulleiterin Eva Brinkhoff sagt dazu: „Das ist eine ganz unschöne Sache. Wir sensibilisieren unsere Schülerinnen und Schüler auf jeden Fall und machen sie darauf aufmerksam, wie sie sich in solch einer Situation verhalten können und sollen.“
Den verängstigten Elfjährigen haben die Eltern am Tag danach mit dem Auto zur Schule gebracht – und werden das wohl auch in der nächsten Zeit tun. „Wir wollten, dass er selbstständig mit dem Rad zur Schule fahren kann, und dann passiert so etwas“, sagt die 34-Jährige. Auch ein Handy würde sie ihrem Kind jetzt immer mitgeben.
Ihren vollständigen Namen möchte die Mutter nicht nennen, er ist unserer Redaktion aber bekannt. „Wenn der Mann meinem Kind bis fast nach Hause gefolgt ist, muss er nicht wissen, wie wir heißen“, erklärt sie.
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