Als „Unikat in der Nähe der Ruhrwiesen“ wird das älteste Haus Schwertes im Internet zum Verkauf angepriesen. Das Degenhardtsche Haus, wie es in der Ruhrstadt bekannt ist, blickt auf eine lange, bewegte Geschichte zurück. „Anno 1607, den 27 Sept“ – so besagt es die Gravur im Balken über der Eingangstür – wurde es von Henrich Teiner, genannt Degenhardt, gebaut.
Mehr als 400 Jahre später steht das alte Fachwerkhaus immer noch in der Ruhrstadt, genauer gesagt an der Langen Straße in Ergste. Für einen Kaufpreis von 349.000 Euro wird es aktuell auf der Online-Plattform ImmoScout24 angeboten.
Laut Anzeige beträgt die Wohnfläche bei vier Zimmern sowie einer offenen Galerie rund 155 Quadratmeter. Abgerundet werde das Angebot durch eine kleine Terrassen- und Gartenfläche sowie ein Carport, heißt es. Die gesamte Grundstücksfläche beträgt 348 Quadratmeter.
Retter des Degenhardtschen Hauses
Dass dieses besondere Unikat überhaupt noch existiert, ist insbesondere Ex-Hundhausen-Chef Dr. Joachim von Hirsch zu verdanken, der im vergangenen Jahr im Alter von 86 Jahren starb. In den 1980er-Jahren war der aus Ostpreußen stammende Fachmann von der größten Stahlgießerei in Herzberg (Harz) auf den Chefsessel der eingesessenen Tempergießerei am Schwerter Bahnhof gewechselt.

Bei der Suche nach seinem Wohnsitz nahm er das älteste Haus von Ergste in den Blick, das zu diesem Zeitpunkt allerdings mehr eine Ruine war und schon kurz vor dem Abriss stand. Obdachlose hausten in dem mehr und mehr verfallenden Gemäuer. Für 95.000 Mark (circa 48.573 Euro) erwarb Dr. von Hirsch im Jahr 1986 das Degenhardtsche Haus und investierte weitere 350.000 Mark (circa 179.000 Euro) in die Sanierung und Renovierung seines künftigen Heims.

Das hätte sich der Erbauer Henrich Teiner, genannt Degenhardt, wohl nicht erträumen lassen, dass sein 1607 errichtetes Haus fast 400 Jahre später noch eine derartige Auffrischung bekommt. Als erster Knecht durfte der Junggeselle damals gut 50 Meter vom Hugenhof (jetzt Hövelmanns Hof) entfernt siedeln. In Reichweite, damit ihn sein Bauer stets mit lauter Stimme zu Diensten befehlen konnte. Das Wohnzimmer diente damals als Stall, die Terrassentür als Hofeinfahrt.
„Einzigartige Atmosphäre“
Nun wird das denkmalgeschützte Einfamilienhaus am Rande des Ergster Ortskerns verkauft. „Die Fassade beeindruckt durch eine zeitgenössische Eleganz, während im Inneren original erhaltene Elemente aufzufinden sind, wie zum Beispiel die Balken, die für eine einzigartige Atmosphäre sorgen“, heißt es in der Anzeige auf ImmoScout24. Auch auf die „umfangreichen“ Sanierungsarbeiten im Zuge des erwähnten Besitzerwechsels in den 80er-Jahren wird hingewiesen. Das Hauptbadezimmer im Obergeschoss besitze zudem eine Sauna.
Wer künftig in diesem geschichtsträchtigen Fachwerkhaus wohnen möchte, muss einen Kaufpreis von 349.000 Euro stemmen. Dafür bekommt der potenzielle Käufer aber eben ein echtes „Unikat“.

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