Mitarbeiter eines Kostümhändlers posieren in Kostümen aus der Serie „Squid Game" des Streaming-Anbieters Netflix. Szenen aus der Serie sind offenbar ein beliebtes Schulhof-Spiel geworden. © picture alliance/dpa

Squid Game

Schulleiterin zu Squid Game: „Das ist schockierend und befremdlich“

Die Netflix-Serie „Squid Game“ sorgt unter Eltern für Aufregung: Selbst jüngere Kinder ahmen die Gewaltspiele der Serie nach. Wir haben Schulleiter aus Schwerte gefragt, wie sie damit umgehen.

Schwerte

, 14.11.2021 / Lesedauer: 4 min

Ohrfeigen, Tritte oder andere „Strafen“ auf dem Schulhof? Die Serie „Squid Game“ beunruhigt Eltern – und veranlasst Lehrerinnen und Lehrer zu erhöhter Wachsamkeit. Denn an einigen Schulen häufen sich aktuell Vorfälle, in denen Kinder Szenen aus der Serie nachspielen.

Doch von vorn: Was ist „Squid Game“ überhaupt? Die Netflix-Serie aus Südkorea wurde auf dem Streaming-Portal bereits von über 100 Millionen Konten aufgerufen. In „Squid Game“ wird die Geschichte von hoch verschuldeten Menschen erzählt. Sie treten in scheinbar harmlosen Kinderspielen gegeneinander an, um ein Preisgeld in Millionenhöhe zu gewinnen. Doch der makabre Wettbewerb lässt keine zweite Chance zu: Wer es nicht in die nächste Runde schafft, wird getötet.

Die Serie ist ab 16 Jahren freigegeben, doch offenbar kennen selbst Grundschüler bereits Inhalte und ahmen die Spiele teilweise in der Schule nach. Das sieht dann so aus, dass es gezielt Ohrfeigen oder ähnliche „Strafen“ setzt, wenn jemand im „Spiel“ versagt. Ein Schulleiter aus Lünen hatte deshalb eine E-Mail an die Elternschaft verfasst und die Eltern darauf aufmerksam gemacht.

Auch in Schwerte haben wir Schulleiterinnen und Schulleiter gefragt, ob die Serie bei Kindern und Jugendlichen nachgespielt wird – und wie sie im Fall der Fälle darauf reagieren würden.

An der Gesamtschule Gänsewinkel ist es derzeit offenbar noch ruhig. Leiterin Eva Graß-Marx sagt aber, eine Reaktion auf derartige Serien könne nur eine Schulung zu einem kritischen Umgang mit Medien sein. Ein derartiger kritischer Umgang gehöre „regulär zur Medienerziehung“ an der Gesamtschule.

Eine Szene aus der 1. Staffel der Netflix-Serie „The Squid Game". In den neun Folgen wird die Geschichte vom Kampf ums Überleben auf die Spitze getrieben. Wer es nicht in die nächste Runde schafft, wird umgehend getötet. © picture alliance/dpa/Netflix

Demnächst stehe ein Medien-Werkstatt-Abend an. Gemeinsam mit Eltern, Schülerinnen und Schülern sowie Lehrkräften werde man zu dem Tagesordnungspunkt ,Gewalt in den Medien‘ arbeiten. Eva Graß-Marx: „Gewalt in den Medien soll erkannt und die Risiken und Auswirkungen reflektiert werden.“

Auch am Friedrich-Bährens-Gymnasium ist Schulleiter Heiko Klanke entspannt. „Uns liegen noch keine Erkenntnisse diesbezüglich vor. Unsere Beratungslehrkräfte sind aber sensibilisiert.“

Überraschend: Serie besonders bei Jüngeren beliebt

Auch Bärbel Eschmann vom Ruhrtal-Gymnasium hat sich im Kollegium umgehört. „Überraschenderweise ist die Serie eher bei den jüngeren Kindern ein Thema. Und die sollten so etwas ja nun wirklich noch nicht sehen. Ich glaube auch nicht, dass die Serie schon für Jugendliche ab 16 geeignet ist.“

Durch die Berichterstattung sei man jetzt aufmerksam geworden. „Wir halten Augen und Ohren offen“, versichert Bärbel Eschmann. Gerade bei jüngeren Kindern würden die Lehrerinnen und Lehrer entsprechend einwirken. „Bei uns gibt es auch oft Veranstaltungen zu Themen wie Medienkompetenz und Medienkonsum – ich glaube, da gehört das Thema ,Squid Game‘ zukünftig unbedingt hinein.“

Schulsozialarbeiter sind „up to date“

Eva Brinkhoff, Leiterin der Theodor-Fleitmann-Gesamtschule, sagt: „Bei uns ist das noch nicht aufgeploppt, dieser Kelch ist bisher an uns vorbeigegangen.“ Sollte etwas passieren, würde die Schulleitung aktiv zu einem Elternabend einladen. „Wir würden alle Eltern per Mail informieren, unser Schulsozialarbeiter ist da sehr up to date.“

Eva Brinkhoff hat bisher nur an Halloween einige „Squid Game“-Kandidaten getroffen – Kinder und Jugendliche, die auf diese Weise verkleidet herumgezogen waren. Sie findet es erschreckend, dass die Serie selbst unter jüngeren Kindern bereits verbreitet ist. „Das ist schockierend und befremdlich.“

Bisher noch keine Vorfälle an Grundschulen

An Schwerter Grundschulen scheint es jedoch bisher noch nicht zu Vorfällen in Sachen „Squid Game“ gekommen zu sein. Schulamtsdirektorin Bettina Riskop antwortet auf Anfrage: „Bisher haben uns als zuständige Schulaufsichten für die Schulform Grundschule im Schulamt für den Kreis Unna nur einzelne Rückmeldungen aus zwei Grundschulen in Bergkamen erreicht. Aus den anderen Kommunen (abgesehen von Lünen, wie durch Sie berichtet) haben wir bisher nichts gehört.“

Man stehe allerdings in einem „regelmäßigen Austausch“ mit den Schulleitungen und habe das Thema für die nächsten Besprechungen auf der Tagesordnung. Bettina Riskop: „Grundsätzlich empfehlen wir den Schulleitungen, das Kollegium und die weiteren schulischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über das Thema zu informieren und entsprechend zu sensibilisieren.“

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Das Thema sei auch in aktuell stattfindenden Schulpflegschaftssitzungen oder Schulkonferenzen anzusprechen, damit auch Eltern mitgenommen und aufmerksam gemacht werden.

„Sollte es tatsächlich zu Zwischenfällen kommen, die im Zusammenhang mit der Serie stehen, werden die Schulen in Gesprächen mit den Kindern – in Einzelgesprächen, im Klassenverband oder im Nachmittagsbereich in den OGS-Gruppen – die Situationen aufarbeiten. Parallel dazu werden natürlich auch die Eltern einbezogen“, erklärt die Schulamtsleiterin.

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