Nach zwei Jahren Pandemie, verbunden mit Kita- und Schulschließungen, haben viele Vorschulkinder Probleme. Sei es im kognitiven Bereich, in der Sprache, beim Sport oder beim Sozialverhalten. So machen die Ergebnisse des sogenannten „Bildungsmonitors“ des Kreises Unna deutlich, was viele befürchtet haben.
Einige Beispiele, die als zentrale Ergebnisse in die Studie eingeflossen sind:
- Jedes vierte Kind in der Schuleingangsuntersuchung 2019 verfügt über keine altersgerechte Sprachkompetenz.
- Jungen haben in der Schuleingangsuntersuchung 2019 schlechtere sprachliche und mathematische Fähigkeiten als Mädchen.
- Die Anzahl der Zurückstellungen vom Schulbesuch hat sich von 2017/18 bis 2019/20 verdoppelt.
- Jedes fünfte Kind unter sechs Jahren im Kreis Unna wächst in Armut auf.
- 35 Prozent des pädagogischen Personals in den Kitas gehen bis 2035 in Rente.
Probleme mit Mathe
Von Stadt zu Stadt gibt es dabei große Unterschiede. Beim Anteil der Kinder ohne altersgerechte Sprachkompetenz liegt Schwerte mit 23,3 Prozent eher im Mittelfeld, während in Bergkamen 32,6 Prozent der Kinder in dem Bereich Probleme haben. Insgesamt haben Jungen im Kreis Unna mit 28 Prozent öfter Defizite im sprachlichen Bereich als Mädchen (25,7 Prozent).
Bei der mathematischen Bildung liegt Schwerte im negativen Spitzenbereich: 36 Prozent der Kinder zeigen Auffälligkeiten beim Erkennen und Zeichnen von Objekten und Formen. 18 Prozent der Vorschulkinder haben Schwierigkeiten mit Zahlen und Mengen (zum Vergleich: In Bönen sind es 15 beziehungsweise 11 Prozent).
Auch bei der körperlichen Entwicklung hat sich in den vergangenen Jahren gezeigt, dass es öfter Probleme gibt – bei den Schuluntersuchungen stehen zum Beispiel die selektive Aufmerksamkeit oder die Körperkoordination auf dem Prüfstand. Bei insgesamt 381 untersuchten Kindern zeigte Schwerte mit ganzen 46,5 Prozent die höchsten Anteile mit Auffälligkeiten.

Studie im März 2021
Die Studie mit Stand März 2021 ist das aktuellste Dokument, in dem die zehn Kommunen und acht Jugendämter des Kreises ihre Berichte zur Bildung haben einfließen lassen. „Aktuellere Daten als in der Studie gibt es dazu derzeit noch nicht“, sagt auf Anfrage der stellvertretende Pressesprecher des Kreises, Max Rolke.
Der Kinder- und Jugendgesundheitsdienst des Kreises führe die Schuleingangsuntersuchungen durch. „Grundsätzlich können wir sagen, dass es tendenziell mehr Auffälligkeiten im sprachlichen, motorischen und sozio-emotionalen Bereich gibt“, erklärt Max Rolke. Der Beratungsaufwand bei den Schuleingangsuntersuchungen sei dahingehend auch gewachsen. „Die Ärzte vermitteln in Beratungsgesprächen im Rahmen der Schuleingangsuntersuchung den Eltern das Wissen, wie die Defizite in dem jeweiligen Bereich durch gezielte Fördermaßnahmen aufgearbeitet werden können.“
Ob diese Defizite allerdings mit den Kita- und Schulschließungen zusammenhängen, könne man nicht sagen, so der Pressesprecher. „Die Ursachen können multifaktoriell sein – etwa können auch andere Umgebungsfaktoren wie geschlossene Spielgruppen im Freizeitbereich, allgemeine Einschränkungen oder familiäre Spannungen durch weniger Freiräume eine Rolle spielen.“

Bewegung und Motorik
Auffälligkeiten mit Bewegung und Motorik sieht auch die KKH, die Kaufmännische Krankenkasse mit Sitz in Hagen. Immer mehr Kindern falle es schwer, zum Beispiel Purzelbäume zu schlagen, zu hüpfen oder einen Ball zu fangen. Die Zahl betroffener 6- bis 18-Jähriger sei von 2011 bis 2021 um 43,5 Prozent bei Jungen und sogar um 50 Prozent bei Mädchen gewachsen. Das schwäche das Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl, sagt Vijitha Sanjivkumar vom Kompetenzteam Medizin. „Kommen Hänseleien durch Gleichaltrige hinzu, kann das seelische Gleichgewicht in Schieflage geraten, zu Frustration und Isolation führen.“
Was Eltern tun können? „Nutzen Sie daheim jede Gelegenheit und üben Sie mit Ihrem Kind Bewegungen, die ihm schwerfallen – mit Geduld und viel bestärkendem Lob“, rät die KKH-Expertin für Kindergesundheit. „Seien Sie Vorbild und ermuntern Sie Ihr Kind, sich so oft und so vielfältig wie möglich draußen wie drinnen zu bewegen.“
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