Schausteller Hans-Otto Schäfer hat seinen Optimismus auch nach einem Jahr Lockdown für die Kirmesbranche nicht verloren und ein Pferdekarussell ersteigert. © Reinhard Schmitz

Kirmes in Schwerte

Gebrannte Mandeln und Pferdekarussell: Kirmes-Feeling bei McDonald’s

Optimismus in der Corona-Krise beweist Schausteller Hans-Otto Schäfer. An der Heide-Umgehungsstraße K20 baut er ein Pferdekarussell auf. Er hat es gerade erst ersteigert – aus der Insolvenzmasse eines Freizeitparks.

Schwerterheide

, 06.03.2021 / Lesedauer: 3 min

Die Kirmesbuden hinter der Einfahrt zu McDonald’s locken schon seit dem vergangenen Advent mit allerlei Schleckereien von gebrannten Mandeln bis zur Currywurst zum Mitnehmen. Nur ein paar Schritte weiter sind Arbeiter jetzt damit beschäftigt, ein herrlich nostalgisches Pferdekarussell aufzubauen. Anfang der kommenden Woche - so sagt Besitzer Hans-Otto Schäfer - soll es sich auch drehen - aber erstmal nur für ganz besondere Gäste auf dem eingezäunten Gelände.

In Italien ersteigert aus der Insolvenzmasse eines Freizeitparks

Es sind Prüfer vom Technischen Überwachungsverein (TÜV), die das Fahrgeschäft bei den Probeläufen unter die Lupe nehmen. „Der TÜV muss es neu abnehmen“, berichtet Hans-Otto Schäfer. Denn das Karussell hat eine bewegte Geschichte. Der Schwerter Schausteller hat es in Italien aus der Insolvenzmasse eines gescheiterten Freizeitparks ersteigert. „In Italien gibt es keinen TÜV“, erklärt er. Nach einer einmaligen Abnahme würden Fahrgeschäfte dort erst nach zehn Jahren erneut geprüft.

Auf Paletten und in Holzkisten verpackt, kam das Pferdekarussell in Einzelteilen auf dem Gelände des Schaustellerbetriebs Schäfer auf der Schwerterheide an. © Reinhard Schmitz

Mit zwei Lkw ist Hans-Otto Schäfer nach Italien gefahren, um das Karussell selbst abzuholen. Auf Paletten und in Holzkisten waren die Einzelteile verpackt, die auf seinem Betriebsgelände an der Straße Am Eckey/K20 ausgelegt und sortiert werden - in der Hoffnung, dass alles komplett ist. Die erfahrenen Mitarbeiter wissen, wie sie ihre Werkzeuge ansetzen müssen. Die ersten bunten Kirmespferdchen, die ihr Plastikfell sogar mit kleinen Spiegelchen schmücken, haben sie schon auf die Beine gestellt. An Stangen, die unter dem kreisenden Dach befestigt werden, können sie sich später wie im Galopp nach oben und unten bewegen. Wer sich das nicht im Sattel zutraut, für den stehen auch ein paar goldig glitzernde Gondeln bereit.

Das nostalgische Karussell ist erst 19 Jahre alt

Unter einer neuen Bemalung verschwinden werden die goldig umrandeten blauen Tafeln, die sich rings um das Dach ziehen. Ihr Logo mit einer Art kreisrundem Kondensstreifen verrät noch die Herkunft des Karussells. Es sollte eine Attraktion eines Freizeitparks sein, der unter dem Thema „Weltraum“ aufgemacht war. 28 Millionen Euro - so erzählt Hans-Otto Schäfer - hätten die Betreiber in das Projekt gesteckt, das schon nach zwei Monaten wieder geschlossen worden sei. Welche Rolle im All die Kirmespferdchen übernehmen sollten, weiß er nicht. Sie sind übrigens gar nicht so alt, wie sie auf den ersten Blick wirken. Das stimmungsvolle Karussell wurde erst im Jahre 2002 gebaut.

Kirmesspezialitäten zum Mitnehmen bietet der Schaustellerbetrieb Schäfer weiterhin an seinen Verkaufsständen an der Ecke Am Eckey/Osthellweg an. Dort gibt es jetzt neu Produkte wie Currywurst und wechselnde Eintöpfe. © Reinhard Schmitz

Auf demselben Weg hat Hans-Otto Schäfer noch eine weitere Attraktion ergattert: Ein Free-Fall-Turm für Kinder wartet ebenfalls auf den Zusammenbau. Die Anschaffungen zeugen vom Optimismus des Schaustellers, der in Coronazeiten noch gar nicht weiß, wann und wo er seine neuen Fahrgeschäfte überhaupt aufbauen kann. Von Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte er sich in dieser Woche beim Coronagipfel genauere Informationen erhofft - vergeblich. „Wenn sie gesagt hätte: Geimpfte können wieder am normalen Leben teilnehmen“, dann hätte es für die Kirmesbranche eine Perspektive gegeben. Seit einem Jahr sind die Schausteller durch den andauernden Lockdown zur Untätigkeit verdonnert. „Die letzten Einnahmen hatten wir im Dezember 2019 beim Weihnachtsmarkt in Dortmund“, berichtet Hans-Otto Schäfer.

Eine weitere Fahrgeschäft-Renovierung liegt derzeit auf Eis

Zwischendurch baute er seinen großen Voodoo-Jumper zwar noch einmal beim Fundomio-Projekt an der Dortmunder Westfalenhalle auf: „Aber das war nur ein Tropfen auf den heißen Stein.“ Statt 75.000 Besuchern, die der Brandschutz erlaubt hätte, durften wegen der Pandemie-Auflagen lediglich 3.000 Gäste auf das Gelände - da konnte man keinen großen Umsatz machen. Glücklicherweise erhalte er Hilfsmittel. Aber ein weiteres Vorhaben, die Renovierung des großen Katapults auf seiner Wiese nebenan, musste auf Eis gelegt werden. 800.000 bis 1.000.000 Euro sind dafür veranschlagt. Doch in der derzeitigen Situation gebe die Bank keine Kredite.

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