Sie wurde nur 35 Jahre alt. Etwas verloren liegt der Grabstein für Samantha Rivers nur wenige Schritte vom Hauptweg entfernt auf dem Evangelischen Friedhof in Schwerte. Aus massivem roten Granit geschnitten ist das Denkmal für die „einzigartige Ehefrau und Mutter“, wie die Inschrift in goldfarbenen Lettern verrät – in englischer Sprache verfasst.
Doch unter der Tafel ruht keine Urne und kein Sarg. Sie ist das Überbleibsel der aufwendigen Filmkulisse, die ein US-Team beim Dreh eines Actionfilms hinterlassen hat.
„Lasko“-Star Mathis Landwehr
Friedhofsverwalter Frank Schröer war hautnah dabei und weiß schon mehr. „Es geht um Karate“, hat er erfahren. Und er hat auch den Hauptdarsteller gesehen: Mathis Landwehr, der Star der erfolgreichen RTL-Fernsehserie „Lasko - Die Faust Gottes“. In mehreren Staffeln verkörperte der Schauspieler den namensgebenden Mönch, der als Elitekämpfer die verschiedensten waffenlosen Kampfkünste beherrscht.

Action-Szenen wären auf dem Evangelischen Friedhof unerwünscht gewesen. Für einen solchen Antrag hätte das Presbyterium der Evangelischen Kirchengemeinde Schwerte den Filmemachern – genauso wie für Unchristliches – keine Genehmigung erteilt. Aber die in der Ruhrstadt geplante Filmsequenz war absolut unkritisch.
„Es ging nur um den Besuch des Grabes“, berichtet Frank Schröer. Mathis Landwehr, der laut Film-Besetzungsliste im Internet die Rolle des Michael Rivers spielt, ging vor der letzten Ruhestätte in die Knie und legte Blumen nieder. Das war’s. Mehrmals wurde die Szene aus verschiedenen Richtungen gefilmt: „Erst im Nachgang wird entschieden, was in den Film reinkommt.“
Extra keine Beerdigung
Der Aufwand, der in die kurze Sequenz gesteckt wurde, war immens. Schon morgens um 8 Uhr rollte der Filmtross mit mehreren Fahrzeugen an. Damit die Dreharbeiten ungestört verliefen, hatte der Friedhofsverwalter für diesen 1. Juni extra keine Beerdigungen angesetzt. Auch sperrte er die Umgebung des Filmgrabs weiträumig ab, damit keine Besucherinnen oder Besucher unversehens durchs Bild laufen konnten.

Bühnenbildner verwandelten den ausgesuchten Drehort auf einer Grünfläche in ein gepflegtes Grab. Der Untergrund wurde mit Folie abgedeckt und eine Umrandung mit Kantensteinen gelegt. „Dann haben sie Rindenmulch gestreut und sogar Blümchen gepflanzt“, beobachtete Frank Schröer. Der Grabstein aus rotem Granit machte die Illusion perfekt.
Film heißt „The Last Kumite“
Ein riesiges Segel sorgte für das richtige Licht. Für Kamerafahrten wurden eigens Schienen entlang des Grabs verlegt. Und vor dem Baggerschuppen der Friedhofsgärtner entstand eine Kantine, wo ein leibhaftiger Koch die Verpflegung der Schauspieler und Team-Mitarbeiter übernahm. Aufschriften auf dem Equipment verrieten den Titel des künftigen Films: „The Last Kumite“.

Erst um 13 Uhr war alles wieder abgebaut und verschwunden. Hinter die altehrwürdigen Mauern des Friedhofs an der Hörder Straße kehrte die Ruhe zurück. Von seinem kurzen Auftritt als Filmkulisse geblieben ist nur der umgeworfene Grabstein auf einem Rechteck, das sich durch sein leicht vergilbtes Gras in der Umgebung abzeichnet. Mit Fragen in den Augen stehen Besucher oft vor dieser Stelle.
Held muss seine Tochter retten
Im nächsten Jahr soll „The Last Kumite“ die Kinosäle in Amerika füllen, anschließend auch in Deutschland, wie Frank Schröer hörte. Bei einer Google-Recherche im Internet gibt es auch schon kurze Hinweise zum Inhalt.
Im Mittelpunkt stehe der erfahrene Kampfkünstler Michael Rivers, der an einem illegalen Kampfturnier teilnehmen müsse, um seine Tochter zu retten. Angekündigt wird ein „actiongeladener Kampffilm der alten Schule im Stil von Bloodsport, Kickboxer, No Retreat, No Surrender“. Die Regie übernehme Ross W. Clarkson, der den Angaben zufolge auch gemeinsam mit Sean David Lowe für das Drehbuch verantwortlich sei.
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