Ein Paddelboot unter dem Tannenbaum – das wäre in diesem Jahr das perfekte Geschenk gewesen. Sofort zum Ausprobieren und dem Beispiel des früheren Kanu-Weltmeisters Wolfgang Peters zu folgen. Der Athlet nutzte die Gunst der Stunde, um sein Sportgerät für einen „Weihnachtsspaziergang“ der seltenen Art in den überfluteten Ruhrwiesen herauszuholen. Auf der „Blauen Brücke“ unterhalb des Rohrmeisterei-Plateaus, wo der Ruhrtalradweg in den Fluten versunken war, stieß er sogar auf rudernden Gegenverkehr.

„Situation entspannt sich“
So spektakulär der Blick über die Seenlandschaft auch war, in den der Dauerregen der vergangenen Tage das Ruhrtal verwandelt hatte: Schwerte schien bei diesem Hochwasser noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen zu sein. „Wir gehen davon aus, dass die Situation sich entspannt“, sagte Stadt-Pressesprecher Ingo Rous am Mittag des Zweiten Weihnachtstages (26.12.) auf Nachfrage. Der Pegelstand der Ruhr sinke wieder.

Zu dieser Zeit lag der Pegel laut Auskunft der Feuerwehr bei der Marke von 4,16 Metern - acht Zentimeter weniger als noch am Heiligen Abend (24.12.), als die erste Warnstufe von 3,50 Meter deutlich gerissen wurde. Die Verantwortlichen aus der Krisenstabsgruppe der Stadt wurden mitten aus den letzten Festtagsvorbereitungen gerissen und traten zu einer Tagung im Gerätehaus der Feuerwehr an der Lohbachstraße zusammen. Beteiligt waren auch Vertreter von Stadtwerken und Stadtentwässerung (SEG).

Vorsorglich stellte die Feuerwehr gut ein halbes Dutzend Paletten mit Sandsäcken in den gefährdeten Altstadtbereichen der Mühlenstraße ab, mit denen die Anwohner selbst ihre Häuser sicher konnten. Der Ruhrtalradweg und andere Spazierwege in den Ruhrwiesen wurden gesperrt. Denn auch dort, wo sie nur wenig unter Wasser standen, bedeutete die reißende Fließgeschwindigkeit des Flusses eine nicht zu unterschätzende Gefahr.
Bach-Warnsystem erfolgreich
Besonders bange Blicke galten nach der verheerenden Überflutung im Juli 2021 dem Elsebad in Ergste. Um zu verhindern, dass sich der angrenzende Elsebach noch einmal so fatal zurückstauen könnte, rückten Mitarbeiter der SEG mehrfach aus und säuberten den Rechen vor dem Durchfluss des Baches von angeschwemmtem Geäst und weiterem angespülten Unrat. „Es läuft gut“, sagte Heiko Mühlbauer, Sprecher der Konzernmutter Stadtwerke am Dienstagmittag (26.12.) auf Nachfrage. Bei dem Einsatz bestand das von der SEG neu installierte Warnsystem seine Feuertaufe. „An vielen sensiblen Bächen sind Sensoren angebracht“, erläuterte Heiko Mühlbauer. Das sogenannte LoRa-WAN ermögliche es, deren Pegelstände in Echtzeit auf dem Handy einzusehen und bei Bedarf schnell zu reagieren.
Schon seit dem 23. Dezember (Samstag) habe man eng mit der SEG zusammengearbeitet, berichtete Schwimmmeister Hendrik Buschhaus, der ehrenamtlich mit anpackte. Auch Feuerwehr und Stadtwerke seien vor Ort gewesen, lobte er: „Wir haben alle Register gezogen.“ Das Wasser laufe gut ab, es sei zu keiner Überlastung gekommen.
Schotten zu im Elsebad
Vorsorglich hatte das Elsebad-Team auch aber schon die Technikräume mit einem selbst angeschafften Schottsystem verrammelt. Eine Art von Alubrettern schützten die Zugangstüren bis auf halbe Höhe. Zusätzlich wurden im Pumpen- und Filterkeller große Notpumpen installiert, die von einem mobilen Stromversorger jederzeit Elektrizität bekommen konnten. Das Notstromaggregat war natürlich in einer Höhe aufgestellt, die kein Hochwasser erreichen konnte. Um ganz auf Nummer sicher zu gehen, kontrollierten Team-Mitglieder zudem morgens, mittags und abends die Lage vor Ort. Wer vorbeifuhr, schickte den anderen zur Beruhigung Handy-Fotos über WhatsApp.
Feuerwehr sichert fünf Pferde
Die meisten Einsätze hinter sich hatte am Zweiten Weihnachtstag auch die Schwerter Feuerwehr. „Das Übliche“ hieß es aus der Wache, deren Rettungskräfte an den Tagen zuvor unter anderem spektakulär fünf bedrohte Pferde eines kleinen Reitergestüts am Eschenweg gesichert hatten. Die kleine Stallung sei mit Sandsäcken eingedeicht und das Wasser abgepumpt worden, hieß es. Sorgen bereiteten indes noch einzelne Keller, die vollzulaufen drohten, weil deren installierte Pumpen der Dauerbelastung offensichtlich nicht gewachsen schienen. In diesen Fällen war in Geisecke und Westhofen bereits die Hilfe der Feuerwehr gefordert.
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