Beim diesjährigen Young Artists-Festival des Ruhrstadtorchesters kamen in ihren Studien fortgeschrittene junge Musiker zum Zuge, die als Kammermusiker und Solisten bereits einen Platz im Konzertleben gefunden haben. In St. Viktor füllten Besucher etliche Reihen des Kirchenschiffes, um diesem hochkarätigen Konzert zu lauschen.
Dabei trat das Orchester unter Leitung von Kapellmeister Claus Eickhoff in Streicherbesetzung ergänzt um einige Bläser an. Auch Orchestermanagerin Sabine Thielmann mischte sich mit ihrer Gitarre ins Continuo der vorklassischen Werke.
Den Anfang machte Fedor Kalashnov, ein herausragender Flötist, dessen Herkunft und dessen Alter ein Geheimnis zu sein scheinen. Ouvertüre und vielfältige Tanzsätze der h-Moll-Suite Bachs meisterte er von den weich fließenden Linien der langsamen Teile bis zu den virtuosesten Solo-Passagen.
Präzise und klar führte er das Orchester, aber auch eine aus Stimmführern und Continuo gebildete Kammermusik-Formation. Brillant und lupenrein strebte er dem Menuett zu, beendete bravourös mit hoher Geläufigkeit die Suite mit der bekannten Badinerie.

In keiner Weise stand ihm der 1993 geborene bulgarische Cellist Alexander Dimitrov nach. Auf seinem klanglich dominant herausstechenden Instrument wandte er sich Haydns 1. Cellokonzert in C-Dur zu. Scharf, aggressiv intonierte er, setzte kraftvoll und rasant seinen Bogen zu hochvirtuosem Spiel ein. Aber auch weiche und sehnsüchtige Klänge entlockte er seinem Instrument.
Sanglich und volltönend bewegte er sich durch die Variationen, die wunderbare Kadenz des Adagios. Voran stürmend drängte das Orchester im Finale, zupackend und herausfordernd blieb Dimitrov mit fliegendem Bogen keine Antwort schuldig.

Zwei Zupferinnen wollte die Dörken-Stiftung mit dem Duo AdlerSchützmann präsentieren, doch verletzungsbedingt fiel die Gitarristin aus. Auf ausdrücklichen Wunsch von dort fand sich Sabine Thielmann bereit, im Zusammenspiel mit Lotte Nuria Adler diesen Part zu übernehmen. Die trat mit ihrer Mandoline, dem deutschlandweit propagierten Instrument des Jahres an. Klassische Moderne des österreichischen Komponisten Norbert Sprongl bescherte Solistinnen und Orchester harte Arbeit, dem Publikum oftmals dunkle Sequenzen.
Aufkreischende Geigen
Selbst im wiegenden Andante hatten die Musiker einen Dschungel von Dissonanzen zu durchqueren. Im Pizzicato näherten sich die hohen Streicher den Solisten an, lieferten die tiefen Streicher romantische Einschübe dazu. Vorwärts drängend, aus Harmonien herausstolpernd, hatten die Solisten heftig die Saiten schlagend vor aufkreischenden Geigenstimmen zu bestehen.
Für das Orchester war dies ein beeindruckender Ausflug in diese ungewohnte Epoche. Leider bekam Adler nicht die Chance, mit einer Solistenzugabe auch andere Fassetten der Mandoline zu präsentieren.

Um das Publikum nach harter Kost zu versöhnen, servierte Eickhoff mit seinem Orchester Mozarts Sinfonie in A-Dur. Fein und harmonisch, weich, dann jagdlich galoppierend, erklang die ebenso beschwingte wie zuletzt stürmische Musik mit Hörnerschall. Insgesamt ein Konzert, mit dem sich das Ruhrstadtorchester auf hohem Niveau bewegte.
Klassikträume am 20. August:
- Klassikträume an der Ruhr bietet das Ruhrstadtorchester mit der jungen Pianistin Mar Valor Navarro in der Rohrmeisterei. Werke von Pepping, Mozart und Mendelssohn stehen auf dem Programm.
- Termin: Sonntag, 20. August. Beginn: 17 Uhr.
- Karten zu 25 Euro im Vorverkauf und Angebote für Mehrfachbesucher oder Partner auf ruhrstadt-orchester.de