
© Heiko Mühlbauer
Anwohner der Reichshofstraße fordern Durchfahrverbot für Lkw
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Zahlreiche Lkw in der engen Straße, bis zu 100 km/h in der Tempo-30-Zone: Die Anlieger der Reichshofstraße haben genug. Sie fordern endlich eine Verkehrsberuhigung für ihre Straße.
Vor 14 Jahren zogen Vera und Michael Nitsche in die schöne Jugendstilvilla am westlichen Ende der Reichshofstraße. Wenn es damals etwas an der Lage zu bemängeln gab, dann war das die nahe Eisenbahnstrecke. Doch während die Deutsche Bahn in Schallschutz investierte und Jahr für Jahr leiser wurde, nahm der Lärm auf der Straße zu. So sehr, dass die Nitsches sich jetzt mit Nachbarn zusammengetan haben, um gegen den Lärm zu protestieren.

Ein Lkw rangiert an parkenden Fahrzeugen vor dem Westhofener Amtshaus vorbei. © Privat
Der hat zwei Ursachen: Die Reichshofstraße wird immer mehr zu einer Durchgangsstraße für Schwerlastverkehr. Und das obwohl die Straßenschlucht quer durch die Westhofener Innenstadt alles andere als geeignet ist für die schweren 40-Tonner. Die quälen sich dann nicht nur durch Westhofen, sondern auch über die kleinen Serpentinen auf Dortmunder Stadtgebiet Richtung Buchholz. Denn dort ist die Autobahnbrücke über die A45 wegen ihrer Reparaturbedürftigkeit gesperrt.
Lkw dürfen nicht unter der Bahn herfahren
Der Verkehr kann auch nicht auf die Hagener Straße abfließen, denn die Bahnunterführung in Westhofen ist mit 3,90 Metern Höhe ausgeschildert, exakt zehn Zentimeter zu niedrig für die meisten klassischen Sattelschlepper. Eine größere Umleitung gibt es nicht.

So eng ist die Situation für Fußgänger. © Privat
Immer wieder kommt es deshalb auch vor, dass sich Lkw in Westhofen festfahren. Und manchmal klingelte es bei dem einen oder anderen Nachbarn auch mitten in der Nacht an der Haustür, weil ein verzweifelter Trucker nach dem Fahrer eines Autos suchte, dass ihm den Weg versperrte, erzählen die Nitsches.
Das zweite Problem ist der Ausflugsverkehr. Vor allem Motorradfahrer, aber auch etliche Autofahrer nutzen das Ende der Reichshofstraße für einen kurzen Zwischenspurt auf dem Weg zur Hohensyburg. Verkehrsmessungen der Stadt Schwerte in der Vergangenheit ergaben hier, dass mancher es sogar auf ein Tempo von über 100 km/h auf dem kurzen Stück schaffte. Erlaubt ist Tempo 30.
Flugblatt in die Briefkästen gesteckt
Gemeinsam mit ihren Mitstreitern haben die Nitsches ein Flugblatt in die Briefkästen vieler Nachbarn gesteckt: Sie fordern, dass über die Wohnumfeldverbesserung in Westhofen nicht nur gesprochen, sondern endlich auch etwas getan wird. In erster Linie geht es ihnen um Verkehrsberuhigung und ein Durchfahrverbot für Lkw. Und das möglichst zügig.
Denn in der Diskussion ist die Verkehrsberuhigung der Reichhofstraße schon lange. „Das steht auch im Integrierten Stadt Entwicklungskonzept für Westhofen“, sagt Stadtsprecher Ingo Rous. Das ISEK genannte Papier, stellt Eckpunkte für ein Sanierungsprogramm für Westhofen auf, das finanziell vom Land gefördert werden sollte. Da sei die Verkehrsberuhigung einer der wichtigsten Punkte, so Rous. Doch für den aktuellen Förderzeitraum sind die Kassen leer, die Stadt muss also warten, bis es wieder Fördermittel gibt. In diesem Jahr will man einen neuen Antrag stellen.
Streit um das Ortszentrum reicht bis in die 90er Jahre
Das ISEK ist nicht der erste Anlauf, dem Westhoferner Ortszentrum und damit der Reichshofstraße zu mehr Attraktivität zu verhelfen. „Bereits in den 90er-Jahren gab es erste Konzepte, etwas zu ändern“, sagt Guntram Nies-van Colson. Der CDU-Ratsherr setzt sich bereits seit Jahren für eine Verbesserung der Situation in Westhofen ein. „Über 20 Jahre wurden die Anwohner hier schon vertröstet“, sagt er.
Deshalb müsse etwas geschehen. Wenn keine große Lösung denkbar sei, dann eben vorerst eine kleine. Versetzte Parkbuchten oder Pflanzkübel zum Beispiel. Und auch er wünscht sich, den Lkw-Verkehr aus der Westhofener Innenstadt rauszuhalten. Die CDU stellt einen entsprechenden Antrag im Mobilitätsausschuss des Rates. Dort heißt es: „Insgesamt bleibt festzustellen, dass die Wünsche der Anwohnergemeinschaft der Reichshofstraße (circa 200 Hausnummern, circa 500 Personen) systematisch ignoriert werden.“

Wenn links und rechts Fahrzeuge parken, ist Gegenverkehr praktisch unmöglich. © Privat
Lkw-Verkehr nicht ganz zu verhindern
Ohne das ISEK sieht Stadtsprecher Ingo Rous wenig Möglichkeiten. Denn auch wenn man die Reichshofstraße verkehrsberuhige, können die Lkw nicht unter der Bahnlinie herfahren. Deshalb wird es auch durch die Verkehrsberuhigung Lkw-Verkehr geben, so Rous. Denn auch in Westhofen gebe es Unternehmen, die auf die Belieferung durch Lkw angewiesen sind, so Rous.
Ist mit Überzeugung Lokaljournalist. Denn wirklich wichtige Geschichten beginnen mit den Menschen vor Ort und enden auch dort. Seit 2007 leitet er die Redaktion in Schwerte.
