Futuristische Lösung für Radweg-Problem in Schwerte Radler sollen eine Etage höher fahren

Futuristische Lösung für Radweg-Problem: Radler sollen eine Etage höher fahren
Lesezeit

Die Grafik allein sieht schon futuristisch aus – die Idee ist es ebenfalls: Wenn es nach Plänen der Schwerter CDU geht, könnte die Ruhrstadt zukünftig einen Radschnellweg auf Stelzen bekommen. Ein Schweizer Start-up macht in Basel mit einer Teststrecke vor, wie es gehen kann, und auch deutsche Großstädte wie Stuttgart oder München liebäugeln mit dem Bike-Highway.

München erwartet Ende 2023 Ergebnisse der in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie. Im Schwerter Umweltausschuss stieß der Antrag der CDU auf offene Ohren: Bis auf eine Enthaltung stimmten alle dafür, den Traum vom Stelzen-Radweg prüfen zu lassen. Von Ergste über Villigst bis nach Schwerte soll der Radschnellweg führen.

In Ergste würde der Rad-Highway auf Stelzen entlang der Ruhrauen verlaufen. Dahinter liegt die B236.
In Ergste würde der Rad-Highway auf Stelzen entlang der Ruhrauen verlaufen. Dahinter liegt die B236. © Urb-X

Radschnellweg zwischen Ergste, Villigst und Schwerte

„Gerade an der B236 ist das Radfahren problematisch und seit Jahren gibt es die Frage, was man dort machen kann“, sagt Bernd Krause, Vorsitzender der CDU Ortsunion Ergste-Villigst-Geisecke. Über das Sicherheits-Problem an der Letmather Straße (B236) in Ergste berichteten wir. Auf der Suche nach geeigneten Lösungen stieß die CDU auf das Schweizer Start-up „Urb-X“ und hat bereits ersten Kontakt aufgenommen. Die Schweizer signalisieren: Es würde funktionieren, was erste Entwürfe zeigen.

So könnte der Radschnellweg auf Stelzen in Ergste im Bereich des Lindenufers starten und Im Reiche des Wassers in Schwerte enden mit einer Gesamtlänge von 4,2 Kilometern. Eine Querverbindung soll es zwischen dem Ergster Bahnhof und der gelben Brücke geben, um Anschluss an den Ruhrtalradweg zu ermöglichen, wie Krause auf Anfrage verrät.

Die blaue Markierung zeigt, wie der Radschnellweg auf Stelzen in Villigst verlaufen könnte.
Die blaue Markierung zeigt, wie der Radschnellweg auf Stelzen in Villigst verlaufen könnte. © Urb-X

Photovoltaik soll Baukosten refinanzieren

Der Stelzenradweg klingt durchaus verlockend: Man muss es sich vorstellen, wie eine Art Carrera-Bahn, die aus einzelnen Modulen zusammengesetzt wird. Das Baumaterial ist Holz, der Radweg wäre sogar beheizt und ist seitlich mit Photovoltaik-Elementen bestückt: umweltfreundliche Verkehrssache und Kraftwerk in einem, sozusagen.

So könnte die Photovoltaikanlage des Schwerter Rad-Highways 1500 MWh pro Jahr produzieren, „welche den städtischen Baukosten-Eigenanteil am Radschnellweg refinanzieren könnte“, meint die CDU. Die Zahlen habe das Schweizer Start-up Urb-X geliefert.

In Basel hat das Schweizer Start-Up Urb-X eine Teststrecke in Basel aufgebaut.
In Basel hat das Schweizer Start-up Urb-X eine Teststrecke in Basel aufgebaut. © Urb-X

Die Liste an Vorteilen, die die CDU durch den Bau des Stelzenradwegs sieht, ist lang: Die Verkehrsteilnehmenden wären zudem alle getrennt – Autos, Fußgänger, Radfahrer. Plus: „Mit diesem Radschnellweg kann nach Modellrechnungen von jährlichen CO2-Einsparungen in Höhe von 64.000 kg ausgegangen werden, 32% Zeitersparnis sowie eine höhere Radweg-Akzeptanz seitens der Bürger sowie eine höhere Sicherheit für die Bürger.“ Ein weiterer Vorteil sei durch das Stelzenmodell, dass weniger Fläche versiegelt werden müsste im Vergleich zu einer herkömmlichen Radweglösung.

Finanzierung des Radschnellwegs

Ganz klar: Die Lösung für Schwerte könnte ein Vorzeigeprojekt in der Region werden. Wie es um die Finanzierung steht, dazu hat die CDU auch einen Plan: Der Radschnellweg soll sich für die Förderungen des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr mit einem Fördersatz von bis zu 90 Prozent qualifizieren. Die restlichen 10 Prozent sollten sich in den kommenden fünf Jahren nach Bau durch die Photovoltaikanlage rechnen. Eine konkrete Summe für den Rad-Highway gibt es zum jetzigen Zeitpunkt nicht. Immerhin befindet sich der Antrag noch in der Prüfungsphase.

Krachend gescheitert ist der Plan vom Stelzenradweg in der Gemeinde Haar im Süden Deutschlands, angrenzend an München, im Juli dieses Jahr. Dort sollte das Modellprojekt, elf Kilometer lang, pro Kilometer drei bis 3,5 Millionen Euro kosten. SPD und Grüne waren dort von Anfang an skeptisch gewesen, hielten die Idee des CSU-Bürgermeisters letztlich nicht für umsetzbar und stimmten dagegen.

Ob sich der Traum vom Radschnellweg auf Stelzen in Schwerte umsetzen lässt, wird sich zeigen. In der kommenden (29.11.) oder darauf folgenden Ratssitzung könnten erste Ergebnisse vorliegen, so Krause.

Gefahr auf dem Ruhrtalradweg: Thomas Reitz (71) fordert Schilder an kritischer Stelle

„Es reicht, wenn der Krebs ein Leben zerstört“: Oli (58) radelt mit Herz für den guten Zweck

Rainer Budde kritisiert Schilder am Ruhrtalradweg: „Die Leute werden in die Irre geführt“