Stundenlanger Großeinsatz in Schwerte am Dienstag Einzelhändler: „Konnten nichts machen“

Gesperrte Fußgängerzone trifft Geschäfte: Große Umsatzeinbußen
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Zum Glück hatte sie nicht nur das Portemonnaie, sondern auch die Haustürschlüssel ihrer Wohnung eingesteckt, als sie sich auf den Weg in die Mittagspause machte. Denn dass diese so lange währen würde, dass sie bis zum Feierabend überhaupt nicht mehr ihre Ruhrtal-Buchhandlung betreten würde, das konnte Inhaberin Eva Stapper zu diesem Zeitpunkt am Dienstag (18.2.) noch nicht ahnen. Zwar herrschte vor ihren Schaufenstern schon der Polizeiauflauf wegen des offensichtlich verwirrten Mannes auf dem Dach eines der benachbarten Geschäftshäuser. Doch die Einsatzkräfte hätten zugesagt, dass sie nach der Runde durch die frische Luft wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkehren dürfe.

Zwei Stunden im Venezia

Doch als es dann tatsächlich so weit war, hatte sich die Lage verändert. „Mir wurde der Zutritt verwehrt“, berichtet Eva Stapper. Genauso wie ihrem Mitarbeiter Jörg Schroeder, der kurz zuvor ebenfalls zur wohlverdienten Pause aufgebrochen war. Auch der Hinweis, dass er zum Dienst müsse, konnte die Beamten an der Absperrung nicht erweichen. Von der Einmündung Mährstraße bis hinunter zum Cavaplatz wurde die Fußgängerzone abgeriegelt. „Ich habe zwei Stunden bei Venezia gesessen“, sagt die Buchhändlerin. Ein weiterer Mitarbeiter musste allein die Stellung im Laden halten. Er kümmerte sich um den Telefondienst, räumte auf und beschäftigte sich mit Hintergrundarbeit, die immer anfällt.

Die zwangsweise Schließung für mehr als den halben Verkaufstag habe bei seinen Kollegen zu enormen Umsatzeinbußen geführt, erklärt der Vorsitzende der Werbegemeinschaft, Peter Rienhöfer: „Ab 13 Uhr war es wie abgeschnitten.“ Und die Kosten würden ja weiterlaufen. Die Angestellten müssten im Endeffekt weiterbezahlt werden. Denn schließen konnte man nicht, da niemand wusste, wie lange die Sperrung der Innenstadt andauern würde.

Von Kunden abgeschnitten

Das Augenoptik-Geschäft von Peter Rienhöfer selbst hatte Glück, dass es abseits des Sperrbezirks an der Kleppingstraße liegt, die auch vom Nordwall her zu erreichen ist: „Wir haben unsere Termine noch abgearbeitet.“ Doch der Zeitplan geriet durcheinander, da vor allem auswärtige Kunden den neuen Zuweg erst einmal finden mussten.

Ein quergestellter Polizei-Bulli sperrt eine Straße ab.
Ein Absperrband hatte die Polizei in Höhe der früheren Adler-Apotheke am Cavaplatz gespannt. © Carolin West

Völlig vom Kundenverkehr abgeschnitten war Nette’s Lädchen. „Es war schlimm“, berichtet eine Verkäuferin: „Die Polizei wusste auch nicht, wie lange es dauert.“ Die Kunden hätten den Laden noch früher verlassen dürfen. Sie selbst sei bis 17 Uhr geblieben: „Man hat im Laden genug zu tun.“

Riesenandrang am Mittwoch

Noch schwerer getroffen als die Mode- oder Geschenkebranche waren Geschäfte, die mit Frischwaren handeln wie die traditionsreiche Metzgerei Lewe. „Wir konnten nichts machen“, berichtet Chefin Sträter von den Einbußen. Viele treue Kunden, die sich am Dienstag nicht mit Wurst und Fleisch eindecken konnten, holten den Einkauf dann aber offensichtlich am Mittwoch (19.2.) nach: „Gestern war der Laden leer, heute ist er rappelvoll.“

Kleineren Bereich absperren

Für die Zukunft würde sich Werbegemeinschafts-Vorsitzender Peter Rienhöfer natürlich wünschen, dass sich ein solcher Vorfall nicht erneut wiederholt. Ansonsten wäre es für ihn schöner, wenn wenigstens nur ein kleinerer Bereich abgesperrt werden würde und nicht fast die gesamte Hüsingstraße. Obwohl er in diesem Fall Verständnis für die Polizei-Maßnahmen hat: „Der Mann war sehr sichtbar.“ Deshalb habe man ihn abschirmen müssen: „Sonst könnte man ihm etwas zurufen.“

Notausgang als letzter Ausweg

Buchhändlerin Eva Stapper machte sich irgendwann auf den Nachhauseweg, als absehbar wurde, dass dieser Verkaufstag nicht mehr zu retten war. Sie sorgte sich aber noch um ihren Mitarbeiter, der allein im Laden zurückgeblieben war: „Zur Not haben wir einen Hinterausgang.“