Wenn im Rat über die Theodor-Fleitmann-Schule diskutiert wird, geht es immer auch ums Grundsätzliche. Kein Wunder, der Schulneubau wird die Stadtkasse für die kommenden 80 Jahre belasten. Denn so lange dauert es, bis ein öffentliches Gebäude abgeschrieben ist.
Eigentlich sollte es bei der aktuellen Ratssitzung nur darum gehen, ob man für den nun beschlossenen Neubau noch einen Architektenwettbewerb ausschreibt, um mehrere Ideen zur Auswahl zu haben.
Dabei waren die Vorgaben auch relativ klar: Der Wettbewerb kostet Geld und Zeit, beides hat die Stadt nicht. Denn zum einen muss bereits jetzt mit einer Containeranlage mangelnder Schulraum ersetzt werden, zum anderen belasten die geplanten Baukosten die Stadtkasse schon jetzt extrem.

Dennoch wurde zunächst auf anderem Terrain gestritten: „Bevor wir die Vorlage beraten, möchte ich bitten, dass Sie die aktuellen Schülerzahlen bekannt geben“, forderte Renate Goeke (FDP). Denn die zeigen, dass es die neueste unter den Schwerter Schulen bei den Anmeldungen immer noch schwer hat.
Während 138 Schüler an der Gesamtschule Gänsewinkel angemeldet wurden und auch die beiden Gymnasien dreistellige Anmeldezahlen verzeichneten, waren es für die TFG nur 68.
„Bedarf ist da“
Das sei aber kein Grund, den Bedarf für die Schule infrage zu stellen, so Schuldezernent Tim Frommeyer. Denn im Moment gebe es zwar 398 Viertklässler, aber schon 429 Schülerinnen und Schüler in den dritten Klassen. Es ginge darum, nun mit den Schulen eine verbindliche Verfahrensweise zum Verteilen der Schüler zu vereinbaren.
FDP: Leuchtturmprojekt
Das sah die FDP-Politikerin Goeke allerdings anders: „Wir sollen heute die Planung für ein vielleicht 100 Millionen Euro teures Leuchtturmprojekt beschließen. Doch die TFG hat nicht 130 Anmeldungen, sondern weniger als 70.“ Das müsse sich doch auch auf den Bau auswirken. Während die Gymnasien aus allen Nähten platzen, sei die TFG mit ihren 70 Schülern am Rande der Dreizügigkeit. „Und wir tun so, als ob es diese Zahlen nicht gebe“, so Goeke.
Bürgermeister: Nicht die Schulen niederreden
Dafür bekam sie Gegenwind, etwa von Claudia Belemann-Hülsmeyer (SPD). „Frau Goeke hält verzweifelt am dreigliedrigen Schulsystem fest.“ Und Bürgermeister Dimitrios Axourgos ergänzte: „Frau Goeke, ich kann verstehen, dass Sie die aktuellen Zahlen zum Beleg Ihrer seit Jahren vertretenen Argumentation nutzen. Aber vor einigen Jahren gab es auch Anmeldezahlen, die gegen die Gymnasien sprachen. Die haben wir dann auch nicht sofort verkleinert.“ Er appelliere an die Diskussionsteilnehmer, nicht die Schwerter Schulen niederzureden.
Die eigentliche Entscheidung, wie es mit dem Schulbau weitergeht, war dann aber schnell beschlossen. Bei einer Gegenstimme befand der Rat, für die Planung ein so genanntes Verhandlungsverfahren mit skizziertem Lösungsansatz zu wählen. Dabei stellen die Büros vor, wie sie die Schule nach Vorgaben planen und bauen würden und liefern dazu auch schon eine Kostenvoranschlag. Nach festgelegten Kriterien wird dann ein Büro ausgewählt und beauftragt.
Neun Monate Planung
Die Verwaltung schätzt, dass man in diesem Fall etwa neun Monate für das Verfahren brauche. Ein Architekturwettbewerb hätte bis zu eineinhalb Jahre dauern können. Und auch bei den Kosten sprach alles für das Verhandlungsverfahren. Denn das schlägt mit 55.000 Euro zu Buche. Ein Architektenwettbewerb hätte 390.000 Euro gekostet.