Es war das Jahr 1987: Willy Brand trat als SPD-Vorsitzender zurück, Steffi Graf wurde die Nummer 1 der Tennis-Weltrangliste und Mike Tyson war Boxweltmeister im Schwergewicht.
Damals eröffnete der Schwerter Kanute Meinolf Wiese (62) seine Physiopraxis in Lichtendorf. Hier an der Grenze zwischen Schwerte und Dortmund machte er sich selbstständig. Wiese war im ersten Beruf Industriekaufmann, hatte dann aber zum Physiotherapeuten umgesattelt.
Übergabe Mitte Januar 2023
„Zu Beginn hatte ich eine Mitarbeiterin in Teilzeit“, erinnert er sich. Heute arbeiten 36 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Praxis. Die hat sich von 140 Quadratmetern auf inzwischen 850 Quadratmeter erweitert. Doch Mitte Januar ist Schluss: Meinolf Wiese übergibt seine Praxis an Lukas Grewe.
Der studierte Physiotherapeut ist schon seit Anfang 2020 in der Praxis tätig. Und auch er kam über eine kaufmännische Tätigkeit zur Physiotherapie. Grewe studierte Betriebswirtschaft, sattelte aber schnell um und studierte anschließend in den Niederlanden Physiotherapie.
Dass die beiden Männer zueinander fanden, haben sie der Corona-Pandemie zu verdanken. „Zu dieser Zeit gab es nur wenig Jobs“, erzählt Lukas Grewe. Einen davon hatte Meinolf Wiese im Angebot. Der junge Mann stammte schließlich aus dem Dorf, wie die Menschen aus Sölderholz und Lichtendorf ihren Doppel-Ortsteil nennen. Lukas Grewe hatte auch schon Praktika in der Praxis an der Eichholzstraße absolviert.
Der Platzhirsch
„Ganz am Anfang haben wir uns darüber unterhalten, was Lukas für Ziele hat“, erzählt Meinolf Wiese. Der habe ihm geantwortet: „Eines Tages mache ich mich selbstständig. Am liebsten wäre mir hier im Dorf, aber da bist du ja schon der Platzhirsch.“ Die Antwort des 62-Jährigen: „Warum übernimmst du den Laden dann nicht einfach?“
Damals war das noch eher scherzhaft gemeint, doch über die Jahre wurde daraus ein fester Plan. Praxischef Meinolf Wiese plant nämlich seinen Ruhestand und will das Unternehmen in guten Händen wissen. Immerhin geht es um Arbeitsplätze und Patienten. Rund 14.500 Patienten hatte er in den vergangenen 35 Jahren. „Wenn man bedenkt, dass in Lichtendorf und Sölderholz gerade einmal 2.000 Menschen wohnen, ist das schon eine Menge“, sagt der 62-Jährige.
Dass es so viele sind, liege auch daran, dass sich der Beruf und das Tätigkeitsfeld erweitert haben. Kürzere Krankenhausaufenthalte, häufigere Knie- und Hüftprothesen und immer mehr Menschen, die auch im höheren Alter noch aktiv sein möchten, bescherten den Physiotherapeuten reichlich Zulauf. Aber auch die Praxen mussten aufgerüstet werden. Heute hat Meinolf Wiese im Untergeschoss seiner Praxis einen großen Raum mit Geräten für Krankengymnastik. Überhaupt vergrößerte sich der Betrieb über die Jahre, sodass heute fast das ganze Gebäude zur Praxis gehört.
Hausbesuche im Pflegeheim
Zur Praxis gehört auch die Betreuung von 150 bis 160 Patienten, die zu Hause betreut werden müssen. Viele von ihnen wohnen in Pflegewohngemeinschaften oder Pflegeheimen. Insgesamt 12 Einrichtungen werden von den Mitarbeitern des Teams besucht.
Mitte Januar 2023 ist dann Schluss für den Chef. Am Freitag (13. Januar) hat er seinen letzten Arbeitstag, am Montag (16.1.) ist Lukas Grewe zum ersten Mal sein eigener Chef.
Und was macht Meinolf Wiese, wenn er ab Januar viel Zeit zur Verfügung hat? Zunächst werde er ein wenig beratend und unterstützend weitermachen. Außerdem habe er viele Hobbys. Dazu gehört das Mountainbike und künftig auch ein Wohnmobil, um endlich mal zu reisen. „Und seit zwei Jahren bin ich auch Opa“, sagt der 62-Jährige.
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