Gute Stimmung bei den Grünen in der Haselackstraße: Die Partei schaffte in Schwerte 18,9 Prozent, ein Rekordergebnis.

Gute Stimmung bei den Grünen in der Haselackstraße: Die Partei schaffte in Schwerte 18,9 Prozent, ein Rekordergebnis. © Johannes Staab

„Partei, ohne die es nicht mehr geht“: Rekordergebnis für die Grünen in Schwerte

rnLandtagswahl 2022

Bei der CDU und den Grünen herrschte Freude, als die ersten Wahlergebnisse eintrafen. Bei der SPD war man hingegen sichtlich enttäuscht. Und die einzige Schwerter Landtagsabgeordnete muss bangen.

Schwerte

, 15.05.2022, 22:35 Uhr / Lesedauer: 3 min

Er wünsche sich „kluge, selbstbewusste Verhandlungen von einer Partei, ohne die es nicht mehr geht im Land“, sagte Bruno Heinz-Fischer, Fraktionssprecher der Grünen in Schwerte, am Sonntagabend gegenüber der Redaktion. Eine klare Ansage. 27 von 47 Stimmbezirken waren zu diesem Zeitpunkt ausgezählt – und das Ergebnis, über das man sich bereits freuen konnte, sollte sich im Laufe des Abends weiter verfestigen.

Absolutes Rekordergebnis für die Grünen

Die Grünen sind der klare Gewinner dieser Landtagswahl 2022. Auf Landesebene, im Wahlkreis und auch in Schwerte. Im Vergleich zu 2017 konnte die Partei in der Ruhrstadt ordentlich zulegen: 6,3 Prozent der Zweitstimmen in Schwerte hatte man vor fünf Jahren geholt, am Ende waren es am Sonntagabend fast 19 Prozent (18,9) – ein absolutes Rekordergebnis.

Bürgermeister und Wahlleiter Dimitrios Axourgos am Sonntag im Gespräch mit Heiko Mühlbauer. Rund 11.000 Briefwähler habe es bei der diesjährigen Landtagswahl in Schwerte gegeben.

Bürgermeister und Wahlleiter Dimitrios Axourgos am Sonntag im Gespräch mit Heiko Mühlbauer. Rund 11.000 Briefwähler habe es bei der diesjährigen Landtagswahl in Schwerte gegeben. © Johannes Staab

„Feiert, ihr habt es euch verdient“

„Jetzt feiert Leute, ihr habt es euch verdient“, sagte Hans Hierweck aus Schwerte, Landtagskandidat der Grünen für den Wahlbezirk Unna I. Bei den Erststimmen in Schwerte fuhr Hierweck mit 18,64 Prozent ein ebenfalls noch nie dagewesenes Ergebnis ein. Und der einzige Wermutstropfen an diesem Abend war wohl, dass der 37-Jährige coronabedingt zu Hause bleiben musste und nur per Videoschalte in die „Grünfläche“ an der Haselackstraße geschaltet wurde.

Hans Hierweck richtete per Videoschalte ein paar freudige Worte an seine Parteikollegen. Er musste coronabedingt zu Hause bleiben.

Hans Hierweck richtete per Videoschalte ein paar freudige Worte an seine Parteikollegen. Er musste coronabedingt zu Hause bleiben. © Johannes Staab

Freude bei den Christdemokraten

Die besucherstärkste Wahlparty in Schwerte gab es bei der CDU. Die Christdemokraten feierten in der Firma ihres neuen Stadtverbandsvorsitzenden Sascha Enders, bei Dreku. Die Stimmung war gut, auf einer großen Leinwand wurden die Ergebnisse angezeigt. Enders lobte den Einsatz des Wahlkreiskandidaten: „Mit Marcal Zilian haben wir einen jungen Kandidaten gehabt, der dynamisch war.“

Und in Richtung SPD: „Hartmut Ganzke muss sich schon fragen, gegen einen so jungen Kandidaten so auszusehen.“

Kandidat der CDU gab sich enttäuscht

Als Zilian dann in Villigst ankam, brandete Applaus auf. Der Kandidat bedankte sich bei den Parteifreunden, seiner Familie und Freunden für die Unterstützung. Doch er gab sich auch selbstkritisch: Im Wahlkreis habe er sich viel mehr erhofft, sagte er in seiner Rede. Auch wenn man die Wahl gewonnen habe, „das Ergebnis der Erststimmen enttäuscht mich maßlos“, so der Kandidat. Dennoch sei er unheimlich stolz auf den Wahlkreis. Zilian hatte bei den persönlichen Erststimmen im Wahlkreis (29,8 Prozent) gegenüber den Zweitstimmen für die Partei (CDU: 32,5 Prozent) schlechter abgeschnitten.

Marcal Zilian traf am Sonntagabend auf der Wahlparty der CDU bei der Firma Dreku ein.

Marcal Zilian traf am Sonntagabend auf der Wahlparty der CDU bei der Firma Dreku ein. © Johannes Staab

Parteichef Sascha Enders sah das anders: Angesichts des tollen Wahlkreisergebnisses sei es an der Zeit, dass man einen Kandidaten auch mal über die Landesliste besser abgesichert bekomme.

Schneider muss bis zuletzt um Mandat bangen

Schlecht war die Stimmung auch bei der FDP nicht, obwohl das Ergebnis etwas anderes vermuten ließ. Zog die heimische Abgeordnete Susanne Schneider vor fünf Jahren noch mehr als sicher in den Landtag ein, sah es für die Liberale aus Schwerte und ihren Listenplatz 13 am Sonntagabend alles andere als rosig aus.

Für die heimische Abgeordnete Susanne Schneider wird es eng. Sie steht auf Listenplatz 13 ihrer Partei.

Für die heimische Abgeordnete Susanne Schneider wird es eng. Sie steht auf Listenplatz 13 ihrer Partei. © Johannes Staab

Was die Stimmung bei Schneider hoch hielt: Bei den Erststimmen (7,05 Prozent) kam die 55-Jährige in ihrer Heimatstadt prozentual auf ein besseres Ergebnis als die Liberalen bei den Zweitstimmen (5,26 Prozent). „Alles kann ich also nicht falsch gemacht haben“, resümierte Schneider im Interview, nachdem sie abends noch aus dem Kreishaus in Unna nach Schwerte gekommen war.

SPD konnte auch das Stadtergebnis nicht trösten

Nicht mehr viel los war abends auf der Wahlparty der SPD. Deutlich sah man den Sozialdemokraten das Entsetzen ob der Wahlergebnisse an. Da konnte auch nicht trösten, dass die SPD zumindest in Schwerte bei Landtagswahlen immer noch knapp vor der CDU liegt. „Kreisweit sieht es immer noch ganz gut aus, das ändert aber nichts an den Verlusten“, sagte der Schwerter Stadtverbandsvorsitzende Simon Lehmann-Hangebrock, der sich sowohl auf Landesebene als auch im Wahlkreis und in der Ruhrstadt mehr erhofft hatte.

Wahlparty der SPD auf der Heide: War hier noch ein bisschen was los, löste sich die Gruppe am Abend schnell auf.

Wahlparty der SPD auf der Heide: War hier noch ein bisschen was los, löste sich die Gruppe am Abend schnell auf. © Heiko Mühlbauer

Man kann es als stetigen Sinkflug der SPD bezeichnen. Hatte die Partei 2012 noch 46,2 Prozent der Schwerter Zweitstimmen geholt, rutschte man 2017 bereits ab auf 36,4. Bei der diesjährigen Landtagswahl waren es in der Ruhrstadt dann noch einmal 4,3 Prozentpunkte weniger.

„Unser Kutschaty hat leider nicht so gezogen“

Und das große Ganze mit Thomas Kutschaty vorneweg im Wahlkampf? „Das war ein Zweikampf der Kandidaten und der ist ganz klar für Hendrik Wüst ausgegangen“, sagte Lehmann-Hangebrock, „unser Thomas Kutschaty hat da leider nicht so gezogen.“ Für die Sozialdemokraten war der Wahlabend auf Landesebene eine historische Klatsche.