
© Reinhard Schmitz
Papillon wird restauriert: Schwerter City erhält einen neuen Hingucker. Und der ist süß.
Shisha-Bar ausgezogen
Vom ersten Hotel am Platz über eine Diskothek zu einer schummrigen Shisha-Bar heruntergekommen war das Haus an der Hagener Straße. Bald soll es als Manufaktur für Besonderes auferstehen.
Zweimal dick mit schwarzem Klebeband durchgestrichen ist das Wort Shisha-Bar über dem Eingang. Es ist das Einzige, was noch an das schummrige Kapitel des früheren Hotels Astoria an der Hagener Straße 14 erinnert.
Hinter den früher verklebten Rundbogenfenstern haben die Freiräumer ganze Arbeit geleistet. Es muss fürchterlich ausgesehen haben, als sie zum ersten Mal hereinkamen: überall zerschlagene Wandspiegel, mit Messern aufgeschlitzte Sofas und Sessel, in einer Ecke alle Kühlschränke mutwillig zerstört, genauso wie der große Fernseher. Von alledem ist jetzt nichts mehr zu sehen. Nur noch ein paar Reste von Wand- oder Deckenverkleidungen warten darauf, in Container geworfen zu werden.
Für die Renovierung ist alles bis zu den Lüftungskanälen freigelegt. An der Wand zum Nachbarhaus sieht man sogar die aufgeklebten Heraklitplatten, die im Zusammenspiel mit Mineralwolle den Schall schluckten, als der Saal in den 1970er-Jahren zur Diskothek Papillon umgebaut wurde. Tageslicht suchten schon deren Besucher nicht.
Pralinenmanufaktur soll in das Erdgeschoss einziehen
Jetzt soll alles anders werden. „Innen alles ganz hell“, sagt Architekt Manfred Schankat, der dem historischen Gründerzeithaus gegenüber vom City-Centrum seinen früheren Glanz zurückgeben will.
Die großen Bögen über den Schaufenstern, die eine Dreifachverglasung erhalten, sollen wieder freigelegt werden. Damit Besucher der Innenstadt freien Blick auf die künftige Nutzung haben. „Für meinen Traum einer Pralinenmanufaktur“, berichtet Schankat. Ein Antrag auf Nutzungsänderung sei schon gestellt.

Ein neues Kapitel wird für das Gründerzeithaus an der Hagener Straße aufgeschlagen, das einst als Hotel Astoria zu den ersten Adressen der Stadt zählte. Die Shisha-Bar hat das Erdgeschoss verlassen, wo früher mal die Diskothek Papillon war. © Reinhard Schmitz
Natürlich will der Architekt nicht den Beruf wechseln und selbst in das süße Geschäft einsteigen. Auf Vermittlung eines Schwerter Arztes hat er einen Flüchtling aus Syrien kennengelernt, der in seiner Heimat bereits eine Pralinenfabrik betrieben habe: „Er hat Maschinen retten können. Sie sind schon in Deutschland.“ Die Produkte schmeckten völlig anders als die Pralinen, die wir in den Supermarktregalen kaufen.
Der Pralinen-Fabrikant, der den Betrieb den Angaben zufolge mit seinem Sohn führen will, lebt schon in der Ruhrstadt. „Das wäre doch eine Bereicherung für Schwerte“, schwärmt der Architekt. Der Bauherr wünsche sich diese Lösung auch.
Einziger Wermutstropfen: An Ort und Stelle kaufen kann man die Pralinen zumindest vorerst nicht. Sie sollen quasi per Großhandel an Geschäfte gehen.
Vorher muss aber noch einiges an Arbeit in das - einschließlich WC-Anlage - rund 180 Quadratmeter große Erdgeschoss gesteckt werden. Es ist nicht nur die etwas vertiefte frühere Tanzfläche im hinteren Bereich, wo zuletzt junge Männer um eine Wasserpfeife saßen, zu verfüllen.
Die Wohnungen in den oberen Etagen sind schon renoviert
An den darüberliegenden sechs Wohnungen haben die Planer aber schon bewiesen, wie aus in die Jahre gekommenen Appartements wieder moderne Wohnungen mit historischem Flair werden können. Großzügige Badezimmer und wieder ergänzte Dielenböden sind nur einige der liebevoll restaurierten Details.
Jetzt geht es weiter im Treppenhaus. In hellem Holz leuchten am Treppengeländer die Pfosten heraus, die ein Schreiner nach den alten Mustern nachgedrechselt und ergänzt hat. Auch die kunstvollen Bodenfliesen im Erdgeschoss sollen wieder aufgearbeitet werden.
Von außen werden die Renovierungsarbeiten sichtbar, wenn wohl Ende des Monats die Fassade eingerüstet wird. Sie soll - ähnlich wie die fertige Hofseite - eine gelbe Mineralfarbe erhalten.
Auch die hässlichen Blechplatten, die den großen Balkon verschandeln, werden dann durch ein schmiedeeisernes Gitter ersetzt. Gerade so wie im Jahre 1907, als das Astoria zu den ersten Häusern der Stadt zählte.
Reinhard Schmitz, in Schwerte geboren, schrieb und fotografierte schon während des Studiums für die Ruhr Nachrichten. Seit 1991 ist er als Redakteur in seiner Heimatstadt im Einsatz und begeistert, dass es dort immer noch Neues zu entdecken gibt.
