Vermutlich war es nur eine Frage der Zeit: Nachdem Ratsfrau Nicole Schelter im Frühjahr 2023 aus der Schwerter CDU-Fraktion ausgetreten und damit einem Rauswurf zuvorgekommen war, ist sie nun auch raus aus der Partei. Das gab sie jüngst in einer Stellungnahme bekannt, spricht selbst von einem „Austritt aus der CDU“. Diesen Entschluss habe sie „nach reiflicher Überlegung und nicht ohne ein gewisses Maß an Bedauern“ gefasst.
Zuvor war es immer wieder zu Querelen und Streitigkeiten zwischen ihr und der Fraktion gekommen. Eine politische Zusammenarbeit – zumindest in dem Punkt war man sich einig – sei in der Form nicht mehr möglich gewesen. Mehr noch: Ein Parteiausschlussverfahren wurde eingeleitet, nachdem Nicole Schelter im Sommer vergangenen Jahres eine gemeinsame Fraktion mit Ex-AfDler Sebastian Rühling gegründet hatte.
Unberührt von diesem Verfahren hat sich die „Causa Schelter“ nun wohl für die Schwerter Christdemokraten erledigt – Stadtverbandsvorsitzender Sascha Enders aber spricht am Montagabend (5.2.) gegenüber unserer Redaktion nicht von einem selbst gewählten Austritt: „Wer kein Mitglied mehr ist, kann auch nicht austreten.“
Mitgliedsbeiträge nicht gezahlt
Vielmehr habe die Partei die Mitgliedschaft beendet, nachdem Schelter Mitgliedsbeiträgen und Mandatsträgerabgaben, die sie auch nach ihrem Austritt aus der Fraktion weiter hätte zahlen müssen, nicht mehr nachgekommen sei. Diesen Beschluss habe der Kreisverband der CDU am 24. Januar gefasst. Für einen Widerruf hätte Schelter einen Monat Zeit gehabt, sagt Enders, mit ihrer Stellungnahme sei sie dem jetzt zuvorgekommen und dementsprechend nicht mehr länger Mitglied der Partei.
Auf Anfrage der Redaktion versichert Schelter zwar, wegen der nicht gezahlten Beiträge abgemahnt worden zu sein, aber noch keine Benachrichtigung über den Beschluss des Kreisverbandes bekommen zu haben, die in solchen Fällen eigentlich per Einschreiben im Briefkasten landen soll. Am Ende dürfte das nur noch Formsache sein und nicht mehr ausschlaggebend für den seit langem schwelenden Konflikt.
CDU: „Am Ende hat sie uns aufgehalten“
„Die Zusammenarbeit war nicht mehr möglich, in der Fraktion nicht mehr und in der Partei nicht mehr“, so Sasche Enders. „Gerade auf Parteiebene haben wir uns zuletzt mehr mit Frau Schelter beschäftigt, als mit den Themen, für die wir in der Partei sind. Ich habe unzählige Gespräche geführt und Stellungnahmen geschrieben. Am Ende hat sie uns aufgehalten.“ Enders wolle nun einen Haken an die ganze Sache machen. „Man sagt sich Hallo und Tschüss und dann ist das Thema auch erledigt.“
Schelter selbst nutzt den Cut noch einmal dafür, deutlich Kritik an der Schwerter CDU, dem Kreisverband und der Fraktion zu üben – sie spricht von Doppelstandards in der Führungsverantwortung, Toleranz gegenüber Sexismus und einer Förderung traditioneller Rollenbilder. Auch eine Anzeige gegen Verleumdung ihrer Person steht im Raum.
Schelter: „Fühle mich besser ohne CDU“
Grundsätzlich, sagt Schelter, fühle sie sich nun besser ohne CDU. Sie könne sich jetzt freier äußern, ohne einen Gruppendruck zu verspüren. Trotzdem habe sie Bedenken mit Blick auf die politische Arbeit; dass persönliche Befindlichkeiten bei sachlichen Themen künftig eine Rolle spielen, wolle sie nicht.
Ob es für die Schwerter Ratsfrau, die als Mitglied der Fraktion „Freie Stimmen für Schwerte“ weiterhin Politik im Stadtrat machen möchte, in einer neuen Partei weitergeht, lässt sie am Dienstag (6.2.) auf Anfrage offen. Aktuell sei das kein Thema. Vielmehr wolle sie zum jetzigen Zeitpunkt allen danken, „die mich auf diesem spannenden Weg immer konstruktiv begleitet haben“.
Eine Woche nach Rekord-Demo in Schwerte: Nele Blase (26) im Interview: „Waren fassungslos“
Demonstrationen im Kreis Unna: Durften sich Landrat und Bürgermeister „politisch“ betätigen?
5.000 Teilnehmer bei Demo gegen Rechts in Schwerte: Wie berechnet die Polizei solche Zahlen?